Ich weiß nicht was ich denken soll. Immer wieder lasse ich den Abend an dem Sam und ich uns am Strand getroffen haben revue passieren. Und jedesmal bekomme ich eine Gänsehaut und ein angenhemer Schauer durchläuft meinen Körper bei den Gedanken an ihn. Ich sehe auf das weite, scheinbar unendliche Meer, wieder ist ein Tag vergangen an dem er in meinem Kopf war und wieder war es ein Tag an dem ich ihn nicht sehen konnte. Traurig lasse ich meine Schultern hängen, mit meinen Flip- Flops in der Hand laufe ich durch den Sand der angenehm an meinen Füßen kitzelt. Auch wenn ich nicht wirklich daran geglaubt habe, hatte ich irgendwo tief in mir wohl doch die Hoffnung er würde da sein. So naive kannst auch nur du sein, duh. Frustriert atme ich aus. Ich stehe an dem Strandabschnitt der direkt vor unserem Haus liegt, ich beschließe noch ein paar Minuten dort stehen zu bleiben bevor ich zurück ins Haus gehe. Während mich das Wasser mit seiner Ruhe und Gleichmäßigkeit beruhigt, versinke ich wieder in Gedanken. Mir gehen tausend Dinge durch den Kopf, wie mein Dad alleine klar kommt, was meine beste Freundin den ganzen Tag ohne mich macht, wie die Eisdiele von nebenan das geile Eis hinbekommt und welches Geheimrezept der Pizzaladen für diese unglaublich perfekte Pasta benutzt. Ich lächle über meine Gedanken bevor ich wieder ernst werde. Denn es ist vor allem Sam über den ich Nachdenke, ohne an ihn denken zu wollen ist er 24/7 in meinem Kopf und ich kann nichts dagegen machen. Warum mag ich ihn nur so sehr? Wut kommt in mir auf weil ich nicht will dass er mir was bedeutet, oder jedenfalls nicht so viel. Aber das Problem ist, dass ich weiß das er mir bereits jetzt schon mehr bedeutet als er eigentlich sollte und diese Gewissheit frustriert mich. Irgendwas sagt mir, dass er nicht das selbe für mich fühlt. Meine Hände streifen durch den mittlerweile recht kühlgewordenen Sand und malen kleine Herzen in den Sand welche ich sofort wieder verwische als mir klar wird was ich in den Sand male. Am besten sollte ich ihn vergessen. Aufhören den ganzen Tag an ihn zu denken wäre schonmal der erste Schritt Joana. Er ist doch auch nur ein Junge! Es gibt tausende süße Typen warum muss es ausgerechnet dieser heiße, italienische Charmbolzen sein? Warum kann ich nicht aufhören an ihn zu denken? Ich winkle meine Beine an und ziehe sie an meinem Körper, ich schlinge meine Arme um meine Beine und lege mein Kopf darauf ab, für einige ruhelose Minuten bleib ich so sitzen, meine Gedanken drehten sich um Sam und Carla.
Als ich aufstehe, mich umdrehe und zum Haus laufe fällt mir auf, dass Carla mich die ganze Zeit beobachtet hatte da sie auf der Terasse saß und sie dadurch automatisch die ganze Zeit auf den Strand sehen konnte. Wie an jeden anderen Abend auch sitzt sie in einen der Bastsessel auf der Terasse mit einem Glas Wein in der Hand. Als ich die kleine Treppe zur Terasse erreicht habe lächle ich schwach und murmle ein "Hey" sie tut es mir gleich und ich setze mich wortlos in einen der Bastsessel neben ihr. Für ein ganzes Stück sagt keiner etwas, unsere Blicke liegen auf dem Strand an dem ich noch wenige Minuten zuvor gewesen war.
" Joana? " ich zucke leicht zusammen weil meine Gedanken mich überwältigt hatten. Carlas Stimme ist sanft und in ihren Augen liegt etwas was ich nicht deuten kann.
" Wenn dich irgendwas bedrückt, du kannst jederzeit mit mir darüber reden, ich bin ein guter Zuhörer. " ich lächelte denn auch ich verwende diesen Satz häufig wenn ich merkte, dass mit meinen Freunden etwas nicht stimmt. Ich war mir nicht sicher warum aber ich hatte das dringende Bedürfnis mit ihr darüber zu reden, über Sam. Also fing ich an zu reden nachdem ich erst tief Luft holte und dies mit einem Seufzen beendete.
" An meinem ersten Tag hier bin ich in einen Jungen gelaufen. Ich war in Gedanken versunken und er hat mit seinen Kumpels Volleyball gespielt. Am Anfang dachte ich er sei genau wie all die anderen Jungs die ich kenne, sowohl hier als auch Zuhause. Ich hab versucht ihm aus den Weg zu gehen und ihn nicht weiter zu beachten aber an diesem einen Abend... da haben wir uns zufällig am Strand getroffen und ich hab eingesehen dass er eben nicht wie die anderen Typen ist, er ist anders. Irgendwie... besonders. " ich hatte meine Beine wieder an mich gezogen und sie mit meinen Armen umschlungen. Ich machte eine kurze Pause bevor ich weiter sprach und Carla gab mir die Zeit dazu, sie drängte mich zu nichts und ich war ihr dankbar dafür.
" Er hat mir in die Augen gesehen und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl dass ein Junge mich ansieht und mich sieht. Ich meine nicht meinen Körper sondern mich, er hat mir in die Augen gesehen und mein Herz berührt! Seitdem kann ich nicht mehr aufhören an ihn zu denken. Ich bekomme ihn nicht mehr aus meinem Kopf und das macht mich wahnsinnig! Ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Wie kann es sein dass ich nach so kurzer Zeit ein so großes verlangen nach ihm habe dass ich den Nächten von ihm träume und Tagsüber an nichts anderes als an ihn denken kann? " Mir fällt nichts mehr ein was ich ihr noch sagen könnte ohne dass es zu Privat wird also verstumme ich. Ich spüre ihren Blick auf mir und drehe meinen Kopf ebenfalls zu ihr. Diese Frau sieht mir so ähnlich! Das ist unglaublich... doch in ihren Augen liegt neben des müden und traurigen Blicks noch immer dieser Ausdruck von dem ich mir nicht sicher bin was er zu bedeuten hat. Ich warte darauf dass sie mir eine Antwort gibt oder überhaupt irgendwas sagt doch das tut sie nicht, sie denkt nach. Vielleicht weiß sie nicht wie sie anfangen soll? Ich lehne mich in den Bastsessel zurück und schließe kurz meine Augen." Sam war hier. " ihre Stimme ist leicht aber der Inhalt ihrer Worte lässt mich zusammenzucken. Abrupt drehe ich meinen Kopf wieder zu ihr und sehe sie an weil ich mir nicht ganz sicher bin ob sie das gerade wirklich gesagt hat. Ich brauch nicht weiter nachzufragen denn sie spannt mich nicht länger auf die Folter.
" Ach Schätzchen. Auch wenn ich vielleicht eine Fremde für dich bin und in den Jahren in denen wir getrennt waren viel passiert ist kenne ich dich ziehmlich gut. Ich brauche nicht lange um zu erkennen dass dir was fehlt, ich merke wenn du traurig bist und ich weiß dass du gerade dann wenn du traurig bist viel Zeit für dich brauchst. Und diese Zeit habe ich dir gegeben denn du und ich, wir sind uns sehr ähnlich und es fällt mir nicht schwer mich in dich hineinzuversetzten. Glaub mir, ich hätte mich nicht anders Verhalten. Und du musst mir glauben ich bin damals nicht grundlos gegangen. " Sie macht eine Pause und ihre Stimme bricht am Ende leicht. Ich hätte schwören können sie würde mir gleich etwas darüber erzählen warum sie damals gegangen ist. Nicht dass es noch eine große Rolle spielt denn egal warum sie gegangen ist, ich habe ihr bereits verziehen denn ich bin mir sicher dass das keine Entscheidung war die sie gerne getroffen hat. Ihre Stimme ist leise und verleiht dem was sie sagt Nachdruck. Doch sie geht nicht weiter darauf ein was sie dazu bewegt hat und vielleicht ist das für den Moment auch besser so. Aufmerksam höre ich ihr zu als sie weiter erzählt:
" Das mit Sam konnte ich mir schon denken. Ich habe dieses leuchten in deinen Augen gesehen wenn du mich etwas über ihn gefragt hast und in der Nacht hast du manchmal seinen Namen gemurmelt. " Sie lächelt mich warm an, " So etwas übersieht eine Mutter nicht. " nur für einen winzigen Moment genieße ich das Gefühl ihr doch nicht, wie all die Jahre angenommen, egal zu sein. Sie ist aufmerksam und ihr entgeht nichts, keine kleine Geste von mir. Ich kann nicht anders als zu lächeln." Als du vorhin am Strand saßt konnte ich schwören dass Sam in deinem Kopf war. Du sahst so nachdenklich und ... traurig aus. Als hättest du Angst er würde nicht das gleiche für dich fühlen können. Ich werde mich nicht einmischen, denn das ist euere Geschichte und das habe ich auch ihm gesagt. Aber du solltest wissen dass Sam vorhin, als du am Strand warst, hier her kam und nach dir gefragt hat. Wir haben uns lange unterhalten, er saß genau da wo du jetzt sitzt. Dieser Junge würde töten für dich. Ich werde niemals diesen Glanz in seinen Augen vergessen als er anfing über dich zu reden, es schien als wäre er in seiner kleinen Traumwelt verschwunden. Ich kenne Sam seitdem er ein kleiner Junge ist und er war schon immer anders als die anderen Jungs von hier. Er hat mich schon damals immer an dich erinnert. " auf ihren Lippen liegt ein Lächeln dass so viel Wärme ausstrahlt dass man in Alaska im schlimmsten Winter sitzen könnte und nicht frieren würde. Ich bin dankbar dafür dass sie mir davon erzählt hat. Mein Herz schlägt mit einer Geschwindigkeit bei der ich mir nicht sicher bin um sie noch gesund ist aber das stört mich nicht.
" Wenn du nicht mehr aufhören kannst an ihn zu denken und wenn er der Prinz in deinen Tagträumen ist dann warte nicht mehr, geh zu ihm und er wird dich garantiert nicht abweisen. Er scheint dir gut zu tun. Er wartet am Strand auf dich, wenn du nicht kommst wahrscheinlich bis zum bitteren Ende. " Sie freut sich für mich das spüre ich. Und trotzdem liegt ein Ausdruck unsagbarer Trauer in ihren Augen. Vielleicht weil ihr gerade auffällt welchen großen und wichtigen Teil sie beim großwerden ihrer Tochter verpasst hat? So viele Jahre waren wir getrennt und ich bin groß geworden, Dad hat mir die Welt zu Füßen gelegt und ich bin Dankbar für alles was er mir gegeben hat und auch noch immer gibt. Aber für Carla war es anders... sie musste mich verlassen als ich klein war und jetzt, nachdem fast alle wichtigen Stationen im Leben eines Kindes abgeschlossen sind sehen wir uns wieder. Vielleicht verletzt sie der Gedanke so viel von meinem Leben verpasst zu haben. Ich bin hin und her gerissen, ich will so schnell wie möglich zu Sam aber auf der anderen Seite fällt es mir so schwer jetzt zu gehen und sie hier so traurig sitzen zu lassen, wir waren so lange getrennt, in den letzten Tagen hat sich in mir das Bedürfnis aufgebaut bei ihr zu sein, lange Gespräche über alles mögliche mit ihr zu führen und die verlorene Zeit einfach wieder aufzuholen. Sie bemerkt mein zögern und deutet es richtig. Ein letztes Mal lächelt sie mich voller Wärme und Nachdruck an. " Na los, geh schon. " Und ich war mir sicher dass sie es so meinte, sie wusste wie wichtig Sam mir geworden war und sie hatte nicht die Absicht mich länger von ihm fernzuhalten.
" Danke. " sagte ich und es war aufrichtig, sie nickt. Ich stehe auf und geh die kleine zweistufige Treppe nach unten. Ich drehe mich nochmal zu ihr um und sehe sie an bevor ein Satz über meine Lippen kommt der mich viel Mut und Kraft kostet, dennoch ist es das was ich fühle und ich bin glücklich darüber: " Ich hab dich lieb ... Mum. "
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Summer of my life
RomanceKennt ihr das? Wenn ihr euch so stark nach etwas... oder jemanden sehnt dass sich alles in euch verkrampft? Wenn alles was man macht sinnlos erscheint? Dieses zerreißende Gefühl hatte ich zwölf Jahre lang. Denn meine Mutter hatte mich und Dad vor zw...