55. Kapitel - Tris

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Dunkelheit.
Ich kann nichts sehen. Ich hasse es, nichts sehen zu können. Ich will meine Augen aufmachen, aber ich kann sie nicht spüren. Wo sind meine Augen? Bin ich tot? Wo ist meine Mutter?
Tausende Fragen schießen mir durch den Kopf, auf die ich keine Antwort habe. Eigentlich habe ich Angst vor dem Tod, aber es ist so angenehm, nicht mehr kämpfen zu müssen, keine Schmerzen mehr zu haben.
„Was ist mit Tobias?", fragt eine leise Stimme in meinem Kopf. Tobias. Ach, Tobias. Ein Schwung von Erinnerungen zieht an meinen Augen vorbei.
Ich erinnere mich an unseren Abschied. Ich habe ihn geküsst und versprochen, dass er in Zukunft mehr davon haben würde.
Ich versuche mich zu erinnern, was danach passiert ist.
Ich bin zu Caleb ins Labor gegangen. Die Übung ging los. Wir haben uns von Matthew getrennt. Die Sicherheitsposten. Ich habe Caleb gezwungen, mir den Rucksack gegeben. Komisch, dass ich erst dann bemerkt habe, dass ich ihn trotz allem liebe. Ob es ihm gut geht?
Ich versuche mich weiter zu erinnern. Es ist so anstrengend, einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich habe die Wachen erschossen. Schon wieder unschuldige Opfer, die wir getötet haben. Wird das jemals aufhören?
Ich habe Caleb gebeten, Tobias zu sagen, dass ich ihn nicht verlassen wollte. Schon wieder habe ich ein Versprechen gebrochen. Ich hoffe, Caleb hat es ihm gesagt. Damit er mir vergeben kann.
Dann habe ich die Tür gesprengt und dabei meine Pistole verloren. Wozu hätte ich sie denn gebraucht? Dieser Gedanke kommt mir im Nachhinein lächerlich vor. Habe ich wirklich geglaubt, dass niemand von unserem Plan Wind bekommt?
Dann hat die Wirkung des Todesserums eingesetzt. Wie habe ich es bloß geschafft, wieder aufzustehen? Ach ja, weil sich meine Eltern für mich geopfert haben. Natürlich durfte ihr Opfer nicht umsonst sein.
Beim Eintreten folgte dann die nächste Überraschung. David war schon dort. Wie lange hat er schon auf mich gewartet?
Als ich das Gedächtnisserum freisetzten wollte, hat er mich mehrmals angeschossen. Aber ich habe es geschafft.
Dann habe ich meine Mutter gesehen. Meine Mutter? Das ist doch unmöglich! Sie ist tot! Bin ich tot?
Es wird immer schwerer, daran zu denken, was danach passiert ist.
Ich sehe ein Gesicht. Ist es Caleb? Ich glaube schon, aber sein Gesichtsausdruck ist anders als vorher. Entschlossen, nicht mehr ängstlich.
„Tris! Hast du es geschafft?", fragte er. Dann sah er mich genauer an. „Verdammt, du bist angeschossen!"
Normalerweise flucht Caleb nie. Es muss etwas wirklich Schlimmes passiert sein, denke ich.
Dann dreht er sich um und sagt zu jemanden, den ich nicht sehen kann: „Helft mir, sie ins den Krankenabteil zu bringen!"
Dann wird alles schwarz.

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung Alternatives EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt