Clan des Lichts

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Serena

"Mum, ich bin wieder da!", rief ich wie gewohnt, nachdem ich aus der Schule zurück war. Normalerweise empfing mich immer, wenn ich unsere Wohnung betrat sofort der Geruch von Essen.
Heute jedoch roch es muffig in unserer Wohnung, kein Wunder. Sie war klein, alt, halb zusammengefallen und es roch vergammelt.

Mum und ich waren oft umgezogen. Sie hielt es nicht lange an einem Ort aus, sagte sie zumindest. Mir machte das nicht wirklich etwas aus. Ich liebte reisen und neue Umgebungen, auch wenn ich jedesmal wieder die Neue an der Schule. Und kaum hatte man sich an mich gewöhnt, waren wir wieder weg.

Ich schloss die Wohnungstür und zog Schuhe und Jacke aus. Als ich meine Schuhe neben die Tür stellte, fiel mir die zerbrochene Vase auf dem Boden auf. Schnell hob ich die Scherben auf. So schusselig wie Mum war, hatte sie es bestimmt vergessen. Ich nahm sie vorsichtig in die Hand und ging zur Küchentür. Sie war geschlossen, auch ungewöhnlich. Ich öffnete sie und erwartete eigentlich meine fröhliche Mutter hinter dem Herd stehen. Doch mir bot sich ein ganz andere Anblick.

Die ganze Küche war verwüstet, über all lagen zerbrochene Teller und Gläser, Stühle waren ungekippt, Blumenerde lag auf dem Boden verteilt und der Boden war zerkratzt. Panisch ließ ich die Scherben aus meiner Hand fallen. "Mum! Wo bist du?!" Ich rannte zu ihrem Schlafzimmer. Bitte, lieber Gott, lass sie da drin sein. Ich atmete tief ein und stürmte ins Zimmer.

Dort saß sie, gefesselt auf einem Stuhl, neben ihr ein Typ, der mich interessiert ansah. Mum riss panisch die Augen auf. "Serena, verschwinde!" Ich kapierte nicht und blieb stehen. Hinter mir wurde die Tür zugeschlagen und ich entdeckte einen zweiten Mann. Er stellte sich vor die Tür und versperrte mir dadurch die Flucht.

"Serena Wiltshire, schön dich mal kennenzulernen."
"Wer sind Sie? Was wollen Sie von meiner Mutter?" Ich sah ihm direkt in die Augen.
"Das erfährst du schon noch. Jetzt muss ich dich erstmal nach Hause bringen."
"Lass sie in Ruhe, Marcus. Das ist nicht ihr Zuhause und das wird es auch nie sein!", zischte meine Mum hinter mir.
"Ach halt doch den Mund, Victoria. Du hast kein Recht dich hier einzumischen! Sie geht nach Hause, fertig."
"Ich bin hier Zuhause!" Wütend blickte ich ihn an.
Er grinste. "In diesem Drecksloch?! Serena, dein Leben hätte viel schöner sein können, aber deine Mutter war egoistisch und wollte dich für sich allein haben!"
Mum zerrte an ihren Fesseln. "Ich wollte sie beschützen vor euch! Ihr seid machtsüchtig und krank. Euch sind Gefühle von anderen egal, hauptsache ihr seid mächtig!"
"Schweig jetzt, Victoria." Er gab dem anderen Typ ein Zeichen. Dieser ging zu Mum und drückte ihren Kopf gewaltsam nach oben, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. Er beugte sich über sie und kurz darauf kippte ihr Kopf zur Seite. Ihre Augen waren geschlossen und sie bewegte sich nicht. Ich schrie auf. "Was habt ihr mit ihr getan?" Keiner von den beiden schenkte mir Beachtung. Der Typ entfesselte sie und trug sie aus dem Zimmer.

Dieser Marcus drehte sich zu mir und zeigte vor sich. "Wenn du willst, dass deine Mutter am Leben bleibt, dann musst mit uns kommen." Heiße Tränen stiegen mir in die Augen und etwas in meinem Kiefer fing an zu ziehen.

Trotzig ließ ich mich von Marcus nach draußen führen. Dort wartete ein dunkler Wagen, der mir davor gar nicht aufgefallen war.
Mum saß gefesselt auf einem der Rücksitze, ihr lebloser Körper lehnte an der Autotür. Marcus nahm auf dem Beifahrersitz platz und der andere Typ setzte sich hinter das Steuer. Er fuhr los und ich griff nach Mum's Hand. Sie war warm und konnte ihren Puls fühlen.
"Deine Mutter ist lediglich bewusstlos, Serena." Marcus drehte seinen Kopf zu mir nach hinten.
"Wohin bringt ihr uns?" Verbittert sah ich ihn an.
"Das wirst du schon noch erfahren, Serena. Alles mit der Zeit." Damit drehte er sich wieder nach vorne und schwieg.

Die ganze Fahrt lang, sechs Stunde (!), herrschte Schweigen. Marcus und der andere Typ wechselten nur ab und zu ein paar Worte. Mum war die ganze Zeit bewusstlos. Ich hielt ihre Hand und sah aus dem Fenster. Wir fuhren aus dem Landesinneren an die Küste. Die ganze letzte Stunde fuhren wir am Meer, bis wir an eine große Brücke kamen, die über das Meer auf eine Insel führte.

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