Neue Bekanntschaften

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Ray:

Verzweiflung. Sie hatte ihn echt zu sich gelockt. Verdammt! Dafür wird sie büßen. Das schwöre ich. Ich hatte mir für die Nacht eine Unterkunft gesucht und bin durch den Wald gegangen. Jeder meiner Schritte kam mit einem Echo zurück. Jedes knacken eines Astes spürte ich unter meiner Sohle. Ich bin so weich geworden. Ich hatte den ganzen Weg über Tränen im Gesicht. Ich wollte nur Zed wiederhaben. Ich möchte ihn wieder fest mit meinen Armen umschließen und einfach nur mit ihm zusammen sein. Alles was ich wollte, war ihn zu beschützen, doch selbst da habe ich versagt. Ich spürte wie meine Muskeln langsam erschlafften. Diese erste Prüfung machte mir echt zu schaffen. Ich konnte mich nur mit Schmerzen weiter fortbewegen. Plötzlich machte ich in der Ferne eine kleine Holzhütte aus. Sie war anscheinend bewohnt, da dort ein Licht brannte. Ich näherte mich dem Haus langsam. Auch der Nebel versiegte langsam. Als ich vor der Türe stand, klopfte ich langsam. Ich ging ein paar Schritte zurück, wer weiß, wer mir die Türe öffnete. Die Tür ging einen Spalt auf und knarrte unerträglich laut. Ich griff nach meinem Schwertgriff und drückte die Türe langsam auf. Keine Reaktion. Ich trat mit vorsichtigem Schritt ein und sah mich um. Hier musste jemand leben, überall waren Kerzen am brennen und es roch nach Essen. Ich machte noch einen Schritt nach vorne, jedoch stoppte ich schnell als ich einen Dolch vor meiner Kehle spürte. "Einen Schritt weiter und du bist tot." Es war eine weibliche Stimme. "Ich komme in Frieden. Ich suche nur eine Bleibe für die Nacht." Sie setzte den Dolch noch fester an meine Kehle und schnitt sie schon fast durch. "Woher soll ich wissen, das du nicht einer von ihnen bist?" Ihnen? Wen meinte sie? Gibt es in diese Gegend etwa eine Banditengruppe oder ähnliches. "Ich werde es dir beweisen." Sie setzte den Dolch vorsichtig von meiner Kehle und ich zog langsam meine Robe aus. Nachdem ich sie abgelegt hatte, löste ich meine Schwertscheide von meinem Gürtel und legte sie mitsamt meinem Schwert zu Boden.

"Nun gut, ich sehe du bist gutmütig. Komm rein!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich legte meine Sachen an die Türe und setzte mich vorsichtig auf einen Stuhl. "Bist wohl auch auf der Flucht was? Ich heiße Leonora, aber nenne mich bitte Nora. Und mit wem habe ich es zutun?" "Mein Name ist Ray." "Ray heißt du also. Schöner Name. Möchtest du etwas trinken?" Ich nickte ihr zu. "Das hier ist gar nicht mein Haus. Ich habe es verlassen vorgefunden. Das war vor etwa einer Woche. Ich bin auf der Flucht vor Dämonentruppen." Meine Augen wurden riesig. Hatte Lily etwa schon Truppen in Bewegung gesetzt um mich zu finden? Nora reichte mir eine Tasse mit heißem Tee. Es tat gut endlich etwas warmes zu trinken. Zusätzlich legte sie mir noch einen Apfel hin. Ich war sehr dankbar. "Was suchst du hier, Ray? Bist du auch auf der Flucht?" "Nicht ganz, ich muss zu Lilys Schloss. Mein Freund wurde von einer Metamorphose heimgesucht und ist nun verflucht. Mithilfe des Saphirsterns möchte ich ihn wieder zurückbringen." Nora ließ ihre Tasse fallen. Die Splitter verteilten sich auf dem Boden und der Tee versickerte im Holzboden. Ich war etwas verwirrt. "Der Saphirstern? Du hast ihn?" Sie fing an zu zittern und setzte sich. Sie blickte zum Boden. Ich sah nur wie ihre Schultern anfingen zu zucken und ein leises Schluchzen. "Mein Bruder, er wurde auch heimgesucht. Ich wollte mir auch den Saphirstern holen, jedoch konnte ich nicht eintreten. Mir wurde der Zugang verweigert." Nun schaute sich mir in die Augen. Ich konnte ihre Wut, ihre Trauer, ihre Verzweiflung und zugleich ihre Hoffnung sehen. "Ich komme mit dir Ray. Vielleicht kann ich meinen Bruder zurückbekommen!" Sie fing an zu weinen.

Ich weiß genau wie sie sich fühlt. Sie hat auch eine sehr wichtige Person in ihrem Leben verloren. "Okay." Ich sagte diese vier Buchstaben voller Trauer. Ich wollte am liebsten auch anfangen zu weinen. "Wirklich?" Ich nickte nur, denn ich wusste, wenn ich jetzt anfangen würde zu sprechen, würde ich anfangen zu weinen. Ich stand auf und blickte aus dem Fenster. "Zed.." Plötzlich drehte mich Nora zu sich und umarmte mich. "Danke, Ray.." Ich wusste mir nicht zu helfen. "Gerne.." Ich fing an zu weinen. Ich konnte meine Trauer einfach nicht mehr zurückhalten. Nora hatte auch wieder angefangen zu weinen. Wir standen bestimmt zehn Minuten so, bis Nora sagte das sie nun schlafen ginge. Sie legte sich hin und deckte sich bis zu ihrem Kopf zu. Sie hatte wieder angefangen zu weinen. Ich hatte solch Mitleid mit ihr. Sie war bestimmt zwei Jahre jünger als ich. Sie erinnerte mich an Iona.

Iona war meine kleine Schwester. Sie war immer so fröhlich und so lebensfroh. Bis zu jenem Tag. Unser Dorf wurde von Banditen überfallen. Mutter schaffte es gerade so uns beide zu verstecken, als ein Bandit ihr den Kopf abschlug. Iona war geschockt und schrie los. Sie lief zu unserer Mutter, doch der Bandit schnappte sie ebenfalls und brachte sie auch um. Seit diesem Tag schwor ich mir, jeden Verbündeten mit meinem Leben zu schützen. Koste es, was es wolle.

Ich legte mich neben Nora und schlief irgendwann ein.

"Ray..Raaay!" Nora rüttelte mich aus meinem ruhigen Schlaf. Ich rieb mir meine Augen und streckte mich gähnend. Nora kicherte leise. "Du bist süß Ray." Ich wurde rot. Sowas sagte noch niemand zu mir, nicht einmal Zed.

"Wann brechen wir auf Ray?" Sofort wurde ich wieder ernst. "So früh wie möglich." Ich holte Chronicum aus meinem Rucksack und schlug es auf. "Führe uns zu Lilys Schloss, Chronicum." Ohne jegliche Anstalten zeigte Chronicum eine genaue Wegbeschreibung zu ihrem Schloss. Noras Augen funkelten. "Wie cool, woher hast du das?" Ich wollte ihr nicht sagen, das ich es aus den toten Händen eines Nekromanten habe, also erfand ich eine Geschichte. "Ich habe es aus einer Bibliothek. Es war so schön, das ich es einfach mitgenommen habe. Ich wusste selber nicht, dass es zaubern kann." Ich lächelte sie dabei an, doch Nora hatte nur Augen für das Buch.

"Na komm Nora, packen wir alles zusammen und machen uns auf den Weg." Nora nickte mir entschlossen zu.


The Devil inside of me ||Pausiert||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt