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Stundenlang lag ich da, meine Tränen waren ausgetrocknet. Ich rührte mich nicht, es war totenstill. Meine Gedanken kreisten sich die ganze Zeit nur um ihn, ich bekam das Gefühl nicht aus mir heraus, dass er mich schwach bekommen hatte. Ich fühlte mich verändert, plötzlich anders durch ihn. In den letzten Monaten hatte ich noch nie solche Angst in mir gespürt, die alte Melanie war verschwunden.

„Du bist so ruhig", flüsterte Jason gegen meinen Nacken, als er ins Zimmer kam und seine Arme um mein Bauch schlang. Ich machte mir nicht die Mühe und wehrte mich nicht dagegen. „Ich weiß, ich will auch nicht reden", sagte ich und schloss die Augen.

„Melly?", fragte er mich und plötzlich ertönte die Unsicherheit in seiner Stimme. „Hmm", machte ich bloß und drehte mich langsam zu ihm. Ich musste mich daran gewöhnen, dass ich nun 'sein' Mädchen war und sich das zum Alltag entwickeln würde und ich musste aufhören, Angst vor ihm zu haben. Ich musste es akzeptieren. Ich musste akzeptieren das ich all die Menschen nie mehr sehen würde, die mir so sehr bedeuteten. Meine Familie, meine Freunde. Ich zuckte zusammen als ich Jasons Hand an meiner Wange spürte und er mir die Tränen wegstrich, weil ich angefangen hatte zu weinen.

„D-Du wolltest mir etwas sagen", murmelte ich und blickte ihm in die Augen. Er nickte sofort und streichelte sanft meine Wange. „Ich wollte dir nicht weh tun, ich wollte das es schön wird. Ich hätte nicht so grob sein sollen. Ich hätte aufhören sollen, als du mich darum gebeten hast", stotterte er mit Traurigkeit in seiner Stimme vor sich hin und hatte sich aufgesetzt. Ich weitete meinen Augen und war überwältigt von seiner Entschuldigung. Niemals hätte ich gedacht, dass er sich jemals wieder entschuldigen würde und dann auch noch in so einer Situation. „Mach dir keine Gedanken darüber, ich verzeihe dir Schatz", brachte ich ungewollt heraus und würde von einem strahlenden Jason in seine Arme gezogen. Langsam schloss ich meine Augen und versuchte gegen die Tränen zu kämpfen, die in meine Augen gestiegen waren. Schwer atmend löste ich mich aus seinen Armen. Gegenseitig guckten wir uns in die Augen. „Ich liebe dich", sagte er lächelnd und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich erwiderte ohne zu zögern und würde von ihn an den Hüften gepackt und auf seinen Schoß gezogen. Ja, ich sollte es zulassen, denn ich wollte nicht schon wieder darunter leiden. Noch einmal würde und könnte ich das nicht mehr ertragen. Ich merkte wie mein Herz von Sekunde zur Sekunde immer schneller schlug, während er mir sanft mit der Hand über den Rücken streichelte. „Und du liebst mich auch, dass weiß ich", hauchte er gegen meine Lippe, legte sich langsam zurück und zog mich auf sich. Nein, niemals würde ich mich in diesen Psychopathen verlieben.

„Jason jetzt bring doch mal den Müll raus! Wie oft soll ich dir das denn noch sagen?", genervt nahm ich mir die nächste Pfanne in die Hand und begann sie in der Spüle sauber zu schrubben. „Ist ja gut Melly, bin ja schon unterwegs", mit einem Grinsen legte er sein Handy zur Seite, nahm den Müllbeutel zur Hand und verließ endlich damit das Haus. „Wenn du dich weiter so benimmst, dann gibt es heute Nacht ganz viel böses", erschrocken zuckte ich zusammen, als er seine Arme um mich geschlungen hatte und sanft meinen Nacken küsste. Dann begann ich zu grinsen und drehte mich langsam in seinem Arm um und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich kann es kaum abwarten", sagte ich grinsend und küsste sanft seine Lippen. Wie sehr ich ihn doch liebte. „Ich liebe dich Schatz, so sehr", strahlte er und küsste mich erneut. Ich kicherte und lächelte glücklich in den Küss hinein. „Und wie sehr ich dich", hauchte ich zurück.

Erschrocken zuckte ich zusammen und saß in der nächsten Sekunde aufrecht im Bett. Schwer atmend blickte ich um und erblickte den schlafenden Jason noch neben mir. Es war nur ein Traum gewesen Mel, nur ein Traum, sagte die innere Stimme immer wieder zu mir. Inzwischen waren zwei Monate vergangen. Seitdem war Jason sich sicher und sagte mir jeden Tag aufs Neue, dass ich ihn genauso liebe, wie er mich, ich es aber nur nicht merke. Sofort schüttelte ich den Kopf und vertrieb somit diesen komischen Gedanken und wollte aufstehen , als ich plötzlich zurück gezogen wurde.„Willst du etwa abhauen?", raunte er mit seiner tiefen Morgen Stimme in mein Ohr und verteilte kleine und sanfte Küsse in meinen Nacken. „Morgen", murmelte ich bloß und starrte an die weiße Wand von mir. Mittlerweile war es ein normaler Alltag für mich in seinen Armen aufzuwachen und so liebevoll von ihm behandelt zu werden. Seitdem hatte er mir nicht einmal weh getan, doch anfassen tat er mich immer. Jedoch wehrte ich mich nicht, denn sonst würde es sich sicherlich nur zum schlimmen wenden. „Können wir heute nach draußen?", fragte ich unsicher und erwartete schon das schlimmste. „Natürlich, wir gehen im Wald etwas Holz sammeln, machen ein kleines Lagerfeuer und machen uns es dann gemütlich", sagte er lächelnd und küsste meine Hände, die er mit seinen verschränkt hatte. Seufzend blickte ich ihm in die Augen und nickte langsam. Nachdem er sich noch einige Minuten lang sich an mich gekuschelt hatte, standen wir endlich auf und gingen herunter in die Küche. Wir bereiteten uns wie jedes Mal das Frühstück vor und setzten uns anschließend hin. Während wir aßen brachte niemand ein Wort heraus. Auf einmal brach die Stille durch mich, weil ich eine Gabel auf den Boden fallen ließ. Ich schluckte kurz und blickte rüber zu Jason, der nur lächelte und kurz auflachte. Verwirrt blickte ich zur Seite und wollte mich gerade bücken, doch er kam mir zuvor und gab mir eine neue Gabel. Unsere Finger berührten sich und sofort zuckte ich zusammen, als sich ein komisches Gefühl in mir bereit machte. Nein! Was für ein Gefühl? Ich fühlte gar nicht, überhaupt nichts gegenüber ihn. Ich hasste ihn!


„Jason hast du vielleicht noch eine Jacke für mich?", fragte ich unsicher als wir im Flur standen und er sich seine Jacke und die Schuhe anzog. Er nickte sofort und holte mir einer seiner Jacken, die neben der Garderobe in einem Schrank hang. Ich bedankte mich bloß und zog sie mir an. Sofort stieg sein Geruch in meine Nase. Ich konnte nicht anders und schloss die Augen, denn ich mochte es. Nein! Es ist ja etwas anderes, Jungs riechen immer gut durch ihr Parfüm. „Das ist mein eigener Geruch", sagte Jason plötzlich und ich starrte ihn mit geweiteten Augen an. „Ist das-", ich redete nicht weiter und wurde ungewollt rot. Er lachte auf und zog mich in eine innige Umarmung. Ich erwiderte leicht und schloss meine Augen für einen kurzen Augenblick. Moment! Warum zur Hölle machte ich meine Augen zu? Sofort öffnete ich sie wieder und löste mich von ihm. Nachdem ich mir noch meine Schuhe angezogen hatte, nahm Jason meine Hand und wir verließen das Haus. Sofort zog ich die frische Luft in mich hinein und genoss den Wind der mich leicht ins Gesicht blies. Eine Weile liefen wir einfach nur Hand in Hand nebeneinander und redeten nicht. „Wollen wir jetzt Holz sammeln und dann langsam zurück?" Ich nickte einfach und löste mich aus seiner Hand. Wenn er das unbedingt wollte, dann würde er auch bekommen was er wollte. Es vergingen Minuten in denen wir das Holz sammelten und uns kaum unterhielten, was besser für mich war. Ich drehte mich um und entdeckte einen großen und dicken Baumstamm und überlegte ob ich das wirklich tun sollte. Wenn ich diese Chance nicht ergreife, dann wusste ich, dass ich es definitiv bereuen würde. Ich blickte mich um und sah Jason etwas weiter weg, er war mit dem Rücken zu mir gedreht. Ich atmete tief durch, packte den Baumstamm fest und hob ihn mit voller Kraft hoch. Verdammt war der schwer! Ich kniff die Augen zusammen und lief langsam und schleichend von hinten an ihn ran. Jetzt Melanie, das ist deine Chance. Ich erhob das große und schwere Stück Holz und ...

„AUA", schrie ich und knickte mit dem Fuß um. Dabei ließ ich den Baumstamm fallen und spürte wie es mir noch auf den Fuß viel, der schon umgeknickt war. Geschockt drehte sich Jason zu mir um und kniete sich zu mir runter. Ich schluchzte auf und merkte wie einzelne Tränen mir über die Wange kullerten. „Och man Melly, du sollst doch nicht so schweres tragen", schimpfte er mit mir und entfernte den Baumstamm. Ich schrie auf als er seine Hand an die Stelle drückte, wo es fürchterlich weh tat und begann höllisch zu weinen. „Baby nicht, hör auf zu weinen bitte", er legte seine Hände an meine Wangen und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. Ich begann zu zittern als seine Hände meine Wangen streichelten und er mich dann mit einem Ruck hochnahm. Ich drückte mich widerwillig an seinen Körper und blieb den ganzen Weg still, ohne ein Mucks rauszubringen. Ich wollte nicht weinen, nicht vor ihm. Er sollte nicht sehen, wie schwach ich war und am Ende meiner Nerven war. Als wir da waren, schloss er die Tür mit einer Hand auf, indem er mich dabei stützte. Dann hob er mich hoch, machte die Tür mit seinem Bein zu und legte mich im Wohnzimmer sanft auf die Couch. „Ich komme sofort", ich nickte mit Tränen in den Auen und blickte ihm nach. Toll, auch das fehlte mir noch. Schwer atmend lehnte ich mich zurück und blickte um mich herum. „Bin wieder da", rief seine besorgte Stimme und kniete sich vor meinen Fuß hin. Ich blickte ihm dabei zu, wie er langsam mir die Schuhe auszog, was mir bereits schon fürchterliche Schmerzen bereitete. Nach einigen Minuten nachdem er mir mein Bein verarztet und mir ein Tee gebracht hatte, schwirrten meine Gedanken wieder ganz wo anders. Was war bloß in mich geraten? Ich hätte doch wissen müssen, dass so etwas passiert.


Kopfschüttelnd ließ ich mich in die Couch sinken und deckte mich zu. „Ich mach die Heizung an", kam es von Jason, doch seine Stimme wurde von Sekunde zur Sekunde leiser, denn ich merkte wie mich die Müdigkeit überrollte. „Ich hatte solche Angst um dich. Pass nächstes Mal bitte auf", flüstert er mir leise ins Ohr. Ich spürte wie Gänsehaut mich überkam und mein Herz wild anfing zu schlagen. „Ich liebe dich", und da wieder. Dieses Gefühl. Verdammt! Was ist das für ein Gefühl?

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Es geht weiter. Ich hoffe dieser Part gefällt euch und ich hoffe das ihr kommentiert und votet:) Das bedeutet mir wirklich viel. Danke an die Leute die meine Geschichte lesen.<3


'Kat



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