Kapitel 4

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Ich versuchte, ihn solange wie es nur möglich war, nicht anzuschauen. Ich hatte die Befürchtung, dass mir die Röte ins Gesicht steigt. Oh man. Was wenn er mich anspricht? Dann muss ich ihm in sein Gesicht blicken. Ach, was rede ich da bloß! Krieg dich wieder ein Alice. Du spinnst total. Ich nahm meinen Mut und beschloss, das Schweigen zu unterbrechen.

Ich: Wie kommt's, dass du hier an die Schule gewechselt hast?

Er sah mich etwas verwirrt an. Als habe er diese Frage nicht erwartet.

Ich hob meine Augenbrauen.

Paul: Äh, ..

Ich: Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest.

Paul: Nein.. Das ist es nicht. Ich war nur gerade..

Ich: So, da sind wir. Falls du Fragen hast oder etwas anderes, komm ruhig zu mir.

Ich versuchte so gelassen zu wirken, wie nur möglich.

Er schenkte mir ein Lächeln und nickte.

Ich ging in den Raum und setzte mich auf meinen Stuhl, neben Melinda und Lukas.

Während ich meine Chemiesachen aus meiner Tasche rauskramte, fragte mich Melinda, was passiert sei.

Ich: Ich habe mich entschuldigt und das war's.

Melinda: Wie das war's? Habt ihr sonst nicht geredet?

Ich: Nein, nicht wirklich.

Melinda: Das glaube ich nicht. Nein. Du verheimlichst mir doch etwas.

Oh, man. Woher weiß sie das denn? Bin ich so leicht zu durchschauen? So eine schlechte Lügnerin bin ich nun auch wieder nicht.

Ich tat so, als suche ich etwas in meiner Tasche.

Melinda: Ich weiß doch, dass da etwas ist.

Ich seufzte innerlich.

Ich: Da war wirklich nichts. Außer..

Melinda: Außer was?

Frau Jacob: Guten Morgen.

Melinda sah mich an.

Melinda: Nach der Stunde.

Ich: Nein, nichts nach der Stunde. Da war nichts weiter, ehrlich!

Melinda: Ganz sicher?

Ich: Ja.

Melinda gab einen zufrieden klingenden Seufzer von sich. Ich war erleichtert, für einen Moment dachte ich ernsthaft, ich würde aufgeben.

Die Chemiestunde ging relativ schnell vorbei. Melinda und ich setzten uns in der Mittagsstunde draußen auf die Wiese und sonnten uns. Ich versuchte einzuschlafen, jedoch schien die Sonne viel zu stark auf uns.

Ich spürte etwas neben mir vibrieren. Ich suchte mit meiner Hand mein Handy und schaute auf das Display.

'Destina' las ich. Ich ging sofort ran.

Ich: Destinaaa!

Destina: Naaa du Kleine.

Ich: Hihi. Was machst du?

Destina: Ich lerne...

Ich: Gönnst du dir mal wieder eine Pause?

Destina: Bööö.

Ich: Haha.

Destina: Wie läuft die Schule?

Ich: Hm, joa. Hab' gerade Mittagspause.. Melinda und ich sonnen uns auf der Wiese.

Destina: Pff, mit mir sonnst du dich nie. Immer mit anderen.

Ich: Keine Angst, ich mag dich mehr als alles andere auf der Welt.

Destina: Musst du ja auch!

Ich: Hast du mit mom auch schon telefoniert?

Destina: Hehe..

Ich: Ruf sie mal an.

Destina: Ich muss aber noch lernen...

Ich: Du gönnst dir wahrscheinlich sowieso alle 10 Minuten eine Pause, also.

Destina: Bööö. Mach ich schon.

Ich: Bööö. Ciao, ciao.

Destina: Heeey, willst du schon auflegen?

Ich: ...

Destina: Hallo?

Ich: Ja?

Destina: Mir ist langweilig.

Ich: Dann lern' weiter.

Destina: Nöö.

Ich: Du Nuss! Lass heute Abend telefonieren, hab' gleich noch Unterricht.

Destina: Okay. Tschüss.

Ich: Sei nicht beleidigt.

Destina: Okii. Bye, bye.

Ich: Ciao.

Wie immer ist sie so süß. Hat sie sich mal wieder etwas gegönnt. Oh, mann. Typisch einfach nur.

Ich schaute rüber zu Melinda. Ich glaube sie ist eingeschlafen. Ich sah in den Himmel und betrachtete die wenigen Wolken dort oben. Wie schön sie einfach nur sind. Ich würde mich am liebsten auf sie legen, doch das geht nicht. So wie das Fliegen. Manchmal träume ich, ich könnte fliegen. Das ist ein wunderbares Gefühl. Die Energie, die man dadurch bekommt, ist unbeschreiblich. Man ist frei und vergisst all seine Probleme.

Wer ist das da hinten an der Tür? Eine Gestalt kam durch die Tür auf mich zu...

Jetzt erkannte ich ihn. Paul, was macht er dort? Moment, wo bin ich hier? Das ist nicht der Schulhof...

Und weshalb kommt er mir so nahe?

Ich: P..Paul...

Paul: Psst.

Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und schaute mir dabei tief in die Augen.

Ich war wie gelähmt. Ich bekam keinen Ton raus. Ich wusste nicht was ich machen sollte.

Er kam mir mit seinem Gesicht immer näher, bis er inne hielt, bevor uns unsere Gesichter berührten. Ich konnte seinen Duft einatmen. Wow, er riecht so herrlich. Ich könnte Stundenlang an ihm riechen...Ich schloss meine Augen und als ich sie wieder öffnete, ruhte sein Zeigefinger noch immer auf meinen Lippen. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Herzschlag am Rasen war. Er schaute mir noch immer tief in die Augen und dann näherte er sich wieder...

Stimme: Aliceee ! Sssstt wach auf, wir kommen zu spät!

Ich spürte wie mich jemand rüttelte...

Stimme: Looos, willst du einen Eintrag haben?!

Als ich das eisige Wasser auf meiner Haut spürte, sprang ich sofort auf.

Ich sah um mich herum. Es dauerte Sekunden bis ich realisierte, dass wir auf dem Schulhof waren und weit und breit keine Menschenseele zu erkennen war.

Ich: Wo sind die alle hin?

Melinda: Die sind schon drinne. Los, jetzt, steh auf. Wir kommen sonst zu spät.

Ich: Hä? Aber, wie viel...

Melinda zog mich am Arm, sodass ich aufstand. Ich war völlg verwirrt.

Also, war das von vorhin bloß ein Traum?

Melinda: Beweg deinen Hintern, jetzt!

Ich: Ja...

Melinda redete vor sich hin, jedoch hörte ich ihr nicht zu.

Ich war noch immer in meinen eigenen Gedanken versunken ..

AcapellaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt