Brief an Theo.

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Brief an Theo.

Theo,

ich weiß, dass Du Dich immer wieder in die Besucherliste eintragen lässt. Ich weiß es, weil man mich jede Woche fragt, ob ich den Besuch annehmen möchte. Ich verneine jedes Mal. Ich weiß, dass Du von mir erwartest, dass ich mit Dir spreche. Ich weiß, dass Du willst, dass ich es dir erneut erkläre, vielleicht sogar so lang, bis Du es nicht mehr allzu grausam findest. Ich weiß, dass Du willst, dass ich mich bei Dir entschuldige. Und bei ihm. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde mich nicht entschuldigen, denn es tut mir nicht leid! Es tut mir verdammt weh, so sehr, dass es mich innerlich auffrisst, aber es tut mir nicht leid. Es wird nie Entschuldigungen geben – nicht zwischen uns beiden. Ich weiß, dass Du seit Monaten auf ein Lebenszeichen von mir wartest und jetzt schreibe ich Dir. Das hier wird mein einziger Brief an Dich sein. Bitte versuch nicht mehr herzukommen. Ich werde mich niemals auf einen Besuch einlassen. Mir ist klar, dass Du denkst, wenn Du mich hier besuchen kommen würdest und dann lang genug auf mich einredest, ich Dir erzählen würde, wieso, dass alles passiert ist. Vielleicht würdest du sogar so weit gehen und ihn mitbringen. Du wirst mich genau wie alle anderen Menschen verabscheuen, weil ich hier bin wegen dem, was ich getan habe. Du wirst mich vielleicht sogar ein wenig bemitleiden, weil sie mich hier mit Pillen zu pumpen, bis ich nur noch ein durchsichtiger Schatten meiner selbst bin. Dann wirst Du anfangen mich für das, was ich getan habe zu hassen. Aber dieser Hass wird Dir nicht zustehen, denn es ist alles Deine schuld! Du kannst so oft herkommen wie Du willst, ich werde Dich nicht treffen. Du willst doch einfach nur wissen warum – stand auf der letzten Notiz, die Du mir hast überbringen lassen. Ich sag's dir! Du bist schuld daran, dass meine beste Freundin tot ist! Jetzt weißt du's. Lass mich von jetzt an in Ruhe.

Hannah.

Vergib mir nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt