Sleepless
"Kennst du Ryan?", ich kniff die Augen zusammen und bereute diese Worte schon, bevor ich sie überhaupt ganz ausgesprochen hatte. Ich fixierten den Bildschirm um den Blickkontakt mit Shawn zu vermeiden. Der Film war fast zu Ende und die letzte halbe Stunde, zerbrach ich mir den Kopf darüber, was wohl zwischen Ryan und Shawn vorgefallen sein konnte. Fünf mal war ich schon ganz knapp davor ihm diese Frage zu stellen, ließ es dann aber doch bleiben.'Schisser' hörte ich meine innerer Stimme sagen. Zwei mal hab ich sogar schon den Mund geöffnet, ihn jedoch wieder geschlossen. Eigentlich hatte ich ja nichts zu verlieren, verstehen tun wir uns ja sowieso nicht besonders. Das war auch der ausschlaggebende Gedanke, warum ich es letztendlich aussprach. Nun schwebten diese Worte im Raum. Er sagte nichts. Warum sagte er nichts? Ich drehte meinen Kopf ganz langsam in seine Richtung, um schnell wieder wegsehen zu können, falls er mich ansah.
Er hatte seine Augen geschlossen. Er scheint zu schlafen. Da ich mir aber ganz sicher war, dass er vor einigen Minuten noch wach war, kaufte ich ihm das nicht ganz ab. Als er dann demonstrativ gespielt laut anfing zu schnarchen, boxte ich ihm leicht gegen den Arm. Plötzlich sprang er auf, stürzte sich über mich und fing an mich zu kitzeln. Ich schrie kurz auf und fing lauthals an zu lachen. Ich wandte mich hin und her um ihm zu entkommen, leider zwecklos. Auf einmal hielt er jedoch inne, fixierte meine Arme mit seinen Händen und sah mich an. Ein, zwei, drei Minuten sah er mir starr in die Augen , bis er das Wort ergriff. "Nein ich kenne ihn nicht" sagte er Stumpf, ließ meine Arme los und stand auf. "Ich hab Hunger, wollen wir uns eine Pizza bestellen?" Nun grinste er mich wieder an und der Ton seiner Stimme war ruhig und freundlich. Hallo Stimmungsschwankungen! Da ich keine Lust hatte eine Diskussion anzufangen, nahm ich seine Antwort so hin, hüpfte mit einem Satz vom Bett und sagte kichernd "wohl eher zwei Pizzen! Ich habe wahnsinnigen Hunger". Wir beide fingen an zu lachen.Shawn schnappte sich sein Handy und wählte die Nummer des Pizza-Services. Er signalisierte mir still zu sein, da ich aus irgendeinem Grund die ganze Zeit anfing zu kichern. Ich konnte es nicht stoppen, dabei wusste ich nichtmal warum ich lachen musste. Anscheinend war endlich jemand am anderen Ende der Leitung, denn Shawn begrüßte den Mitarbeiter des Lieferdienstes. Gerade als er die Bestellung aufgeben wollte überkam es mich wieder und ich musste anfangen zu lachen. Shawn guckte mich streng an, konnte sich aber auch nicht mehr zusammenreißen und lachte auch laut auf. Nach einigen Sekunden fing er schlagartig noch lauter an zu lachen und nahm sein Handy von seinem Ohr. "Er hat aufgelegt!", brach es aus ihm heraus. "Wie er hat aufgelegt?" ich sah ihn verwirrt an und versuchte mein lachen kurz zu pausieren. "Vermutlich dachte er, wir wollen ihn auf den Arm nehmen und gar nicht wirklich eine Bestellung aufgeben." er grinste breit, beherrschte sich aber und setzte sich auf das Bett. "Okay, jetzt Versuch dich zusammenzureißen Allie." klagte er und wählte erneut die Nummer des Pizza-Services.
Dieses Mal klappte es und nach einer knappen halben Stunde kamen die Pizzen an.
Gemeinsam saßen wir auf dem Fußboden in Shawn's Zimmer und aßen unserer Pizzen. Plötzlich klingelte Shawn's Handy. Er stand auf, ging zum Schreibtisch wo er sein Handy abgelegt hatte und nahm den Anruf entgegen.
Er sagte nicht viel während des Gespräches. Lediglich ein kurzes "ok" oder ein zustimmendes Brummen ertönte aus seinem Mund. Dann legte er auf, packte sein Handy wieder auf dem Schreibtisch und setzten sich erneut zu mir auf den Boden. Da ich ein sehr neugieriger Mensch bin konnte ich es mir nicht verkneifen nachzufragen wer das war.
"Es war meine Mutter, sie und Aaliyah kommen erst morgen zurück. Oma scheint es wohl doch schlechter zu gehen als angenommen.", seufzte er. Er schien ziemlich betroffen davon zu sein. "Sie wird schon wieder auf die Beine kommen, mach dir da keine Sorgen!" Flüsterte ich ihm zu.
Da er nichts mehr sagte und nur bedrückt auf den Fußboden starrte, stand auf, sammelte die leeren Pizzakartons ein und ging leise aus seinem Zimmer. Vermutlich wollte er etwas alleine sein. Ich ging nach unten um die Kartons zu entsorgen, nahm mir eine Wasserflasche und ging wieder hoch. Diesmal aber in mein Zimmer. Da es auch schon ganz schön spät geworden war zog ich mich um, putzte meine Zähne und legte mich in mein Bett. Ich checkte nochmal mein Handy. Eine neue Nachricht: Hey Allie! Alles gut bei dir? Freue mich schon dich morgen zu sehen. See u, Ryan :-)
Woher hatte Ryan meine Nummer? Aber eigentlich störet es mich auch nicht weiter. Schließlich war er der einzige an der Schule den ich kannte, Shawn mal ausgenommen.
Ich textete ihm kurz zurück, dass ich mich auch freute, aber keine Lust auf die Führung über das Gelände hatte.
Dann legte ich mein Handy auf den Nachttisch, kuschelte mich in meine Bettdecke und schlief kurz darauf fest ein.Mitten in der Nacht hörte ich auf einmal einen lauten schrei, der mich weckte. Ich war sofort hellwach. Panik breitet sich in mir aus und ich traute mich gar nicht mich zu bewegen. Ich blieb wie eingefroren im Bett liegen und versuchte mich auf weitere Geräusche zu konzentrierten. Aber nichts - es war mucksmäuschenstill. Lediglich meinen eigenen Herzschlag konnte ich hören. Vielleicht hatte ich mir das ganze auch nur eingebildet. Oder ich hatte schlecht geträumt. Ja, so muss es gewesen sein, zumindest versuchte ich mir das einzureden. Ich entspannte mich langsam wieder und nahm mein Handy in die Hand um zu sehen wie spät es war. Es war bereits 4 Uhr morgens, also hatte ich nur noch 3 Stunden zum schlafen. Da ich diese auch nutzen wollte drehte ich mich auf die andere Seite des Bettes und schloss meine Augen wieder. Doch genau in diesem Moment hörte ich wieder einen Schrei. Dieses Mal nicht ganz so laut, aber eindeutig ein Schrei. Und ich hörte auch genau von wem der kam. Ich stieg vorsichtig aus meinem Bett und tapste leise in den dunkeln Flur. Dunkelheit habe ich noch nie gemochte. Ich hörte Wimmer aus Shawn's Zimmer und beschleunigte mein Tempo etwas. Leise drückte ich die Klinke der Tür runter und betrat den Raum. Shawn lag auf seinem Bett, seine Bettdecke auf dem Boden. Er schlief, schüttelte seinen Kopf aber immer wieder hin und her. Ich war mir nicht sicher ob es überhaupt möglich war, aber er schien zu weinen. Ich krabbelte behutsam auf sein Bett. Vorsichtig brühte ich seinen Arm um ihn zu wecken. Ich wollte nicht, dass er sich weiter so quälte. Langsam strich ich mit meinem Finger seinen Arm entlang. Ich fühlte wie angespannt er war. Die Muskeln seiner arme waren deutlich zu sehen, was seinen gutgebauten Körper richtig zur Geltung brachte.
Unerwartet schrie er wieder auf. Ich erschrak so sehr, dass ich die Augen zusammen kniff und seinen Arm umklammerte. Meine ruckartige Bewegung schien ihn nun auch geweckt zu haben, denn ich merkte wie er sich erhob. Langsam öffnete ich die Augen. Er sah mich nicht an, sondern nur gerade gegen die Wand. "Alles gut?" Hauchte ich in seine Richtung. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich immer noch seinen Arm in meinen Händen hielt. Gerade als ich loslassen wollte, drehte Shawn sich zu mir und zog mich an sich. Sein Kinn legte er auf meinem Kopf ab, atmete einmal tief aus und zog mich noch näher an sich. Er sagte aber nicht ein Wort. So verharrten wir einige Minuten, wie lange genau konnte ich nicht sagen. Langsam löste Shawn sich von mir und ließ sich auf das Bett fallen. Ich dachte er würde mich nicht mehr brauchen und machte mich bereit zu gehen, erhob mich und schaffte es gerade einmal den ersten Fuß auf den Boden zu setzen, als Shawn's Hand mein Handgelenk packte. Ich drehte ich mich um und sah ihn an. Er guckte mir mit flehendem Blick genau in die Augen. Er brauchte gar nichts weiter zu sagen, denn ich wusste genau was er wollte.
Also legte ich mich neben ihn. Da ich nicht genau wusste wie ich mich verhalten sollte, drehte ich mich auf die Seite, von Shawn weg, Richtung Tür. Dies schien ihm aber nicht zu gefallen, denn kurz drauf merkte ich wie er den Arm von hinten um mich legte und mich an sich drückte.
So schliefen wir ein.
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ONE YEAR with Shawn Mendes
FanfictionEin Jahr Schüleraustausch. Ein Jahr Kanada. Ein Jahr Liebe. Ein Jahr Hass. Ein Jahr Shawn Mendes!