Kapitel 10

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Als ich aufwachte lag ich immer noch auf der Couch, ich war wohl wieder eingeschlafen. Ein Blick auf die Uhr, die auf dem Kamin stand verriet mir, dass es sieben Uhr morgens war. Ich seufzte und setzte mich auf, wovon mir sofort wieder schwindlig war. Ich rieb mir über die Augen und stand auf. Mein Gesicht glühte, wahrscheinlich hatte ich immernoch Fieber. In der Küche sah ich aus dem Fenster. Der Schnee hatte aufgehört zu fallen und war über Nacht wieder etwas abgeruscht. Es wurde zu viel, aber der Himmel war klar, hoffentlich würde es langsam aufhören so winterlich zu sein. Ich lächelte und schüttelte etwas den Kopf, früher hätte ich sowas nie gedacht. Mein Blick fiel auf das Tagebuch und erinnerte mich schlagartig an den unvollendeten Eintrag. Also schnappte ich mir einen Stift und das Buch, setzte mich auf die Ablage vor dem Fenster und begann zu schreiben.

Guten Morgen,

es ist jetzt Ich sah auf meine Uhr 07:05 Uhr in der Früh. Heute ist der 10. Dezember. Weihnachten kommt immer näher! Naja..theoretisch. Vielleicht sollte ich Chris beauftragen die Deko doch vom Dachboden zu holen, damit wir noch etwas dekorieren können, bevor wir verschwinden. Das Tor ist eingebrochen und das Dorf wird von Untoten überrannt. Woher die allen kommen, weiß ich auch nicht und will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Obwohl, vielleicht züchtet die Jemand? Blöder Gedanke.. liegt am Fieber...

Wir wollen aufbrechen, wenn es mir wieder besser geht, vorausgesetzt es passiert nichts zwischendrin, schließlich könnte jede Sekunde die Tür eingerissen werden. Bitte, bitte nicht! Wenn ich gläubig wäre, würde ich jetzt zu Gott beten, aber ich schätze, dafür ist es zu spät. Wenn es einen gäbe, hätte er es nie soweit kommen lassen. Aber hat er nicht mal von der Auferstehung der Toten gesprochen? So hatte ich mir das nicht vorgestellt.. gibt es ihn vielleicht doch? Verdammt, warum philosophiere ich so früh am Morgen darüber.. Ich sollte mir echt andere Beschäftigungen zulegen, die Vorräte sortieren, einteilen oder sowas. Naja mal sehen, ich könnte auch

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr, ich stieß einen hohen Schrei aus, der eigentlich doch keiner war, schließlich war ich immernoch heiser, und rutschte etwas zurück. Ich hatte nichtmal irgendwas zur Verteidigung hier! Allerdings lachte mein Gegenüber bloß: "Ich würde ja sagen, dass du leise sein sollst, damit du Mariko nicht aufweckst, aber irgendwie hab ich das Gefühl, ich brauche mir gar keine Sorgen machen, dass du heute zu laut wirst.". Ich sah ihn beleidigt-böse an: "Witzig, Christian, witzig.". Jetzt wurde er ernst: "Wie lange hast du mich denn nicht mehr Christian genannt?". "Es ist auf jeden Fall lange her!", flüsterte ich drohend, woraufhin er wieder anfing zu lachen. Ich schob die Unterlippe etwas vor. Als er sich wieder beruhigt hatte, wurde er sofort wieder hibbelig. "Was ist denn?", fragte ich ihn. Er steckte eine Hand in die Hosentasche und zog eine kleine, dunkelblaue Samtschachtel heraus. Ich zog die Augenbrauen zusammen: "Mariko tötet uns, wenn sie herausfindet, dass du mich heiraten willst.". Er verpasste mir einen leichten Schlag gegen die Schulter: "Scherzkeks, sind wir heute wieder besonders lustig, hmm?". Ich lächelte ihn bloß zuckersüß an. "Also, bekomm ich ein paar nützliche Tipps?", fragte er schließlich. "Wofür brauchst du da Tipps?". Er verlagerte ständig das Gewicht von einem Bein auf das andere, es machte mich wahnsinnig. "Naja, wann am besten und wie und was ich sagen soll und.. würdest du bitte aufhören so zu lachen, du siehst aus wie ein bekiffter Seehund.". Ich konnte nicht anders, wirklich nicht. Schließlich wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel: "Pass auf, Sweety. Draußen tobt die Apokalypse, wir haben rein theoretisch gesehen überhaupt nichts an Rosen oder sowas hier. Du weißt ganz genau, was du sagen sollst und wann..ganz ehrlich? So schnell wie möglich. Uns könnte jede Sekunde die Tür eingerannt werden.". Er nickte nur und sah etwas abwesend auf den Boden, seine Finger nestelten an der kleinen Schachtel herum. Ich beugte mich etwas nach vorn und griff danach, er überließ sie mir freiwillig. Ich ließ den Deckel aufklappen und staunte nicht schlecht. Es war lange her, dass ich den Ring das letzte Mal gesehen hatte. Er war aus Weißgold, mit einem Diamanten besetzt. Sie würde ihn lieben. "Woher hast du noch gleich das Geld?", fragte ich und sah ihn verblüfft an. Chris lächelte nur und nahm ihn mir wieder ab, dann wurde sein Grinsen noch breiter: "Ich weiß es.".

Die Sonne war immer höher geklettert, bis sie jetzt nicht mehr weiterkam und sich dazu entschied wieder unterzugehen und von Wolken verdeckt zu werden. Wir hatten den ganzen Tag an seinem Plan gearbeitet. Gerade war Mariko unten und suchte nach dem Aspirin, was ich dort vergessen hatte - na gut, eigentlich nicht, aber irgendwie mussten wir sie hinhalten. In einer wahnsinnigen Geschwindigkeit stellten wir überall Kerzen und Teelichter auf, zündeten diese an und rückten sie zurecht. Im Kamin flackerte ein Feuer, draußen fiel der Schnee immer dichter, ein Streifen am Horizont war frei von Wolken und erlaubte einen Blick auf den wundervollen Sonnenuntergang. Chris stand neben mir und zappelte wie ein völlig Irrer. Als es mir zu viel wurde, drückte ich ihn auf Sofa. Dann zupfte er an seiner schwarzen Hose herum, sein Oberkörper steckte in einem Hemd meines Vater, was ihm erstaunlicherweise recht gut passte, wenn er die Ärmel etwas hochkrempelte. Eine passende Hose hatten wir aber nicht gefunden. "ICH FIND ES NICHT!", rief Mariko von unten. "DANN KOMM WIEDER HOCH!", rief ich heiser zurück, jedoch schon besser als heute morgen. Chris sprang auf und stellte sich hinter das Herz, was von den Flammen der Kerzen erzeugt wurde. Das Wohnzimmer war in einen schönen, warmen orangeton getaucht. Ich hörte jeden ihrer Schritte, was mich fast genauso nervös machte, wie Chris aussah. Als sie das Wohnzimmer sehen konnte stockte sie auf dem Weg zu uns. Ich stand etwas abseits, aber konnte sie immernoch durch die offene Tür sehen. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, als sie wirklich zu uns kam und blieb vor dem Herz auf dem Boden stehen. Chris lächlte und bedeutete ihr, noch einen Schritt näher zu kommen, was sie natürlich sofort tat. Als sie schließlich direkt darin stand. Nahm Chris ihre eine Hand und ließ sich vor ihr auf die Knie fallen. Ihr standen Tränen in den Augen, ich spürte mein Herz schnell und kräftig schlagen, als er die Box mit der anderne Hand aus der Tasche zog, aufklappte und sie vor seine Freundin hielt.

"Mariko, wir beide haben so unendlich viel durchgemacht, dass ich gar nicht aufzählen kann, wie viele schlechte Momente wir hatten.", er räusperte sich: "Aber weißt du, ich habe die meisten von ihnen schon wieder vergessen, weil du immer bei mir warst und dadurch jede Sekunde, war sie auch noch so schlimm, besser gemacht hast, sodass ich einfach alles ertragen habe. Ich hätte das hier schon eher machen sollen, bevor das da draußen angefangen hat und eigentlich hatte ich das sogar vor, aber das ist jetzt egal. Alles, was wir erlebt haben, vom Anfang bis jetzt, hat uns so eng zusammengeschweißt, dass ich weiß, dass uns nichts mehr trennen kann. Ich habe dir mein Herz geschenkt, schon vor einigen Jahren, seitdem bist du alles was ich habe und gleichzeitig auch alles was ich brauche. Ich liebe dich, mehr als alles andere auf dieser Welt, das habe ich schon immer..deswegen möchte ich dich hiermit fragen, ob du meine Frau werden willst..". Für einige quälende Sekunden war es furchtbar still. Dann hörte man sie schluchzen: "Ja natürlich!". Er sprang auf, nahm sie in den Arm und drückte ihr unendlich viele Küsse auf den Kopf, bevor er ihr den Ring ansteckte. Jetzt merkte ich, dass mir ebenfalls Tränen über die Wangen liefen. Dann ging ich in die Küche und holte eine Flasche Sekt, die noch von vorher war. Zusammen ließen wir den Korken knallen und schenkten drei Gläser ein, nachdem wir die Kerzen ausgepustet hatten. Wir stießen an und tranken gerade einen Schluck, als unten ein lautes Knallen ertönte. "DIE TÜR!", schrie Chris.



Weihnachten war mal das Fest der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt