Kapitel 1

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Hallo,

mein Name ist Tabitha. Heute ist der 08. November 2016. Es hat heute zum ersten mal geschneit. Vor einem Jahr hätte ich mich noch tierisch darüber gefreut, heute macht es mir Angst, weil ich wirklich nicht weiß, ob ich den Winter überleben werde. Der Herbst war ja schon eine Herausforderung!

Ich habe Chris oder Mariko seit zwei Monaten und 3 Wochen nicht mehr gesehen, zwischendurch zwar ab und zu mal andere Menschen , aber konnte sie nicht erreichen oder sah keinen Sinn mehr darin, sie waren schon so gut wie tot. Ich habe gestern auf der Staße ein kleines Mädchen liegen sehen, sie war vielleicht vier Jahre alt. Genau konnte ich es nicht erkennen, ihr Körper war vollkommen zerfetzt. Es macht mich traurig zu wissen, dass die meisten Kinder es nicht schaffen werden. Wir waren einfach nicht darauf vorbereitet, schließlich wurde uns Frieden versprochen...

Ich fange jetzt damit an dieses Tagebuch zu schreiben in der Hoffung, dass es wenn ich tot bin jemand findet und damit etwas anfangen kann. Wer weiß, vielleicht helfe ich ja jemandem damit. Außerdem wird es wenn ich aufbreche schwierig werden mir zu merken, welcher Tag es ist. Heute Morgen kam aus dem Radio nichts als Rauschen. Also hab ich jetzt niemanden mehr, der mit mir spricht. Vielleicht finde ich ja jemaden, wenn ich rausgehe, auch wenn ich es bezweifle, schließlich das Dorf nicht allzu groß. Ich muss raus, auch wenn ich es nicht will, aber meine Vorräte sind aufgebraucht. Ich halte noch eine Woche durch, dann muss ich spätestens gehen, wenn ich auf dem Weg noch Essen und Wasser haben möchte. Ich werde am 15. aufbrechen. Dann hab ich noch genug Zeit zur Planung. Wer weiß, vielleicht ist in den umliegenden Häuser ja auch noch was?

Ich schulterte meinen Rucksack und befestigte die Strickleiter an den Haken, bevor ich sie runterließ. Dann pfiff ich zwei Mal, nur für den Fall, dass ich Gesellschaft haben sollte, aber nichts passierte, also machte ich mich an den Abstieg. Das kleine Hüttchen war eine gute Übergangslösung, aber mehr auch nicht. Jetzt musste ich weiter. Es war ein Fehler so weit von zu Hause wegzugehen, aber was sollte ich machen? Meine Hand wanderte wie von selbst zu meinem Gürtel, es war ein gutes Gefühl das Messer zu spüren, dazu noch das ganze Andere, was ich greifbar bei mir trug. Die Tür öffnete sich mit einem protestierenden Knarzen, ich verfluchte sie dafür. Dann begann ich zu joggen. Es war nicht gut langsam zu laufen, auch wenn es vielleicht Kondition eingespart hätte. Ich griff in meine Jackentasche und zog den Kompass daraus hervor. Ich hatte ihn bloß mal bekommen, weil ich ihn so cool fand. Jetzt war er einer meiner treuesten Begleiter. Ich richtete mich konstant nach Osten, schließlich musste ich irgendwie zurück nach Hause. Meine Vorräte waren bis auf weiteres aufgestockt. Dosenfutter und Wasser. So unglaublich umstrittene Mangelware. Ich ärgerte mich nicht das Auto genommen zu haben, aber woher sollte ich auch wissen, wie weit weg von zu Hause ich enden würde. Wenn dieser blöde Abend nicht gewesen wäre! Ich wollte gerade zurück nach Hause gehen, als das Haus in dem ich mich befand überrannt wurde. Sicher, ich hätte gekämpft, aber gegen so viele kann doch keiner etwas ausrichten, also musste ich flüchten. So war ich im Wald geladet und immer weiter gelaufen, bis ich das Haus gefunden hatte. Es wäre tödlich über Nacht draußen zu bleiben. Selbst wenn ich unentdeckt geblieben wäre, hätte mich spätestens die Kälte hingerichtet. Ich war wirklich am 15. von zu Hause weggegangen und hatte mir erstmal die Häuser im Dorf angeguckt. Die meisten hatten noch etwas, einige waren aber auch komplett ausgeräumt. Stück für Stück hatte ich alles zurück zu mir getragen und war dann nochmal raus, dieses Mal etwas weiter.

Heute ist der 30.11. Ich bin zu Marikos Haus gelaufen, wie vor zwei Monaten schon. Sie ist in der Zwischenzeit nicht wieder aufgetaucht, möglicherweise wird sie das aber noch? Wahrscheinlich nicht. Hier sieht alles so aus wie immer..vielleicht noch etwas unordentlicher als sonst, so, als wäre jemand überstürzt abgehauen. Die Schaukel draußen im Garten quietscht, blöder Sturm.. Halt..aber die Tanne beweg

Weihnachten war mal das Fest der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt