Die eigentlich vorausgesehene Schockstarre setzte nicht ein, also rannte ich stattdessen so schnell es ging in mein Zimmer - was ja zum Glück in dieser Etage lag- und holte mein Katana. Warum ich das hatte, war eine länge Geschichte. Noch dazu einen Rucksack. Damit bewaffnet rannte ich zurück ins Wohnzimmer, schloss und verriegelte die Tür. "Schieb den Schrank davor!", sagte ich schnell zu Mariko und wandte mich dann an Chris, der schon einiges an Essenvorräten und Wasser zusammengeklaubt hatte: "Geh in die Küche und mach das linke Fenster auf.". Er lief sofort los, Mariko schob an der Kommode und ich schaufelte so schnell es ging das Essen, Trinken und einige Messer mit Hülle in den Rucksack. Mir war jetzt schon etwas kalt, leider hatten wir hier aber keine Jacken oder Pullover hier, sondern bloß das, was wir im Moment an hatten. Mariko standen wieder Tränen in die Augen geschrieben, es war anscheinend ein sehr emotionaler Tag. Eingie Sekunden später hörte ich das eigentlich eingefrorene Fenster aufgehen und die ersten Untoten an der Tür kratzen. Mariko kam zu mir gerannt, ich zog sie in die Küche. "Was jetzt?", fragte Chris hektisch. "Aufs Dach.", erklärte ich kurz angebunden. Er sah mich an, als wäre ich von einem anderen Stern: "Bist du jetzt völlig bescheuert?!". "MACH EINFACH!", schrie Mariko ihn an. Er hob abwehrend die Hände, stieg auf die Ablage und klettete dann heraus. Nach ihm kam Mariko und dann ich. Hinter uns im Wohnzimmer begann die Tür aus den Angeln zu springen und die Kommode sich wegzuschieben. Wir standen und saßen halb auf unserem Schrägdach und zitterten vor uns hin. Es war aber auch verdammt kalt! "Was jetzt?", fragte Chris wieder. Ich deutete nach links und das Dach, was etwas unter unserem lag: "Da rüber.". Anstatt gänzlich zu protestieren, seufzte er bloß und setzte sich schwankend und rutschend in Bewegung, den Fuß am Rand und etwas in der Dachrinne, die schon bedrohlich quietschte - und leider auf die Aufmerksamkeit von einigen Untoten auf uns lenkte - und die Hände halb unter die Ziegeln unter dem Schnee gekrallt. Unsere Sachen durchweichten komplett, während wir so über das Dach krochen. Als wir es schließlich bis zum Rand geschafft hatten, sah er nach unten: "Da soll ich hin?". Ich nickte, man hörte das Stöhnen unserer Toten Freunde und sah, dass einige von ihnen die Hände oder Köpfe durchs offene Fenster gesteckt hatten. "Mach hin!", zischte ich ihm zu und schubste ihn etwas, woraufhin er mehr fiel als freiwillig sprang. Mariko hielt die Luft an, als er auf dem weichen Schee des anderen Daches aufkam und nach Halt suchte. Schließlich saß er und sah uns erwartungsvoll an. Ich gab ihm den Rucksack, dann meine Waffe und kletterte schließlich selbst hinüber, Mariko folgte mir. Wir krabbelten gerade weiter, während die Zombies anfingen uns zu folgen und die ersten vom Dach fielen. Unten auf der Straße sah welche zu uns auf, streckten sich an der Hauswand und versuchten uns zu packen, aber wir waren zu weit oben. Wir krabbelten noch bis zum Ende, immer sorgfältig darauf achtend, nicht runterzufallen oder irgendwie auszurutschen. "Wir müssen runter vom Dach und irgendwie aus dem Schnee raus!", bemerkte Chris. Er hatte Recht, es lag über ein halber Meter auf der Staße, schließlich räumte oder streute niemand mehr. "Wir könnten probieren in eins der Häuser zu kommen!", wandte Mariko ein. "Und wie?", fragte ich sie: "Wir haben keine Schlüssel und Schlösser knacken bringen uns auch nicht viel, dann könnten ja auch die Untoten mit zu uns kommen. Wir müssen einfach irgendwie aus dem Dorf raus und versuchen eine Straße zu finden, auf der wir normal laufen können, ohne uns durch Tiefschnee kämpfen zu müssen!", meine Stimme war nicht viel mehr als ein instabiles Krächzen. Mir war furchtbar kalt, wahrscheinlich würden wir mehr erfrieren als von den Untoten zerfressen werden. Sie würden das gefrorene Fleisch vielleicht nichtmal von unseren Knochen abgerissen bekommen. "Aber wir können nicht ewig auf Dächern rumlaufen!", Mariko klang verzweifelt. "Kennst du irgendwen, der hier ein Schneemobil oder eine Pistenmaschine hat?", fragte ich genervt. "Der Nachbar meiner Eltern!", rief sie sofort. "Nicht dein Ernst.", Chris sah sie entgeistert an. Sie nickte nur: "Doch, wirklich!". "Toll und wie sollen wir zu dir kommen? Die wohnten einen halben Kilometer entfernt!", flüsterte ich nur noch. "Chris sah nach unten: "Wir müssen sie irgendwie ablenken. Den Großteil des Schnees da unten haben sie freigetrampelt, da können wir lang! Bei Marikos Elternhaus werden sie bestimmt nicht sein!". Ich nickte nur. Die Tatsache, dass wahrscheinlich dort die Herden herkamen, behielt ich für mich, allerdings mehr zwangsläufig als freiwillig, denn ich bekam keinen Ton mehr raus. Über uns war es mittlerweile ziemlich dunkel geworden. Während wir noch überlegten, hörten wir ein immer lauter werdendes Rattern und Brummen. "Was ist das?", fragte Mariko etwas ängstlich. Ich sah in Richtung Hauptstraße und konnte für einen Moment nicht glauben, was ich sah. Eine Straßenräumungsmaschine, die den Schnee von der Straße wegschob, fuhr darüber hinweg. Sofort wandten sich alle Untoten den Scheinwerfern zu und liefen zu dem Fahrzeug hin. Mariko und Chris sprachen über etwas, allerdings wurden die Stimmen immer leiser, bis sie komplett verschwunden waren. Allerdings verschwamm auch deutlich die Sicht vor meinen Augen. Ich griff noch nach Chris Arm, um nicht vom Dach zu fallen, dann war wieder mal alles dunkel.
Als ich wieder meine Umwelt wahrnahm, hörte ich zuerst Mariko etwas sagen. Dann antwortete Chris ihr und schließlich jemand, den ich nicht kannte. Ich kämpfte mit meinen Augen, damit sie sich endlich öffneten und schaffte es schließlich auch, jedoch nur mit viel zu großer Anstrengung. Ich erkannt schemenhaft meine besten Freunde und einen Mann, der mir bekannt vorkam, allerdings hatte ich für einen kurzen Moment keine Ahnung woher. "Sie ist wach.", stellte er fest. Mariko kam sofort zu mir gelaufen, setzte sich neben mich und legte eine Hand an meine Stirn: "Du hattest hohes Fieber.", sagte sie leise: "Um die 40 Grad. Nach Chris Antrag bist du ohnmächtig geworden. Deine Temperatur war einfach zu hoch. Du hast aber ziemlich gezuckt und gestöhnt, hast du Schmerzen? Fieberträume?". Ich sah mich kurz um und schüttelte den Kopf: "Nein, keine Schmerzen. Wir sind bei deinen Eltern zu Hause.", stellte ich heiser fest. Sie nickte. Chris und der Mann kamen an ihre Seite. Der Fremde lächelte freundlich. In diesem Moment fiel mir auf wer er war. "John.", den Name sprach ich früher aus, als er in meinen Gedanken war. "Tabitha", antwortete er fröhlich. Chris legte seinem Vater die Hand auf die Schulter und grinste mich an: "Mein alter Herr hat uns rausgehauen.". "Ich geb dir gleich alter Herr!", lachte er. Aber Chris hatte Recht, sein Vater war über die Jahre sehr gealtert, zumindest seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. "Wie?", fragte ich nur. "Während du zusammengeklappt bist, hatte er sich draußen angeschlichen und die Zombies vor dem kaputten Tor abgestochen. Wir sind dann mit dir aus der Hintertür raus. War eine ganz schöne Arbeit, auch wenn du seit dem Ausbruch ziemlich abgenommen hast.", erklärte Chris. "Hast du mich grade rückwirkend fett genannt?", ich sah ihn böse an, er lächelte nur. Dann blickte ich zu John: "Woher wusstest du, dass wir hier sind?". Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. "In Chris und Marikos Wohnung war niemand mehr, also bin ich davon ausgegangen, dass sie bei dir waren, der Gedanke war ja nicht ganz falsch. Ich hab mich also durchgekämpft und versucht euch zu finden, was allerdings bei den Schneemassen, die vom Himmel gekommen sind, ziemlich schwierig war. Ich wäre ja auch gefahren, aber durch sowas kommt man ja nicht durch.", er deutete aus dem Fenster, es war hell draußen: "Als ich schließlich in Erdeborn war, hab ich durch das Küchenfenster Licht gesehen und Schneebälle dagegen geworfen.". Ich nickte: "Also haben sie uns nicht die Tür eingerannt und wir sind nicht aus dem Fenster aufs Dach geklettert und dann kam eine Straßenräummaschine vorbei?": Sie sahen mich an, als wäre ich plötzlich zu einem Geist geworden, dann schüttelten sie alle den Kopf. Ich löste meine Muskeln, die ich wohl beim zuhören und reden etwas angespannt hatte und ließ mich ins Kissen sinken: "Gott sei Dank. Mir war verdammt kalt.". "Hat man gemerkt..", sagte Mariko: "Du hast gezittert wie verrückt.". Ich rieb mir über die Augen und sah sie an: "Welcher Tag ist heute?". "Der elfte", antwortete Chris an ihrer Stelle. "Gut, dann sollte ich nach drei Tagen vielleicht mal wieder was essen.", beschloss ich für mich. "Klingt nach einem Plan!", Chris Vater lachte wieder.
DU LIEST GERADE
Weihnachten war mal das Fest der Liebe
HorrorDezember 2016 in Deutschland. Es schneit, jedoch streut niemand die Straßen oder lässt sich allgemein draußen blicken. Warum, wenn doch so schönes Winterwetter ist? Ganz einfach: wer raus geht stirbt. Wegen Gewalt auf Erwachseneninhalt gestellt. D...