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Ich mochte Herrn Baron wirklich. Er war nett und unkompliziert und einfach nur cool.

Vivi kam in der Pause zu mir und sah mich nervös an. Ich umarmte sie fest.

"Danke, Vivi", murmelte ich. "Das war nötig."

Vivi wischte sich über die Augen. "Sorry, ich hätte das nicht über deinen Kopf machen sollen."

"Schon gut", sagte ich.

"Hat es dir geholfen?"

Ich nickte zögernd. "Ich glaub schon."

"Gehen wir heute in die Stadt?"

Ich nickte wieder. "Klar, war ja ausgemacht."

"Super", grinste meine beste Freundin. "Komm, wir gehen zu Religion!"

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"Das Teil steht dir voll", meinte Vivi überzeugt. "Du brauchst mal ein paar mehr Dessous, du kannst nicht dein Leben lang in Baumwollunterwäsche rumlaufen."

Ich betrachtete den roten Spitzen-BH. Es sah wirklich nicht schlecht aus, sogar ein bisschen...sexy.

"Dann nehmen wir den", sagte ich und schickte Vivi raus.

"Ich geh schon mal zum Chinesen und bestell das Essen, sonst dauert es wieder ewig. Nudeln mit Gemüse?"

"Ja, ich komm gleich nach."

Ich zog mich wieder normal an und ging dann zur Kasse.

Plötzlich rempelte mich ein älterer Mann an. Alle meine Sachen fielen zu Boden und verteilten sich vor mir. Der Mann war weg.

"Fuck man", fluchte ich.

"Warten Sie, ich helfe Ihnen", sagte jemand hinter mir und ich erstarrte.

"Gehts Ihnen gut? Hat er Sie verletzt?"

Ich blickte auf und direkt in seine grünbraunen Augen.

"Lea!"

"Hallo Herr Baron", sagte ich verlegen. Er drückte mir meinen BH in die Hand.

"Ähhhhhh", stammelte ich und lief knallrot an. "Danke."

Das war jetzt richtig peinlich.

"Kein Problem, das war ja auch wirklich ein Rüpel."

Wir standen verlegen herum.

"Hallo, Sie sind dran!", rief die Frau an der Kasse. Ich stolperte dorthin und bezahlte schnell.

"Ich muss dann auch schnell los, meine Freundin wartet beim Chinesen", sagte er und verzog das Gesicht. "Auch wenn ich am liebsten nach Hause fahren würde."

"Ich muss auch dorthin. Wieso, ist Ihre Freundin nicht nett?"

"Sie ist schwierig, würde ich sagen. Kennst du den Ausdruck, wenn jemand sagt, dass jemand nur aus dem vollen schöpft?"

Ich nickte.

"Und so ist sie. Neue Michael Kors Tasche hier, neue Schuhe da- und das alles von meinem Geld." Er seufzte.

"Naja, dann sagen Sie ihr das vielleicht mal. Sie ist bestimmt verständnisvoll."

Wir gingen gemeinsam zum Chinesen, von weitem sah ich schon Vivi winken.

"Chriz!", eine junge brünette Frau kam auf uns zu. "Da vorne war so eine schöne Handtasche, die muss ich haben!"

Herr Baron verdrehte die Augen. "Ann, ich hab kein Geld mehr."

"Doch hast du! Komm mit, wir essen später!"

Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu und ließ sich mitziehen.

Vivi winkte immer noch.

"War das Herr Baron?"

Ich nickte und ließ meine Taschen fallen.

"Wo hast du ihn denn getroffen, den guten Chriz?", grinste sie.

"Bei New Yorker. Ich...oh mein Gott...das war so peinlich."

Vivi brach in Gelächter aus, als ich ihr das erzählte.

"Und, und er hat den BH gesehen?", lachte sie mit Tränen in den Augen.

Ich nickte beschämt.

"Oh man. Das war wirklich peinlich."

Ich nickte wieder und schob meinen Teller von mir. "Er hat ne Freundin."

"Ich weiß, steht in seinem Facebookstatus. Hast du mal seine Bilder gesehen? Auf einem sieht er aus wie ein italienisches Model."

Vivi zückte ihr Handy und zeigte mir Fotos von ihm.

"Er sieht aber auch wirklich gut aus", sagte ich und aß dann weiter.

"Tut er. Uh, seine Freundin heißt Ann-Sophie Pothann. Ist ja mal ein scheiß Name. Ewww, und das Bild."

Sie verzog das Gesicht.

"Sie ist doch voll hübsch."

"Find ich nicht. Du bist auf jeden Fall hübscher. Guck mal, was für eine komische Nase die hat."

Sie zeigte mir ein Bild.

"Hm", machte ich. "Ja."

"Und sie guckt voll arrogant."

Tat sie wirklich.

"Er hat gesagt, sie ist voll gierig und will ständig neue Sachen von seinem Geld."

"So sieht sie auch aus. Moment, das hat er dir erzählt?", fragte Vivi überrascht.

"Ja", ich zuckte mit den Schultern.

"Komisch. Lehrer dürfen nicht mit ihren Schülern privat befreundet sein oder?"

"Nein. Keine Ahnung."

"Er verhält sich wirklich auffällig. Als wäre er in dich verliebt oder so."

"Bist du bescheuert? 1. Ist er mein Lehrer, 2. Hat er ne Freundin und 3. Ist er zwölf Jahre älter als ich!"

"Und? Ihr könntet eine Affäre anfangen."

"Oh Gott. Nein, ne...wieso bin ich überhaupt mit dir befreundet?!"

"Weil du mich liebst und ich toll bin", sagte Vivi eingebildet.

"Einbildung ist auch ne Bildung, Ginger."

"Halt die Klappe."

"Da vorne ist er wieder", fiel mir auf. Seine Freundin strahlte, während er eher müde aussah. Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er zu uns. Ich grinste vorsichtig zurück.

"Siehst du wie er gestrahlt hat?"

"Nein", brummte ich und ignorierte das Herzklopfen in mir. Ich war nicht in meinen Lehrer verliebt. Nein. Das konnte nicht sein. Das war verboten und außerdem krank.

Is it right or is it wrong? ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt