Kapitel 4

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Mein Kopf brummte. Ich hielt mir die Stirn, als ich aufwachte und fühlte mich, als sei ich einmal gewaschen worden. Plötzlich spielten sich die Bilder von gestern Abend wie ein Film in meinem Kopf ab. Ich schämte mich in Grund und Boden. Aber warum nur bin ich so ultraschnell betrunken geworden. Mit Normalität hatte das nicht viel zu tun.

Ich versuchte aufzustehen und schmiss einen Blick an die Wand. Es war erst kurz vor sechs. Das heißt ich hatte gar nicht so viel geschlafen.

Von unten hörte ich Stimmengewirr.

Unten angekommen sah ich Marie und Marius einen Film gucken. Als ich in der Tür stand drückte Marius den Pauseknopf.

„Na, kannste wieder klar denken?", fragte Marie und stand auf, um auf mich zuzukommen.

„Mein Kopf brummt schon ganz schön.", sagte ich und musste grinsen. Ich war noch nie wirklich betrunken gewesen und schon gar nicht von einem Schlückchen Apfelkorn so dermaßen.

„Marius, kannst du mal nach Toco gucken, ob er noch lebt?" Marie warf einen Blick zu Marius. Dieser erhob sich und ging die Treppen hoch.

„So und jetzt zu dir. Die Sache, dass du komplett dicht warst, vergessen wir jetzt einfach mal. Aber das mit Toco? Never!"

Ich wusste nicht wirklich, was ich jetzt sagen sollte. Ich wusste es ja auch nicht.

„Na ja, es ist weg. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, mich mit ihm duellieren zu müssen. Einfach so und ich weiß auch nicht warum." Erstaunt blickte mir Marie ins Gesicht. Danach schwieg sie für einen Moment, bis sie sagte:

„Das ist doch super, Leo! Was besseres konnte dir in der Situation doch fast gar nicht passieren. Du hast Leute, die du nicht magst, einfach immer ignoriert. Außer Toco." Sie hatte schon recht, aber trotzdem hatte ich noch einen Moment mit Unbehagen zu tun. Doch der wich schnell.

„Können wir jetzt endlich essen. Ich habe so Hunger.", wechselte ich das Thema. Aber es stimmte. Ich brauchte endlich essen. „Ja, warte wir haben noch zu Ende gekocht. Es müsste noch auf dem Herd stehen." Automatisch ging ich in die Küche. Marie folgte mir. Ich schmiss die Nudeln und die Soße einfach in eine Pfanne.

Kurz bevor es fertig war, kamen Marius und Toco die Treppe herunter. Toco hatte so verwuschelte Haare, das Stroh nicht mithalten konnte.

„Er lebt noch.", sagte Marius und lächelte uns an.

„Wäre ja auch ein drastischer Verlust, wäre es nicht mehr so.", konterte Toco und er lächelte. Er lächelte aber nicht so, wie früher immer, sondern einfach humorvoll. Es kam nicht mehr so böse herüber. Ich war erstaunt. Auch der Drang etwas schnippisches zu erwidern blieb aus.

Beim Essen tratschten wir so über dies und das. Ganz normal. Noch vor ein paar Stunden habe ich mich das nicht zu träumen gewagt.

Wie in der Zeit vor der Gleichberechtigung, waren es Marie und ich, die den Tisch abräumten und die Jungs blieben sitzen. Ich war gerade dabei einen Teller in den Geschirrspüler zu packen, als das Telefon klingelte.

„Hey Paps."

„Leona Schätzchen, ich wollte mich nur mal wieder melden und fragen, wie es dir so geht."

„Papa, warte mal kurz bitte.", sagte ich. Dann hielt ich mit einer Hand das Telefon zu und sagte leise zu den Anderen:

„Sorry, das kann länger dauern. Wir sehen uns dann Morgen in der Schule? Ich mache das dann fertig.", und deutete auf den Tisch. Marie kam zu mir und drückte mir ein Küsschen auf die Wange, Marius gab mir eine schnelle Umarmung und Toco reichte mir ganz einfach die Hand zum Abschied.

Nausa - Erwacht unter der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt