Kapitel 6

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„Freitag nach der Schule.", sagte ich bevor ich mich postwendend umdrehte. Sofort wurde mein ausdrucksloser Blick zu einem Lächeln. Ich war stolz auf mich. Ich hatte Toco nicht einfach so verziehen. Er hatte recht, ich konnte ihm eine Chance geben.

Es war erst Montagabend. Ich musste morgen noch meine letzte Arbeit für dieses Jahr schreiben. Auch noch Erdkunde. Nicht gerade mein stärkstes Fach, aber zum Glück war es auch nur ein Abdecker. Also setzte ich mich zu Hause an meinen Schreibtisch und lernte.

Freitag Morgen stand ich auf und rappelte mich nur schwermütig auf. Noch sechs Tage bis Weihnachten. Nachdem die Arbeit am Dienstag morgen ungewöhnlich gut gelaufen war, verging der Rest der Schulwoche ebenso wie im Flug. Ich schlenderte ins Bad und schaltete das Radio automatisch an und begann mich auszuziehen um zu duschen. Da kam die wohl beste Nachricht des Tages.

„Das Gymnasium Föhr bleibt heute aufgrund von Heizungsmängeln geschlossen. Eine Betreuung für die Schüler ist eingerichtet." Schnell wickelte ich mir mein Handtuch um den Körper und rannte in mein Zimmer zum Handy.

Huhu Mene, Schule fällt heute aus. Hab es gerade im Radio gehört.

Nichtsdestotrotz ging ich zurück unter die Dusche. Als ich fertig war, zog ich mir eine Jogginghose und ein T-Shirt an. Ich ging in die Küche um zu frühstücken. Auf Mitte der Treppe hörte ich die Klingel. Vor der Tür stand Toco. Ich schaute ihn verdutzt an. Was machte er hier. Außerdem war er schon fix und fertig für die Schule.

„Hallo. Ähh du weißt, dass wir keine Schule haben?", fragte ich zögernd.

„Hi. Ja weiß ich. Anton hat es mir gerade geschrieben, als ich mein Fahrrad geholt habe, um zur Schule zu fahren."

„Ach so. Aber was machst du hier?"

„Ich dachte, wir könnten uns gleich treffen, weil wir ja eben keine Schule haben." Es war noch so früh!

„Okay, aber wäre es möglich, dass ich mich vorher erst richtig fertig mache?" Ich hielt ihm die Tür auf, damit er solange hereinkommen konnte. Er ging aber nicht herein.

„Klar. Ich hole einfach in der Zeit Graupe und dann komme ich wieder. Okay?"

„Bitte wen?", fragte ich verständnislos.

„Graupe, mein Hund." Ich prustete los. Er schien nicht zu verstehen, warum mich das so amüsierte. „Was ist daran so lustig?"

„Du nennst deinen Hund Graupe. Graupen sind außerdem voll eklig."

„Na und? Dein Hund heißt Watson. Du nennst ihn nach einem Biologen und ich nach etwas Biologischem. Wo ist da das Problem?" Mittlerweile musste auch er Grinsen.

„Okay, dann bis gleich.", sagte ich, während ich die Tür schloss.

Mittlerweile waren wir am Strand angekommen. Wir hielten beide die Leinen in der Hand und guckten den beiden Hunden beim Spielen zu. Sie schienen sich wirklich gut zu verstehen. Wir unterhielten uns über die neusten Geschichten, die in der Schule so kursierten. So wie ich das immer mit Marie machte. Es war wie einen ganz normalen Freund neben sich zu haben. Es war sogar ziemlich angenehm. Mir wurde bewusst, dass ich ihn mochte. Aber eben nur so ganz normal mochte. Ich wollte unbedingt wissen, warum er immer diese Wunden hatte. Ich dachte mir, wenn wir die ganze Zeit über Andere reden, dann würde er mir irgendwann als Beweis unserer neuentdeckten Freundschaft auch erzählen, warum er immer so misshandelt aussah.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen.

„Toco?", fing ich ganz leise an. Sein Blick wanderte zu mir und er schaute mich erwartungsvoll an. „Ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, aber woher hast du immer all diese Wunden, das sieht echt übel aus?" Mittlerweile waren wir stehen geblieben und standen uns gegenüber.

Nausa - Erwacht unter der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt