Kapitel 7

6 1 0
                                    

Meine Laune war im Keller. Es war Heiligabend, beziehungsweise Heiligmorgen. Der schlimmste Tag des Jahres und zwar alle Jahre wieder. Ich habe Toco darum gebeten, nicht zu kommen oder anzurufen. Marie, Anton und Marius wussten eh, dass ich keinen Anruf oder Besuch wollte. Mein Geburtstag, aber auch Todestag meiner Mutter.

Den ganzen Tag schleppte ich mich von einer Ecke in die nächste. Draußen war herrliches Wetter. Der Schnee fiel ohne Ende. Weiße Weihnachten. Seit meine Mutter gestorben war, gingen wir an Heiligabend nicht mehr in den Gottesdienst. Die Sonne verschwand am Horizont und der sichelförmige Mond erschien am Himmel. Mit einer dicken Decke ging ich hinaus in die winterliche Abenddämmerung. Watson tollte wie sonst auch immer zwischen den Dünen herum. Ich ging ein Stück und ließ mich dann versteckt zwischen zwei eng aneinander stehenden Dünen nieder. Eingewickelt in meine Decke, verharrte ich eine Weile und war tief in meiner Gedankenwelt verschwunden.

Bei den Erinnerungen an meine Mutter rannen mir ein paar Tränen über die Wange. Die kalte Winterluft pfiff mir kalt um die Ohren, sodass ich mich gerade auf den Rückweg machen wollte.

Plötzlich vernahm ich ein kribbeln um mein Herz herum war. Es war ein komisches Kribbeln. Spontan erinnerte es mich daran, wenn man mit dem Musikantenknochen irgendwo gegen schlug. Doch als ich länger darüber nachdachte, bemerkte ich, es war ein eigentlich angenehmes Kribbeln und mir wurde warm. Dazu kam ein Gefühl was mir sagte, hinter mir ist jemand. Ich wusste nicht wer. Angst machte sich in mir breit. Langsam drehte ich mich um. Es war Toco. Doch warum konnte ich ihn spüren, aber nicht hören?

„Was machst du hier?", fragte ich ihn, als ich bei ihm angekommen war. Toco hatte schlechte Laune, das konnte man schon von weit weg erkennen. Hinzu kam noch ein erstaunter, fragender Blick.

„Ich musste zu Hause raus. Meine Mutter hat wieder davon angefangen, dass ich es dir nicht hätte erzählen dürfen. Und ich war es leid. Aber woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?"

„Ich konnte dich spüren, ich frage mich bloß, wie?! Wahrscheinlich werde ich poranoid. Aber ich wusste nicht, dass du es warst, sondern nur, dass da jemand war.", erzählte ich durcheinander. Ich war etwas hysterisch. Definitiv war es genug für einen Abend. Toco nahm mich in die Arme, da er anscheinend jetzt erst merkte, dass mir Tränen über die Wangen rannen.

„Das ist komisch." Er wirkte geistesabwesend. Nach einem kurzen Augenblick, fuhr er erschrocken zurück.

„Toco, was ist los?" In seinem Blick war Furcht zu sehen.

„Hast du in letzter Zeit irgendetwas komisches geträumt oder komisch wahrgenommen?" Ich brauchte nur einen kurzen Moment zum Nachdenken bis mir die Albträume einfielen.

„Ja, ich habe seit ein paar Wochen merkwürdige Albträume." Ruckartig drehte Toco sich um.

„Du trägst doch auch diese Kontaktlinsen, oder?" Seine Stimme zitterte.

„Ja, aber was hat das denn jetzt mit dem Rest zu tun?"

„Kannst du die mal bitte herausnehmen? Ich muss etwas nachschauen." Ich zögerte. Man hatte mir immer eingetrichtert, es seinen ganz Spezielle. Alle vier Wochen musste ich zum Optiker, der mir die auswechselte. Alleine durfte ich das eigentlich nicht.

Aber was konnte schon passieren? Es war doch nur ganz kurz.

Ich drehte mich um, damit er mir nicht zu sehen konnte, während ich in meinen Augen herumfischte. Als ich eine Seite fertig hatte, drehte ich mich wieder an und schaute erwartungsvoll zu Toco.

„Scheiße, ich hätte schon viel früher darauf kommen müssen.", entfuhr es ihm nahezu hysterisch. Aufgeregt fuhr er sich durch die Haare.

„Worauf hättest du kommen müssen?" Seine Augen funkelten mich gequält an.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Nausa - Erwacht unter der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt