2. Kapitel

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Maren P.O.V

Ich habe die anderen aus dem Bad gescheucht und die Tür hinter mir verschlossen, ehe ich an dieser wie ein nasser Sack zu Boden gerutscht bin.
Schlampe.
Immer wieder hallt mir Alinas feindseliger Unterton durch den Kopf, immer wieder höre ich das Klatschen, und spüre kurz darauf das Brennen meiner Wange.
Sie hat mich geschlagen. Alina hat mich wirklich geschlagen.
Ohne wirklich etwas zu sehen starre ich die gegenüberliegende Wand an.
Bilder huschen mir durch den Kopf. Bilder wie ich mit Janson schlafe.
Und plötzlich scheint auf meinem Körper eine Dreckschicht zu sein, eine dicke, fette.
Ruckartig stemme ich mich hoch, lasse die Decke zu Boden fallen und trete zu den Duschen.

Als kurze Zeit später das warme Wasser über meinen Körper läuft, löst sich der Knoten in meinem Magen und meine verspannten Muskeln.
Wie verrückt schrubbe ich überall mit der Seife entlang, solang bis meine Haut krebsrot angelaufen ist und fürchterlich brennt.
Die Zähne aufeinander gebissen schlinge ich die Arme um meinen Körper, während das Wasser auf mich hinunter prallt und sich ein wenig wie Faustschläge anfühlt.

Alina hat recht.
Beinahe wäre ich zusammen gezuckt als ich seine Stimme in meinem Kopf höre. Klar, laut.
Halten sie den Mund.
Ich drehe bestimmend das Wasser ab, beinahe so als könnte ich somit auch die telepathische Verbindung zu Janson loswerden.
Was natürlich nicht der Fall ist.
Du kannst mich nicht vertreiben. Ich bin schon seit Jahren in deinem Kopf. Oder was meinst du wer dir deine Suizidgedanken eingeflüstert hat?
Er lacht dreckig, während ich meine Hände zu Fäusten balle. So fest, dass sich meine Nägel in meine Handballen graben.
Einer von ihnen wird bald sterben, weil du diesen Fehler begangen hast, Maren. Einer der dir sehr nah steht wird sehr, sehr bald fallen und es wird alleine deine Schuld sein.
Ich wünschte nur er würde endlich aufhören damit und mich in Ruhe lassen.
Doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen und mein gesamter Körper verkrampft sich.
Newt.
Ja, genau. Newt.

Gänsehaut bildet sich auf meinen Oberarmen und mir erscheint Bild vor dem inneren Auge wie Newt vor mir auf dem Boden liegt.
Seltsam verdreht, die Augen tot in den Himmel gerichtet. Sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr, sein weißes Hemd hat sich mit Blut vollgesogen.
Janson, tun sie Newt etwas an, werden sie mich verlieren. Ich werde mir das nicht verzeihen. Und ich bin ihr Schwachpunkt, nicht wahr?
Kurzes Schweigen am Ende. Dieses Zögern verrät ihn schon und es ist völlig egal was er antworten wird.
Was reden sie da?
Offensichtlich versucht er die
Ruhe zu bewahren, doch deutlich bemerke ich den kleinen Funken von Nervosität in seiner Stimme.
Ich bin ihr Schwachpunkt. Sie fühlen etwas für mich.
Und mit diesen Worten schaffe ich es tatsächlich dass Janson sich ausklinkt.

Es ist als hätte er das Kabel zwischen uns für kurze Zeit getrennt, es ist vollkommen ruhig.
Selbst wenn ich wieder hätte mit ihm reden wollen, es würde nicht funktionieren.
Er hat sich vollkommen abgeschnitten, so wie ich damals von Sophie und Alina.
Wütend knirsche ich mit den Zähnen.
Er sitzt am längeren Hebel. Er kann wieder zurück kommen, wann immer er will.
Ich werde nichts dagegen unternehmen können, weil ich es einfach nicht schaffe mich auszuklinken wie er es getan hat.

Zitternd stehe ich im Badezimmer, die plötzliche Kälte trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich trete aus der Dusche und wieder ist sie da, so als hätte ich mich nie gewaschen.
Die unsichtbare Dreckschicht.
Tränen der Verzweiflung sammeln sich in meinen Augen und laufen langsam mein Gesicht hinunter.
Erstickt aufschluchzend Presse ich mir die Hand vor den Mund, meine Beine geben nach und ich lande wieder auf dem Fließenboden.
Nackt kauere ich mich zusammen, Schlinge die Arme um meine Beine und lege meinen Kopf auf meine Knie.

Leicht schaukele ich mich hin und her, versuche mich zu beruhigen und doch wird mein Weinen immer schlimmer.
»Maren?«
Zögerlich klopft es an der Badezimmertür und ich horche auf, als Newts Stimme davor ertönt.
Auf zittrigen, butterweichen Knien tapse ich zur Tür und drehe den Schlüssel im Schloss.
Mir ist egal wie er mich sieht, Hauptsache er hält mich so wie er es auf der Lichtung getan hat.

Ich trete zurück und langsam drückt Newt die Tür auf, schlüpft durch den geöffneten Spalt in den Raum und schließt die Tür wieder hinter sich.
Er seufzt, dann zieht er mich an seine Brust und drückt mich an sich.
Beruhigend streicht er mir über den Rücken und obwohl ich mich egoistisch fühle, schlinge ich die Arme um ihn und halte mich an ihm fest.
Seine Brust welche sich gegen meine presst, lässt die Leere und das Druckgefühl verschwinden und seine Hände die mir beruhigend über den Rücken streichen lassen die Dreckschicht für einen Moment in Vergessenheit geraten.

Ich weiß noch wie ich zurück gezuckt bin, als Alby mich hatte berühren wollen.
Ich weiß noch wie ich mich hinter Newts Körper versteckt hatte, wie er geseufzt und die anderen erstmal raus geschickt hatte.
Er war mit gegangen, auch wenn er sich nicht sicher gewesen ist das Richtige zu tun.

»Ich weiß nicht was los ist, aber ich weiß dass alles wieder gut wird.«, flüstert Newt leise, doch ich reagiere nicht.
Meine Beine geben nach und beinahe wäre ich zusammen gesackt, hätte Newt seinen Griff nicht verstärkt.
»Okay okay. Vorsichtig.«
Sanft hilft Newt mir dabei mich auf den Boden zu setzen, dann plumpst er ebenfalls neben mir auf die Fliesen und ich krabbele auf seinen Schoß, umarme ihn und beginne wieder zu weinen.
Noch heftiger, noch schlimmer als davor.
Ich will etwas sagen, ich will ihm erzählen was los ist, doch der Kloß in meinem Hals scheint mich regelrecht zu blockieren und die Schluchzer die meinen Körper schütteln, hätten mich sowieso nicht wirklich zu Wort kommen lassen.
Stumm hält Newt mich ohne etwas zu hinterfragen, ohne zu reden.
Er ist nur da, er lässt seine bloße Gegenwart auf mich wirken und das ist es was mich schlussendlich beruhigt.
Was meine Tränen versiegen und mein lautes Weinen verklingen lässt, was mich nur noch leise Schniefen lässt.
Ich habe ihn noch nicht los gelassen, noch immer kralle ich mich an ihm fest.
Und Newt streicht immer noch sanft über meinen Rücken, sein Gesicht ist in meinen Haaren vergraben.
»Hasst Sophie mich auch?«, bringe ich erstickt hervor und Newt schüttelt den Kopf.
»Niemand hasst dich.«, sagt er leise und doch bestimmend.
Trotzdem kann ich seinen Worten keinen direkten Glauben schenken.

Bestimmt hat Alina allen schon erzählt, dass ihre große Schwester zur Schlampe mutiert ist.
Bestimmt weiß jeder dort draußen Bescheid und alle denken sich was ich wohl für ein Mensch bin.
Bestimmt hasst Sophie mich genauso sehr wie Alina und bestimmt hassen mich auch einige andere dort draußen, weil ich mit den Schöpfern so engen Kontakt hatte.
Nur, warum hasst Newt mich nicht?
Warum sitzt er immer noch hier und tröstet mich, obwohl er sicherlich weiß was vorgefallen ist und nur so tut als wüsste er von nichts, um die Situation für mich angenehmer zu machen?

»Ich bin immer für dich da, Maren. Okay?«, sagt Newt leise und ich schniefe, nicke und drücke ihn noch etwas fester an mich.
Er weiß gar nicht wie dankbar ich ihm dafür bin, dass er mich mit meinen Dämonen grade nicht alleine lässt.
Mit den leisen Stimmen in meinem Kopf die mir ähnlich negative Dinge zuflüstern wie auf der Lichtung, mit den leisen Stimmen die mich, mich nur im Labyrinth wohlfühlen lassen haben.
Diese leisen Stimmen, welche sicherlich Jansons Werk sind und welche solch erschreckende Dinge flüstern dass es mir kalt en Rücken hinunterläuft.
»Ich weiß dass ich mir nicht vorstellen kann, was du durchmachst. Zumindest nicht richtig. Aber ich werde dir helfen, okay? Ich verspreche es.«
Newts Stimme ist dicht an meinem Ohr und sein Atem kitzelt meine Haut leicht.
»Im Gegensatz versprichst du mir noch etwas beziehungsweise erneuerst dein Versprechen.«, fährt er fort und ich nicke leicht.
»Okay.«, murmele ich leise und Newt lächelt.
»Versprich mir nicht zu sterben.«
Er hat das Gesicht in meinen Haaren vergraben und drückt mich fest an sich, so fest als wolle er mich nie wieder los lassen.
»Ich verspreche es.«
Wieso habe ich das Gefühl erneut zu lügen?

The ScorchSisters [Maze Runner FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt