Sophie P.O.V.
"Maren!" Ich schrecke aus meiner krummen Lage hoch, als ich Alina laut durch den Raum kreischen höre. Meine Wange pulsiert an der Stelle wo ich auf dem harten Bettrand gelegen hatte, als ich mit der Hand dort entlang fahre fühle ich einen tiefen Abdruck. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich eingeschlafen war, aber anscheinend war ja genau dies passiert.
"Maren was tust du?", brüllt meine kleine Schwester so laut, dass ich augenblicklich zusammen zucke. Panisch sehe ich mich nach meinen beiden Schwestern um, sehe aber nur Alina die auf zwei Personen zurennt, welche beide am Boden liegen und miteinander ringen. Entsetzt stelle ich fest, dass es dich bei der etwas kleineren Person um meine ältere Schwester handelt. Hektisch springe ich aus dem Bett hinaus, renne Alina hinterher und verfolge fassungslos das Geschehen. Maren kniet auf Minhos Brustkorb, stützt ihre Hände mit voller Kraft auf seiner Kehle ab und presst zu. An ihren Fingern treten weiße Muskeln hervor, während sie ihn unendlich wütend und mit hochrotem Kopf ansieht. Ich werfe reflexartig einen Blick nach draußen, was aber nichts bringt da die Fenster mit Steinen zugemauert wurden. Ein Blick auf eine große Digitaluhr sagt mir, dass es schon nach Mitternacht ist.
"HÖR AUF!" Verzweifelt beginnt Alina damit Maren von Minho herunter zu ziehen, wobei die jedoch wenig Erfolg hat. Meine ältere Schwester scheint so überzeugt von dem was sie tat, dass sie Minhos Hals nur noch etwas mehr zudrückt. Der Asiate röchelt nach Luft, seine Augen treten heraus und er tritt hilflos mit den Füßen um sich. Neben den Beiden sitzt ein vollkommen perplexer Newt, der anscheinend unfähig ist etwas zu unternehmen. Hilfesuchend sehe ich mich nach Alby um, der schon alarmiert zu den Kämpfenden hinrennt.
"MAREN LASS IHN LOS!", kreischt Alina hysterisch, fängt an ihr an den Haaren zu ziehen. Die ganze Situation ist so absurd, dass ich erst beginne zu realisieren was passiert ist, als Alby Maren von dem ehemaligen Läufer herunter zieht. Marens Blick ist der eines gehetzten Tieres, als sie auf den Rücken gedreht wird und man sie dort festhält. Ich stehe daneben, sehe sie entsetzt an und beginne zu verstehen, was hier gerade passiert ist. Maren hatte versucht Minho umzubringen. Meine Schwester. Sie wollte jemanden umbringen. Ekel steigt in mir auf, als ich sie wieder vor mir sehe, über Minho kniend. Eine Minute später und sie hätte es vielleicht wirklich geschafft. Warum? Warum tut sie so etwas. Alina sitzt fürsorglich neben Minho, sieht ihn besorgt an und redet beruhigend auf ihn ein. Ich kann es nicht verstehen...warum reagiert sie plötzlich so aggressiv? Zu verwirrt von allem wende ich mich von der Szenerie ab und taumle zurück zum Bett. Ich habe weniger als sechs Stunden zum schlafen und die sollte ich ausnutzen. Irgendetwas in mir sagt mir, dass ich in der nächsten Zeit nicht viel Schlaf bekommen werde. Kaputt von allem sinke ich auf die Matratze und schließe die Augen. Das Bild eines Jungen erscheint vor meinem Auge, so klar und deutlich als hätte ich die Augen geöffnet. Der Junge ist Aris. Er sieht mich vertraut an, es kommt mir vor als würde er das schon oft getan haben. Schon sehr oft. Ohne etwas zu sagen streckt er mir seine Hand entgegen und ich ergreife sie. Dann falle ich in ein Loch des Schlafs."Diese ganzen verdammten möchte gern Doktoren können mich mal am Arsch lecken." Vor mir sitzt eine jüngere Version von Aris. Seine Haare sind kürzer, seine Kleidung deutlich gepflegter und sein rechtes Auge ziert ein blauer Fleck. Er hockt mit verschränkten Armen auf dem Boden, hat den Kopf in den Nacken gelegt und stöhnt. "Ich frag mich, wie lange die uns hier noch festhalten wollen... Ich meine das Ganze bringt doch rein garnichts." Mein früheres Ich fährt sich durch die Haare und seufzt. "Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas hier tun weil es Nutzen bringt.", sage ich und meine Stimme ist deutlich höher als gewohnt.
"Meinst du die machen das nur um uns zu ärgern?", fragt Aris. "Einfach nur weil's ihnen Spaß macht uns leiden zu sehen?"
Ich schüttele den Kopf, wobei mir meine kurzen Haare wild um mein Gesicht fliegen. "Aris...", stöhne ich genervt. "Streng doch mal dein Verdammtes Hirn an... Die tun das weil es der letzte Weg ist diesen Leuten da draußen Hoffnung zu machen."
"Hoffnung worauf?"
"Eine Heilung für den Brand natürlich du Depp.", meckere ich und stehe dann von dem kleinen Sofa auf, auf welchem ich gesessen hatte.
"Sorry dass ich nicht so schnell kombinieren kann wie du Sherlock. Zufälligerweise ist mein Gehirn eines der durchschnittlich funktionierenden... Sowas gibts auch noch, schon mal daran gedacht?", gibt Aris keck zurück und springt ebenfalls auf die Beine.
"Meine Hirn ist genauso wie deins, ich weiß es nur besser zu schätzen.", gebe ich zurück während ich auf eine Tür zugehe.
"Bla bla bla.", macht Aris und streckt dabei affig die Zunge heraus. Meine Hand legt sich auf die Türklinke, doch bevor ich sie herunter drücke wende ich mich noch einmal zu ihm um. "Ach ja und dieses Mal hälst du bitte die Klappe wenn irgendwer die Anweisungen gibt. Sonst hast du bald ein zweites Veilchen in der Fresse."
Gehorsam nickt Aris, dann öffne ich die Tür. In meinem Hinterkopf drückt ein schlechtes Gewissen auf meine Gedanken. Ich hätte es ihm sagen sollen. Ihm sagen sollen, dass dies unser letzter gemeinsamer Tag ist, bevor die Testphase Eins für mich beginnt. Doch ich tue es nicht. Ich will meinen besten Freund nicht verletzen.Das Schrillen eines Weckers reißt mich aus dem Schlaf. 5:00 Uhr. Sofort schießt Adrenalin durch meinen Körper als mir wieder einfällt, was heute ist. Testphase Zwei. Aufgeregt sehe ich mich nach Alby um, um ihn zu fragen was ich noch tun kann bevor es los geht. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stehen einige Proviant- und Wasserbeutel. Bevor ich Alby finden kann, berührt mich jemand an meiner Schulter und dreht mich zu ihm herum. Aris sieht mich mit großen Augen an.
"Sophie?", fragt seine Stimme in meinem Kopf. Unangenehm berührt breche ich den geistigen Kontakt zwischen uns ab, auch wenn durch diese Berührung leise Erinnerungen an früher in mir aufgetaucht sind.
"Ja?", frage ich ihn stattdessen normal um darauf hinzuweisen, dass ich ihn nicht in meinem Kopf haben will. Nur Alina und Maren dürfen das. Nur die Beiden. Sichtlich verwirrt runzelt Aris die Stirn. Dann reißt er sich zusammen. "Ich habe heute Nacht was geträumt...", beginnt er aber ich unterbrechen ihn.
"Sherlock kombiniert, du hast von mir geträumt?", schlussfolgere ich.
Seine Reaktion gleicht der einer Erdnuss. Zuerst. Dann ziehen sich seine Augenbrauen hoch und seine Augen leuchten.
"Du... Du erinnerst dich auch?", fragt er aufgeregt. Ich nicke. Bevor er jedoch weiter reden kann, unterbreche ich ihn erneut. "Ja ich erinnere mich, aber lass uns bitte später darüber reden, okay?"
In seinen Augen spiegelt sich leichte Enttäuschung wieder, als ich mich umdrehe und weg gehe.Eine knappe Stunde später haben wir uns alle vor der Tür des anderen Zimmers versammelt, genau dort wo vor einigen Stunden noch die Leichen unserer Retter gehangen haben. Wie gebannt starren alle auf die Tür, als der lange Zeiger von allen Uhren auf die Zwölf vorrückt. Genau in dem Moment scheint sich die Luft zu kräuseln und zu verflüssigen. Die Luft verwandelt sich in weißen Nebel und als dieser verschwindet bleibt eine trübe gräuliche Flüssigkeit zurück. Gemurmel bricht unter den Lichtern aus, allerdings verstummen sie gleich wieder als Alby aufsteht und auf die neu entstandene Wand zugeht.
"Newt? Du gehst als Letzter. Pass auf dass alle mitkommen, ich habe keine Lust darauf dass wir irgendwen vergessen.", befehlt Alby, holte Luft und schreitet durch den Flat Trans. Er verschwindet. Einer nach dem anderen folgt Alby und schließlich bin ich es, die direkt vor der gräulich pulsierenden Wand steht. Direkt hinter mir ist Thomas, der mich zaghaft mit einer Hand nach vorne schiebt. "Na los.", murmelt er und seine Worte haben eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich. Ich tue einen Schritt nach vorne, spüre ein warmes Kribbeln auf meiner Haut und stehe dann im Dunkeln. Thomas Hand liegt noch immer auf meiner Schulter, er ist direkt hinter mir durch das Portal getreten.
"Wo... Sind wir?", höre ich Minhos Stimme laut in die Stille fragen. Niemand gibt ihm eine Antwort. Schweigend versuche ich mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, was aber nicht klappt. Eine Minute später ertönt Newts Stimme vom Flat Trans her. "Alle durch!", ruft er. Und dann beginnt unsere Wanderung durch die Dunkelheit, voller Angst und Unwissenheit. Schritt für Schritt fühle ich mich unwohler, mehr beobachtet und in Gefahr. In meinem Hals ist plötzlich ein großer Kloß, den ich nicht hinunter schlucken kann. Ich habe Angst. Schreckliche Angst. Zudem kommt noch das Gefühl unter Tonnen von Stein begraben zu sein, obwohl ich mir nicht sicher bin ob das überhaupt Stein ist worauf wir laufen.
"Kehrt um." Abrupt bleibe ich stehen. Direkt über mir. Irgendetwas ist dort. Ich richte den Blick nach oben, erkenne aber nichts als fortwährende Dunkelheit.
"Ha...habt ihr das gehört?", fragt einer der Lichter. Der Kloß in meinem Hals verwandelt sich in einen Stein und scheint mir förmlich die Luft abzuschneiden. Jemand hatte etwas gesagt. Jemand, der nicht zu uns gehörte.
"Kehrt um oder ihr werdet aufgeschlitzt."
Wieder werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Person oder dieses Wesen welches redet direkt über mir sitzt. Bereit um anzugreifen. Bereit, mich aufzuschlitzen. Hingegen der Warnung laufen wir weiter durch den Gang, folgen immer den Schritten der Anderen. Nach und nach beginne ich die Zeit aus dem Auge zu verlieren und kann schon bald nicht mehr sagen, wie lange wir überhaupt schon unterwegs sind. Durst beginnt mich zu überfallen. Und dann hallt ein lauter Schmerzensschrei durch den Gang. So laut und voller Angst, dass ich in Panik gerate. Einen Moment später bricht das reinste Chaos in der Dunkelheit aus.
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The ScorchSisters [Maze Runner FF]
FanficDrei Schwestern. Maren. Sophie. Alina. Drei Strünke. Newt. Thomas. Minho. Ein Virus. Eine Wüste. Ein Ziel: Der Sichere Hafen. Nachdem die Lichter es aus dem Labyrinth geschafft haben, hoffen alle auf ein besseres Leben, einen Neustart, eine zweite C...