Mit aller Macht, egal was es kostet!

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- Toms Sicht, Osterabend, Große Halle -

Abraxas versuchte mir was zu sagen, doch ich konnte einfach nicht aufhören, sie anzusehen. Ihre Augen waren geschlossen und sie hatte aufgehört zu atmen.

Es war bestimmt schon einige Minuten her. Ich hatte sie verloren ... gerade jetzt, wo ich es verstanden hatte. Verstanden hatte, was sie mir gegeben hatte und wie wenig ich ihr zurückgegeben hatte. Bei Salazar, sie hatte es mir gezeigt. Sie hatte mir gezeigt, was es hieß, wenn sich jemand um einen sorgte und wenn man ... wenn man geliebt wurde.

Irgendwas musste ich doch tun können. Egal, was, irgendwas. Ich würde sogar mein eigenes Leben geben, wenn sie dann zurückkommen würde. Aber dann, dann könnte ich sie nicht mehr schützen. Grindelwald war auch da draußen und wollte sie haben.

War es da nicht besser, dass sie jetzt weit weg von alldem Mist war? Nein, es war niemals gut, wenn sie sich von mir entfernte. Niemals! „Tom!", sagte Abraxas noch einmal lauter und schüttelte an meiner Schulter.

„Du kannst nichts mehr tun", flüsterte er dann auch noch leise und die Magie um uns herum erstarb. Meine Magie erstarb, ich konnte und wollte sie nicht mehr aufrechterhalten. Jetzt hatte ich wieder nichts, genau wie vor acht Monaten, bevor dieser Engel in meinem Leben trat. Wieso hatte Dumbledore sie in die Vergangenheit geschickt, wenn er sie doch loswerden wollte? Wieso? Das alles ergab keinen Sinn!

Mittlerweile waren auch die Lehrer um uns herum. Dippet und Slughorn knieten sich zu Hermine und wollten noch etwas tun. Doch es gab nichts mehr, was man tun konnte.

Sie war tot. Mein Licht ... meine Hoffnung ... alle Träume, die ich hatte, von einem besseren Leben verblassten und machten wieder Platz für die düsteren Gedanken.

Sehr düstere Gedanken! Es war Dumbledores Schuld! Er wollte dunkle Magie haben, er würde sie bekommen. Denn irgendwann würde der Tag kommen, an dem ich ihm gegenübertreten würde und ihn den qualvollsten Tod erteilen würde, den man sich nur vorstellen konnte.

...

„Was ist nur passiert?", hörte ich viele fragen. Aber ich blendete alles aus. Einfach alles! Es ging nicht, wenn ich mich jetzt nicht verschloss, dann würde ich zusammenbrechen unter der Wucht an Gefühlen, die mich überkamen.

Die Professoren versuchten mit mir zu reden, doch ich ignorierte sie einfach. Sie konnten nichts tun, was mir helfen konnte. Überhaupt nichts! Ohne sie war ich verloren, ohne sie gab es für mich keine Hoffnung mehr. Ich wandte nach einer Ewigkeit – wie es mir schien – den Blick von ihrer leblosen Gestalt ab. Direkt fanden meine grünen Augen, die trüben und glücklich funkelten Augen von Dumbledore. Dieser stand hinter den anderen Lehrern.

Er schien sich wirklich zu freuen, er würde es aber noch bereuen. Bald, sehr bald, würde er es bereuen. „HERMINE!", schrien auf einmal mehrere weibliche Stimmen und ich sah zu den drei Mädchen, die sich durch die Menge quetschten. Es waren ihre Freundinnen.

Sie blieben alle abrupt stehen, als sie sie am Boden sahen und mich, der gemeinsam mit Abraxas, vor ihren Körper kniete. „Was?", begann die eine, doch brach ab, als Madam Fuglen für alle bestätigte: „Sie ist tot."

Jegliches Geräusch verstummte nach ihren Worten. Doch dann begannen viele zu weinen. Selbst die Lehrer, selbst Professor Sinns sah total erschüttert aus. Obwohl sie nie den Eindruck gemacht hatte, dass sie Hermine mochte. „Wie konnte das passieren, Armando?", fragte einer der Lehrer unseren Schulleiter. Dieser war vollkommen fassungslos.

Ich jedoch, ich konnte nicht länger hier stehen bzw. knien. Ich musste hier weg. Ohne auf die Anderen zu achten, stand ich auf und verließ die Halle. Ich hörte noch mehrere Personen meinen Namen rufen, doch keiner dieser Personen ... keiner hatte die Stimme, die ich am meisten hören wollte.

Du hast es mir gezeigt und er hat es mir genommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt