Teil 11

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Schweißüberströmt fand ich mich in der Dunkelheit wieder. Mein Herz klopfte laut, während ich schnappartig Luft in meine Lungen zwang. Schnell suchte ich die Nachttischlampe und erleuchtete den Raum. Fahrig wischte ich mir über mein Gesicht und wartete bis die Folgen des Alptraumes abebbten. Berstende Kopfschmerzen überkamen mich, während ich mich versuchte zu beruhigen.

Schon wieder derselbe Traum... Wieder sah ich wie Demir meinen Opa hinrichtete und wieder konnte ich nichts machen, außer ängstlich zuzusehen. Feige und verzweifelt.

Kurz schloss ich meine Augen, in der Hoffnung so etwas runterkommen zu können und warf anschließend einen Blick auf die Uhr. Es war bereits früh am Morgen. Ich sollte besser aufstehen. Schlafen würde ich eh nicht mehr können.

Nach einer belebenden Dusche machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt. Wie üblich saß nur einer am Tisch. Der übliche Verdächtige.

„Guten Morgen, Honey", begrüßte mich Nate überschwänglich. Ich warf ihm lediglich einen grimmigen Blick zu und nahm mir einen Apfel vom Obstkorb. Nate ließ sich nicht von meiner abweisenden Art beeindrucken und aß sein Brötchen munter weiter.

„Und? Hast du etwas Neues für mich?"

„Was denn zum Beispiel?", meinte er und tat ahnungslos. Ich hatte keine Lust auf seine Spielchen, weswegen ich genervt aufatmete und mich von Dannen machen wollte.

„Warte, Sera. Sei doch nicht gleich beleidigt", versuchte Nate es diesmal und tupfte sich vornehm seinen Mund mit der Serviette ab. Was für ein Snob, dachte ich und unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen. „Demir wird nicht auf meiner Geburtstagsparty erscheinen."

„Wie bitte?"

„Es war mir eigentlich klar, dass er nicht begeistert sein würde, aber als ich ihn jetzt schon zum vierten Mal eingeladen habe, hat er mich beim letzten Mal ziemlich beleidigt." Nates britischer Akzent war kaum herauszuhören. Ich staunte nicht zum ersten Mal darüber wie perfekt er Deutsch sprach.

„Und was jetzt?"

„Ich weiß nicht. Wenn du eine Idee hast, her damit. Er ist schließlich dein bester Freund."

„War", korrigierte ich ihn eisig.

„Sicher?", fragte Nate neckend und begab sich damit auf ein mienenüberzogenes Terrain.

„So sicher wie... er soll verrecken", entgegnete ich, ehe ich mich Richtung Eingangstür begab. „Sieh zu, dass mein 'bester' Freund auch auf der Party erscheint. Schließlich ist er doch der Ehrengast."

„Sera", rief Nate mir erneut hinterher, woraufhin ich stehen blieb, aber mich nicht zu ihm wandte. „Er soll dich immer noch suchen."

„Und?", fragte ich amüsiert und biss herzhaft in den Apfel rein. „Eigentlich hätte ich sogar eine Idee. Ich glaube, ich sollte ihn persönlich einladen. Er wird sich sicher freuen, wenn er erfährt, dass ich doch nicht verschollen bin", meinte ich schulterzuckend und warf Nate einen gleichgültigen Blick zu.

„Am besten bist du noch dazu verlobt. Ich biete mich freiwillig an", konterte er grinsend, wohlwissend welche Auswirkung das auf Demir hätte.

„Mit einem hässlichen Briten? Nein, so geschmacklos bin ich nicht. Klingt ziemlich unglaubwürdig", antwortete ich keck und lief davon. Daraufhin lachte Nate, während ich mich zur Eingangstür begab, um mir meine Laufschuhe anzuziehen. Wie üblich nahm ich mir eine Wasserflasche mit. Abgesehen davon, dass ich nicht dehydrieren wollte, wenn ich Laufen war, erinnerte mich diese Wasserflasche an die Zeit vor knapp zwei Jahren, als Demir wie aus dem Nichts aufgetaucht war und sich in mein Leben eingemischt hatte. Diese Wasserflasche war zudem ein Symbol für Rache. Demir hatte meinen Opa getötet und dafür würde er bezahlen!

Red, wenn Liebe unvergänglich istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt