„Genau das, was ich erwartet habe. Wie auch immer. Jetzt halt dich gut fest!"
Bevor ich reagieren konnte, drückte Nate so stark aufs Gas, dass es mich in den Sitz drückte, überholte den Vordermann und fuhr wieder scharf auf unsere Spur.
„Was zum.... Was soll das, du Idiot?", keifte ich mit unterdrückter Wut.
Doch er ignorierte mich und warf immer wieder einen ernsten Blick in den Rückspiegel.
„Honey, wir haben Gesellschaft bekommen", gab er das Unheilvolle bekannt.
Kapitel 15
„Was? Wer?"
Unauffällig warf ich einen Blick nach hinten. Ein schwarzes Auto überholte gerade unseren Hintermann und fuhr nicht weniger schnell.
„Ist das Demir?", fragte ich und hielt die Luft an.
„Nein, es sind zwei andere, aber eindeutig Karans Männer."
„Woher weißt du das? Vielleicht sind das andere." Weswegen versuchte ich ihm das auszureden?
„Könnte sein, ist aber unwahrscheinlich."
„Seit wann verfolgen sie uns?"
„Vermutlich seit wir meine Eltern verlassen haben. Ich schätze, Karan wusste nicht, wo mein zweites Haus liegt."
„Was machen wir jetzt?" Nun verstand ich auch, warum Nate gegen die Autotour war.
„Wir müssen versuchen, sie abzuhängen." Dass Demir mich so schnell finden würde, war mir nicht bewusst. Seine kontrollierte Wut von gestern war ohnehin kein gutes Zeichen. Zumindest war das früher so. Wenn er kalte Wut verspürte, hatte sogar ich in seiner Nähe Angst. Er war definitiv ein Mensch, der rachsüchtig war. Und diese Eigenschaft hatte ich immer an ihm gehasst und nun war ich selbst nicht besser als er. Was würde wohl passieren, wenn wir uns diesmal persönlich und ohne Einfluss eines unerwünschten Publikums oder Zuschauern begegnen würden?
Erneut überholte Nate ein Auto und das obwohl der Gegenverkehr nicht gerade weit entfernt war. Ein verärgertes Hupen von der Gegenfahrbahn trug nicht gerade dazu einen Teil bei, unsere Anspannung abzulassen. Denn dass Nate angespannt war, erkannte ich an seinen hektischen und sich schnell wiederholenden Blicken zum Rückspiegel. Er war deutlich konzentriert und versuchte in meiner Gegenwart, Ruhe zu bewahren. Bei meiner Wenigkeit hingegen konnte ich froh sein, dass ich so langsam wieder an Selbstvertrauen gewann.
„Halt an! Wir können sie stellen und erfahren, was für ein Problem sie haben", schlug ich vor.
„Ich gehe schwer davon aus, dass sie bewaffnet sind. Wie willst du sie zur Rede stellen?"
Resigniert blickte ich weg und hielt mich fest, weil Nate erneut jemanden überholte. Wollte er einen Unfall verursachen oder wartete er darauf, dass die Verfolger einen Fehler machten?
Plötzlich lenkte Nate den Wagen in eine andere Richtung. Das war nicht der direkte Weg nach London!
„Was machst du da? Wohin fahren wir?"
„Kannst du mal mein Handy nehmen?" Das Handy lag mitten im Ablagefach. Ohne seinen Wunsch zu hinterfragen, nahm ich das Telefon in die Hand.
„1501", gab er von sich. Sofort entsperrte ich es und wartete schweigend auf eine weitere Anweisung. „Ruf Bale an."
Wer war Bale? Es war mir egal. Ich tat wie mir befohlen. Nachdem das Klingeln begann, steckte Nate einen Stöpsel des Headsets in sein Ohr und fuhr unbeirrt mit hoher Geschwindigkeit weiter.
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Red, wenn Liebe unvergänglich ist
RomanceWas passiert, wenn dein bester Freund dein Leben zerstört? Dir deinen Opa wegnimmt? Nur Leid und Schmerz hinterlässt. Würdest du ihm dasselbe antun? Würdest du ihn töten?