Neu in Barden

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Becas POV

Mein erster Tag an der Uni... ich hab da wirklich keine Lust drauf! Ich will nach Los Angeles! Nicht an die verdammte Universität!!! Ich kanns aber eh nicht ändern. Alleine die Entscheidung meines Vaters. Als hätte ich in meinem Leben nichts zu bestimmen. Mein Vater. Der Professor an der Barden University. Er hat mir keine andere Wahl gelassen.

Ok Beca. Machs doch einfach. Je schneller du es akzeptierst, desto schneller ist der ganze Scheiß hier vorbei. Hab ein bisschen Spaß und mach das Beste draus!

Ich atme einmal tief ein und hebe meine Taschen vom Boden auf. Langsam und zögerlich mache ich mich auf den Weg zu dem riesigen und leicht bedrohlichen Gebäude, dass sich vor mir auftürmt.
Auf einmal hüpft mir ein Mädchen vor die Nase und beginnt hysterisch drauf los zu plappern. Ich kann mir zwar denken, dass sie nur nett sein möchte, oder besser, dass sie nur ihren Auftrag erledigt und Leute zu ihren Wohnheimen führt, aber um ehrlich zu sein ist sie im Moment einfach nur nervig. Eindeutig zu gute Laune. Zumindest für mich. Hyperaktiv. Quietschig hohe Stimme. Tut mir in den Ohren weh. Irgendwann schaltet mein Gehirn automatisch ab und ich verfalle in den Gemüsemodus. Nach einigen nie enden wollenden Minuten drückt sie mir dann endlich diese kleine Vergewaltigungspfeife in die Hand.

Na endlich... warum denn nicht gleich so???

Als ob ich diese Pfeife irgendwann mal brauchen werde. Lächerlich. Ich glaube nicht daran. Sinnlos. genau wie dieser ganze Uni-Kack. Ich brauche das alles nicht, wenn ich DJ in LA werden will.
Ich verabschiede mich von der nervigen Blonden und mache mich auf den weg nach "Bakerhall". Zu dem Wohnheim, in dem ich die nächsten paar Jahre meines Lebens verbringen werde.
Na super.
Als ich mein neues Zimmer betrete, steht schon eine kleine...
naja immernoch größer als du Beca......
jedenfalls steht dort eine kleine Koreanerin im Raum und verteilt ihr Zeug.

"Du musst Kimmy-Jin sein, nicht wahr? Hey, ich bin Beca, freut mich dich kennen zu lernen", ich lächele das Mädchen freundlich an und strecke ihr eine Hand entgegen. Sie sagt kein Wort. Lässt mich mit ausgestreckter Hand stehen. Oh cool. Das wird bestimmt ganz schön lustig. Was hab ich überhaupt falsch gemacht?
Mal ernsthaft! Hab ich überhaupt irgendwas falsch gemacht??!
Ich schüttele leicht den Kopf und drehe mich um um meine Taschen aufs Bett zu schmeißen. Ich spüre Kimmy-Jins kalten Blick im Nacken. Oh Gott. Ganz schön gruselig dieses Mädchen. Vor allem schaut sie aus, als hätte sie ganz miese Laune. Vielleicht war das nur heute so, aber diese Hoffnung gab ich recht schnell wieder auf. Eindeutig ein Miesepeter der einem gern den Spaß versaut. Perfekt.

"Was starrst du mich so an?", frage ich. Das könnte vielleicht etwas unfreundlich geklungen haben aber das ist mir grade mal sowas von egal. Ich bin im Moment einfach nur total genervt. Das alles kotzt mich total an. Zuerst, dass ich mich mit diesem blöden Studium rumärgern muss und dann auch noch, dass dieses Mädchen nicht mit mir reden kann! Sie kann mich offensichtlich nicht leiden. Ich habe irgendwie im Gefühl, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.

"Nichts. Frag mich nur was du hier verloren hast", sagt sie.
Ooooh! Gut zu wissen! Notiz in meinem Kopf: SIe kann reden.
"Was soll das denn bitte heißen?", frage ich. Ich bin wirklich leicht verwirrt.

"Die siehst nicht aus, als würdest du hier zu uns passen. Du siehst auch nicht aus, als wolltest du gerne hier sein. Also. Was tust du hier?" Ihre Stimme ist kalt. Emotionslos. Genau wie ihr Gesicht. Es zeigt nicht die geringste Gefühlsregung. Ähnlich einer Maske. Hart. Unbeweglich. Nicht zum reden fähig. Vom Lachen brauchen wir da gar nicht erst zu reden.

"Ich habe keine Ahnung warum ich das dir erzählen sollte. Das geht dich einen feuchten Dreck an", sage ich. Höchstwahrscheinlich ziemlich unhöflich.

Ich drehe mich auf dem Absatz rum und beginne damit, meine Klamotten in den Kleiderschrank einzusortieren. Irgendwann, als ich endlich fertig bin, lasse ich mich erschöpt aufs Bett fallen. Dieser ganze Tag hat mich völlig fertig gemacht. Die lange Reise von dem Haus meiner Mutter nach Barden. Ich will einfach nur schlafen. Alles vergessen.

Ich zwinge mich dazu, nochmal aufzustehen und ein weites, langes T-Shirt überzuziehen. Genau in dem Moment, in dem ich mich wieder hingelegt habe und mir die Decke bis zur Nasenspitze gezogen habe, klopft es an der Tür.
Dad.
Wer sonst?!
Gott was will der jetzt schon wieder?! Wir haben fast 11 Uhr und ich möchte ins Bett!! Warum kann er mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?! Jetzt auf einmal, wo ich hier bin interessiert's ihn, wie's mir geht. Vorher hat er sich nur um seine kleine blonde Schlampe gekümmert.

Ich atme einmal tief ein und aus um mich zu beruhigen und stehe seufzend auf. Als ich die Tür öffne, schaue ich in Augen, so blau wie meine eigenen.
In die meines Vaters. Wie ich vermutet hatte.

"Wirklich Dad? Was willst du? Hast du vielleicht mal auf die Uhr geschaut, bevor du hier aufgekreuzt bist?", frage ich ihn. Ich bin echt leicht angepisst weil ich so müde bin. Aber ich glaube mein Vater sollte sich inzwischen daran gewöhnt haben.

"Ich wollte meine Tochter besuchen kommen. Sie ist gerade erst an der Barden University angekommen. Ist sie zufällig hier? Ich habe gesagt bekommen, dass das ihre Zimmernummer ist."

"Ja super. Total lustig Dad. Hast du mal wieder einen Clown zum Frühstück gegessen? Was willst du von mir?", frage ich ihn erneut. Inzwischen bin ich ziemlich angepisst.

"Wie war die Fahrt?"

"Oh es war super! Ich liebe es, zehn Stunden in einem Taxi mit einem Fahrer zu verbringen, der niemals auch nur für zehn Sekunden die Klappe hält!" Inzwischen bin ich in einen sarkastischen Modus übergegangen.

"Beca,...", seufzt mein Vater.

"Was Dad?!!" frage ich aufbrausend.

"Warum bist du so zickig? Sogar Lisa sagt, dass du dich anders verhältst."

"Mir geht es am Arsch vorbei, was das Stiefmonster sagt! Sie ist nicht meine Mutter! Nicht. Meine. Mutter! Kapier das endlich! Auch wenn du das noch zu gern hättest! Papa bitte! Können wir morgen reden? Ich bin müde und ich denke es ist besser, wenn du jetzt gehst!", sage ich. Man hört ein leichtes Zischen in meiner Stimme.

"Ugh Beca. Na gut... Bis morgen dann. Hab dich lieb", sagt er.

"Ich dich auch. Gute Nacht", sage ich kurz angebunden und schließe die Tür, sobald er den Raum verlassen hat. Als ich mir sicher bin, das er weg ist stoße ich einen tiefen Seufzer aus und gehe langsam wieder in mein Bett.
Ich liege mit dem Gesicht zur Wand und beginne leise zu weinen.
Eine absolute Seltenheit.
Normalerweise heule ich nicht.
Eigentlich nie.
Im Moment ist es mir einfach alles zu viel.
Die Scheidung meiner Eltern, Dad's neue Frau, das Stiefmonster. Ich wollte nichtmal auf diese dumme Universität! Nur weil mein Vater hier arbeitet und ich kostenlos studieren kann.
Das schlimmste ist jedoch, dass ich zusehen muss, wie mein ganzes Leben auseinander fällt. Ich war glücklich mit dem, was ich hatte. Ich hatte Freunde. Ich hatte eine Familie.
Jetzt habe ich nichts. Niemanden.

Nach mehreren Stunden schlafe ich dann endlich ein.



Alles begann in der Dusche (Bechloe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt