Freitag morgens

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Ein Tag ist es her, als ich ihn gesehen habe.

Freitag ist schlimmer als Donnerstag. Gegen sieben als ich mich hergerichtete hatte, war ein Anruf eingetroffen. Es war das Krankenhaus.

Die Diagnose meines Vaters wurde uns vor nicht einmal fünfzehn Minuten mitgeteilt. Tumor. 

Er hatte Krebs seit mindestens vier Monaten, wenn nicht sogar noch länger. Allerdings war der Tumor nichts besonderes, sagten sie. Nun heißts Chemo und, dann operrieren.


Ich habe Angst. 


Ich hab es bis jetzt keinen gesagt. Nicht'mal meinen Kindheitsfreund. Ich will das alles nicht. Das kann einfach nur'n schlechter Scherz sein, oder?

Ich stehe an der Haltestelle neben meinen Kindheitsfreund. Keiner spricht. Bis ich frage>>Und fällt etwas aus?<<
Er schüttelt den Kopf und stellt mir die selbe Frage. Ich verneine.

Ich erblicke den Bus. Ich bin fertig. Doch zurück kann ich nicht. Der Bus fährt an mir vorbei. Da erblickte ich ihn.

Er war wieder da. Dieses Mal erkenne ich ihn sogar. Doch nur an seinen schwarzen Kopfhörer, seiner schwarzen Lederjacke, den giftgrünen Beutel und seinem markanten Kinn. Er hat mitten auf den Kinn eine Einkerbung. Meine Freunde würden sagen Arschkinn. Doch ich meide diesen Ausdruck, denn wessen Kinn würde gern mit einen Gesäß verglichen werden? Ich glaube keines.

Mein Blick ruht auf ihn. Rechts strömt Musik in mein Ohr, links werde ich belabert.

Wahrscheinlich sieht er in meinem Blick, wie geschädigt ich bin. Besser gesagt fertig von allem. Fertig von der Schule. Prinzipiell fertig vom Leben. Obwohl das Jahr noch nicht lange her ist.

Zehn Minuten sind vorbei und links läuft nun auch Musik in mein Ohr. Es läuft Bye, bye von Cro, ich weiß klischeehaft. Aber es ist unser Lied oder sagen wir's mal so es erinnert mich an ihn.

Wie im Lied ist es so wie in der Realität. Doch ich weiß nicht, ob er das selbe für mich fühlt. Eins ist aber klar, ich muss das gewisse Etwas haben, dass ihn sehr gefällt, sonst würde er mich nicht anstarren, oder.

Leicht lächle ich ihn an. Doch nun ist meine Station dran.

Mit schweren Herzen steh ich auf. Ich seh ihn das letzte Mal an bevor ich aus der Tür schreite.

SAG DOCH HALLO (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt