Nach dem Essen spazierten wir ein bisschen an der Weser entlang. Über unseren Köpfen leuchteten die Sterne und ein Halbmond hing über den Häusern. Das Wasser plätscherte leise an die Uferbegrenzung und im Hintergrund rauschte ab und zu der spärliche Nachtverkehr. Ich kuschelte mich in Saras Winterjacke. Meine eigene verstaubte entweder im großen Haus in Frankfurt oder war wie der Rest meiner Habseligkeiten verbrannt oder verscherbelt worden. Inzwischen spürte man den Herbst deutlich in der Hansestadt. Schließlich kamen wir vor der Wohnung meiner Cousine an. Etwas verlegen stand ich vor Lukas. ,,Ähm... Danke für die Einladung. Es war echt schön", stammelte ich. Mit Niklas war mir das Reden immer so leicht gefallen. Lukas lächelte mich an. ,,Immer gern. Bis morgen!" Und er zog mich in eine kurze Umarmung. Unwillkürlich versteifte ich mich. Heute war wohl wieder so ein Tag, an dem ich Berührungen nicht so ertrug. Schnell ließ Lukas mich los. Ein besorgter Ausdruck überschattete seine Augen, als er mich musterte. ,,Alles in Ordnung?" Ich lächelte zurück - oder versuchte es zumindest. ,,Das wird wieder. Bis morgen. Und danke für alles." Unsicher strich er mit der Hand über meine Schulter. ,,Bis morgen. Und denk dran - ich bin immer für dich da." Mit einem letzten besorgten Blick wartete er, bis ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Leise schlich ich durch die Wohnung. Aus dem Schlafzimmer von James und Sara klang ein leises Schnarchen. Ich tippte darauf, dass es von James kam, aber ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen. Langsam merkte ich, wie spät es schon war. Schnell zog ich mich um, ließ das Zähneputzen ausfallen und fiel wie tot ins Bett. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ging an die Sterne an der Decke des meines Zimmers in Frankfurt.
Ich träumte wirres Zeug. Die Weser glänzte im Licht von tausenden von Sternen. Aber es waren keine normalen Sterne, sondern Plastiksterne, die im Dunklen leuchteten. Ich ging am Fluss entlang, begleitet von Niklas. Ich sah ihn nicht an, sondern spürte nur seine Anwesenheit. Lächelnd betrachtete ich den träge dahinfliegenden Strom. Dann warf ich einen Blick zu Niklas hinüber. Dann erschrak ich fürchterlich. Seine rechte Gesichtshälfte war komplett zerstört und blutig, die Knochen gebrochen und die Haut praktisch nicht vorhanden. Sein Lächeln war grausam. Ich zuckte zurück und fiel in den Fluss. Doch schnell wurde ich wieder herausgezogen, aber nicht von Niklas, sondern von David. Wie nach dem Regenschauer waren wir klitschnass und er entledigte sich seines T-Shirts. ,,Pass auf dich auf, Kleine."
Atemlos schreckte ich hoch. Was sollte das denn bedeuten? Schwer atmend saß ich auf der Bettkante. Ich war hellwach. Nach einem kurzen Zögern schlich ich leise in die Küche und holte mir ein Glas Wasser. Auf dem Küchentisch blinkte mein Handy. Hektisch tippte ich den Code ein und sah nach, von wem die Nachricht war. Leichte Enttäuschung breitete sich in mir aus, als ich sah, dass sie von meiner Mutter war. Ich öffnete die Nachricht.
Hey, mein Engel. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nie wieder etwas von uns hören willst, aber ich vermisse dich. Ich war eine Rabenmutter, das weiß ich. Ohne dich ist es hier so trostlos. Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest. Ich liebe dich. Mama
Mein erster Reflex war, die Nachricht zu löschen und zu vergessen. Das war das Leben, aus dem ich geflohen war und mit dem ich nie wieder etwas zu tun haben wollte. Aber dann dachte ich daran, dass sie ja trotz allem noch meine Mutter war. Ich wusste es einfach nicht. Laut seufzte ich auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dann stand ich entschlossen auf und ging zurück in mein Zimmer. Mein Handy blieb auf dem Küchentisch.
Am nächsten Morgen riss mich wie immer mein Wecker aus dem Schlaf. Grummelnd tastete ich nach ihm und schaltete ihn aus. Dann quälte ich mich aus dem Bett und machte mich fertig. Gähnend erschien ich in der Küche. Sara begrüßte mich munter. ,,Guten Morgen! Gut geschlafen?" Ich verzog das Gesicht. ,,Beschissen." Sie grinste mich an. ,,Wunderbar." Dann stellte sie mir einen Teller vor die Nase. ,,Und, wie war dein Date?" Ich verdrehte die Augen. ,,Es war kein Date." Sara lachte. ,,Bestimmt. Also, wie war dein 'Treffen'?" Ich gähnte ausgiebig. ,,Schön. Das Essen war sehr lecker." Meine Cousine starrte mich an. ,,Das Essen?! Ich will Details! Habt ihr euch geküsst? Stehst du auf ihn? Steht er auf dich? Sollten wir ihn auch mal zum Essen einladen?" Jetzt musste ich doch lachen. ,,Nein, nein und nein. Und was die Einladung angeht: meinetwegen gern, aber muss nicht sein. Was würdest du denn kochen?" Sara starrte mich an. ,,Wie jetzt? Ihr wart auf einem Date, obwohl ihr nicht aufeinander steht? Und woher willst du überhaupt wissen, ob er nicht auf dich steht? Na ja, immerhin muss ich mir wegen deiner Essstörung keine Sorgen mehr machen, du scheinst ja nur noch an Essen zu denken." Wie zur Bestätigung nahm ich mir noch einen Toast. ,,Ach übrigens, ich habe dein Handy gefunden. Lag hier auf dem Küchentisch. Nur falls du es vermisst." Ich nahm mein Smartphone an mich. ,,Danke." Die Nachricht meiner Mutter erwähnte ich nicht.
Hallo, meine treuen Leser! (falls es noch welche gibt ;) )
Ja, ein neues Kapitel. Dieses Mal gibt es keine Kommianreger, dafür möchte ich etwas sagen. Es kommen schon immer unregelmäßige und seltene Updates, was erstens mit meiner Faulheit, zweitens mit meinem Mangel an Zeit und drittens mit meinem Mangel an Motivation zusammenhängt. Um eins und zwei zu ändern, muss ich an mir selbst arbeiten, aber die Motivation, eine Geschichte zu schreiben und diese auch zu veröffentlichen, hängt auch vom Leser ab. Ein kleiner Vote reicht meistens schon, dass ich Lust bekomme, an einem Kapitel weiterzuarbeiten, ein Kommentar steigert die Motivation enorm. Und weil das eben fehlt, zumindest größtenteils, kommen eben immer seltener Kapitel. Ich will diese Geschichte nicht auf Pause stellen, sonst wird sie nie fertig. Aber ich hoffe wirklich, dass ihr versteht, worauf ich hinauswill.
Genug der ernsten Worte. Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und mögen euren Wünsche in Erfüllung gehen.
LG, Vany
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Dark Moments
RomanceAm Boden zerstört und völlig fertig. So lässt sich der seelische Zustand von Julia wohl am besten beschreiben. Die einzige Möglichkeit, dem zu entfliehen - alle Brücken abzubrechen und zu ihrer Cousine nach Bremen fliehen. Erst dort scheint sie wied...