Kapitel 14

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Die Tage vergingen wie die Stunden auf einer Uhr. Noch immer war ich mir nicht sicher, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich wusste, dass ich etwas gegen die Regierung und ihre Taten unternehmen musste, aber waren ‚the Eagles' wirklich der richtige Weg dafür? Ich hatte keine Wahl mehr, und wenn ich ehrlich zu mir war, bereute ich auch nichts. Ich hatte nur unheimliche Angst um meinen Vater. Ständig versuchte ich noch, ihn dazu zu überreden aus der Sache auszusteigen, doch er schien es nicht mal in Erwägung zu ziehen. Die Sache, die da zwischen John und mir war, machte mir auch noch ordentlich zu schaffen. Er tat einfach so, als wäre dieser Kuss niemals gewesen, und er mied jede Gelegenheit, mit mir allein zu sein. Und ehrlich gesagt versetzte mir das einen ziemlichen Stich. Ich meine, er hatte mich doch genauso geküsst, und schließlich war ich diejenige gewesen, die ihn weg gedrückt hatte. Er hatte jedenfalls nicht den Eindruck auf mich gehabt, dass er mich nicht küssen wollte, ganz im Gegenteil. Aber waren das wirklich nur seine männlichen Hormone und Triebe, die ihn an diesem Tag in jenem Moment geleitet hatten? Das machte mich verrückt, und versetzte mir ziemlich oft Stiche in der Herzgegend. Mittlerweile hatten sich Frustation und Verletztheit in Wut umgewandelt, was ich als willkommene Abwechslung empfand. Schließlich war ich wohl oder übel gezwungen, die meiste Zeit mit John zu verbringen, was wirklich kein Leichtes für mich war, nach dieser Aktion, die mir wortwörtlich ins Gedächtnis gebrannt war. Gerade hatte ein weiterer anstrengender Tag in der Trainingshalle der Beschützerzentrale geendet. Und ich muss wirklich sagen, ich war stolz auf mich. Ich wurde immer besser und das fiel auch Cara auf, die neben mir auf die Straße schlenderte.

„Ich finde wirklich, umso besser wir werden, desto mehr Spaß macht das alles!", sagte sie freudig erregt. Ich fragte mich, ob Cara jemals unglücklich auf jemanden wirken konnte. Man brauchte sie nicht einmal anzuschauen, um gute Laune zu bekommen. Das musste einfach an ihrer Ausstrahlung liegen – anders konnte ich mir das nicht erklären. „Ja, da hast du Recht. Wie sind eigentlich deine Einsätze so?", erwiderte ich neugierig, bis jetzt hatte Cara noch nicht allzu viel darüber erzählt, was mir etwas merkwürdig vorkam. Ihr Lächeln wurde schwächer, aber verschwand nicht. „Naja, ehrlich gesagt hab ich mir das alles irgendwie spannender vorgestellt.", gab sie von sich. Neugierig geworden, hakte ich nach. „Wie meinst du das? Was musstest du bis jetzt machen?" Caras Blick begegnete meinem und sie zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt doch, dass wir über unsere Einsätze mit niemandem sprechen sollen.", sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Ich wusste sofort, dass sie diese Regel gleich brechen und mir alles erzählen würde, worüber ich ehrlich froh war. Ich grinste breit, das sollte wohl als Aufforderung genügen. „Naja, also bis jetzt haben wir nur ein paar Leute abgeholt, und sie wo hingebracht. Aber mit richtigen E-Handschellen und so, war echt krass kurz. Nicht alle sind freiwillig mit.", erzählte sie, sofort Feuer und Flamme. Ich schluckte. Leute weggebracht, mit E-Handschellen? „Aber warum? Ich meine, was hatten die denn verbrochen?", fragte ich schnell. Cara zuckt mit den Schultern und fährt durch ihre roten Haare. „Ich weiß es echt nicht, als ich nachgefragt habe, meinten die Leute nur, dass ich das nicht zu wissen brauche und dass es sehr wohl berechtigt wäre.", erläuterte sie. Ich wusste, dass auch sie nur zu gern wissen wollte, was wirklich die Gründe waren. In diesem Punkt war Cara genauso wie ich, wenn sich Geheimnisse und Rätsel auftaten, wurde alles nur noch spannender. Ich war mir sicher, dass Cara eben jene Leute weggebracht hatte, wie Carlsen. Leute, die für die Regierung als zu ‚gefährlich' gelten, weil sie eine Meinung haben, die die Regierung nicht vertritt und niemals vertreten wird, solange sich nichts Grundlegendes ändert. Augenblicklich bekam ich wieder eine Heiden Wut auf die Regierung und all ihrer verdeckten Operationen und Geheimniskrämerei. Wie konnten wir alle nur so blind sein?

„Oh mein Gott, was ist denn das?! Schau mal, Hale!", rief Cara geschockt, riss mich so unsanft aus meinen Gedanken und deutete hektisch auf eine der riesigen Werbetafel, die hier unsere ganze Stadt zierten. Unzählige Leute stoppten nacheinander und starrten wie benommen auf das Video, welches sich auf fast jeder Werbetafel abspielte. Auf dem Schirm waren Mason und Melissa zu sehen, die erst in der Mitte eines riesigen weißen Raumes standen, der endlos schien. Melissa schrie „Die Regierung betrügt euch! Es gibt keinen Frieden in dieser Gesellschaft! Seht, was sie uns antun!" dann wechselte die Szenerie und plötzlich waren Menschen zu sehen, die auf Stühlen gefesselt, die Orangene und andersfarbige Injektionen bekamen, die anfingen zu schreien, zu zappeln oder sich selbst zu verletzen versuchen. Auch wenn ich das nicht mit ansehen wollte, ich konnte nicht anders, so wie jeder andere Mensch auf den Straßen dieser Stadt wohl auch. Die Szene wurde begleitet durch Kommentare von Melissa und Mason. „Folterung, gerechtfertigt durch das Mittel zum Zweck, angewendet an Unschuldigen Menschen, die genauso eingesperrt sind, wie ihr alle!" Wieder ein Szenenwechsel, in dem wir alle Zeuge einer Verfolgungsjagd waren, in der 5 Beschützer hinter einem etwas 12 Jährigen her waren, der panisch vor ihnen davon rannte. Doch bevor das Kind um die Ecke verschwinden konnte, schoss einer der Beschützer und trifft das Kind am Kopf mit der Elektroschleuder. Das Kind fällt sofort zu Boden und der kleine verletzliche Körper zuckt unkontrolliert, bis er sich nicht mehr regt. „Das ist es was Sie uns antun, hinter unseren Rücken! Sie foltern, töten und manipulieren uns, wacht auf! Wacht endlich auf!", schreit Melissa im Hintergrund ins Mikrofon. Das Zeichen der Eagles prangte für einen Moment riesig auf der Werbetafel. Der riesige Adler, der seine Flügel ausbreitet, und dessen gesamter Körper mit den Farben der ehemaligen Flagge der U.S.A bemalt ist. Darunter prangten die Buchstaben:

‚THE EAGLES, für ehrliche Gerechtigkeit und Gleichheit!',

langsam erloschen sie, bis der Bildschirm schwarz wurde. Für einige ewige Sekunden war es so still in der Stadt, wie ich es noch nie erlebt hatte. Jeder, der das gerade mitverfolgt hatte, war geschockt, mich eingenommen. Wie musste das dann eben auf die Leute gewirkt haben, die noch ahnungsloser als ich durch die Welt liefen? „Was war das denn?", hörte ich Cara geschockt neben mir murmeln. Das war der Anfang, antwortete ich ihr in Gedanken und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. 

so ihr lieben, heute mal ein etwas kürzeres Kapitel, ich hoffe ihr habt nichts dagegen. Was glaubt ihr wird nun passieren? Wie werden die Leute auf dieses Video reagieren und welche Konsequenzen könnte das haben? Würde mich über eure Vermutungen und auch andere Kommentare freuen. Liebe Grüße an euch!  Eure leo :) 


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