Ohne dich

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Heyy :)

hier mal ein kleiner Happen für zwischendurch...

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In der Mitte des Zimmers ein Tisch. Schwarze Stühle. Die Uhr zeigt 11. An der Wand neben dem Fenster ein Plakat. In der Bodenvase hinter der geöffneten Tür ein Baseballschläger. Unzählige Zeitungen auf dem dunklen Parkett. Ein Fernglas liegt auf der Fensterbank, daneben ein ungeöffneter Brief.

Es war das erste Mal, seit dem Tod ihres Vaters, dass sie dieses Zimmer wieder betrat. Vor genau 6 Wochen war er über Afghanistan abgestürzt. Auch jetzt liefen ihr nochmals die Tränen über die Wangen, wenn sie daran dachte. Ein ums andere Mal versuchte sie den Schleier aus Tränen zu durchbrechen und als sie es endlich geschafft hatte, ließ sie den Blick ein weiteres Mal durch den Raum schweifen, auch wenn es sie jede Sekunde mehr schmerzte. Zu jedem Fleck an der Wand, zu jedem Gegenstand kannte sie die Geschichte.

Ihr Blick hielt schließlich am Tisch in der Mitte des Raumes fest. Es war ein sehr alter Schreibtisch aus massiver Eiche, einer von der edlen, antiken Sorte. Ihr Vater hatte ihn noch im selben Sommer, in dem er ihn beim Antiquar am Bahnhof kaufte, restauriert. Es war auch der Sommer gewesen, in dem sie 8 wurde. Der Sommer, in dem ihre alten Stühle kaputtgingen. Und auch der Sommer, in dem sie das mattschwarze Holz aus der Hütte geholt, und die neuen Stühle gebaut hatten. Ihr Vater hatte sich gleich zu Anfang zwei davon auf die Seite genommen. Auf einem hatte immer er gesessen, auf dem anderen entweder sie oder ihre Mutter, rücklings und die Arme auf die Lehne gestützt. Ihre Mutter, um das Profil des Vaters am Schreibtisch zu studieren, und sie, um den Geruch ihres Vaters nach Kaffee, Holz und Bourbon zu riechen. Auch im Moment bildete sie sich ein den Geruch wieder wahrzunehmen.

Es tat weh an diesen schönen, vergangen, selten Sommer zu denken und sich an all die Momente zu erinnern. Es war einer dieser Sommer gewesen, in denen ihr Vater nicht, wegen seiner Arbeit, in ein anderes Land hatte gehen müssen.

Sie schaute wieder zur Uhr. Der Zeiger hatte sich kaum bewegt und war nicht einmal um 5 Minuten vorgerückt. Langsam lösten sich ihre Beine vom Türrahmen, wie die Wurzeln eines Baumes, der alt und knorrig wird und mit der Zeit den Halt im Boden verliert.

Sie ging durch den Raum zum Fenster, wollte es öffnen, doch der Hebel klemmte. Wie immer. Fast musste sie, als sie daran dachte, lächeln. Aber eben nur fast. Endlich war das Fenster offen und sie wusste nicht, wie lange sie es in dem Raum noch ausgehalten hätte. Es war so stickig und still, fast gespenstisch, sodass sie jetzt mehr als froh war, ein paar Vögeln zwitschern zu hören und einen sanften Windhauch, der ihr die Haare ins Gesicht blies, zu spüren.

Ein Sonnenstrahl fiel auf das Plakat neben dem Fenster. Das gefiel ihr. Es passte zu den beiden Menschen, die darauf abgebildet waren: Ihre Mutter in einem leichten, smaragdgrünen Sommerkleid stand auf einer Mauer und ihr Vater lehnte lässig an dem davor parkenden Bulli. Der Eifelturm im Hintergrund in weiter Ferne. Sie hatte es in einem alten Fotoalbum auf dem Dachboden gefunden, ein Poster anfertigen lassen und es dann ihren Eltern zum letzten Hochzeitstag geschenkt. Wie so oft brachte es auch dieses Mal einen kleinen Sonnenstrahl in ihr trauriges Herz zurück. Sie lächelte und betrachtete ihr Spiegelbild in der Scheibe des geöffneten Fensters. Es war verblüffend, aber sie lächelte genau das gleiche Lächeln, welches ihre Mutter und auch sie an ihrem Vater so geliebt hatten und sie hätte wirklich alles dafür gegeben dieses Lächeln, jetzt, in diesem Moment, an ihm zu sehen. Und obwohl sie wusste, dass das nicht möglich sein würde, hoffte sie dennoch inständig, dass ihr Vater durch die geöffnete Zimmertür trat, ihre Tränen trocknete und sie einfach nur in den Arm nahm.

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to be continued.... (falls ihr wollt - ab damit in die Kommentare)

xoxo Neele




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