Kapitel 23

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Ich sitze hier nun schon seit einigen Stunden. Oder gefühlten Tagen. Ohne Lichtquelle. Ohne irgendetwas außer diesem Scheiss Stuhl, an dem ich festgebunden bin.
Meine Gedanken sind lauter denn je. Es schwirren Millionen Gedanken in meinem Kopf umher, doch keine Macht wirklich Sinn. Werwölfe existieren, das ist wohl wahr, aber warum ich sie verstehen kann oder warum sie mich nicht einfach sterben lassen haben, das macht keinen Sinn. Am besten ist es, wenn ich meine Augen schließe und etwas entspanne... Binnen weniger Sekunden bin ich eingeschlafen.

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Die Tür wird aufgerissen und ich werde geblendet von dem hellen Licht.

"Komm.", sagt eine, mir vertraute, Stimme. Dan.

Langsam stehe ich auf: "Warum haltet ihr mich gefangen? Ich würde niemanden von euch erzählen."

"Auch nicht, wenn dein Leben davon abhängt?"

"Nein! Ich wäre für mein Leben gern so wie ihr! Das war schon immer mein Traum! Irgendetwas anderes zu sein!"

"Komm", Dan hält mir die Hand hin und lächelt.

Zögerlich ergreife ich seine Hand und gehe mit ihm.

Er führt mich aus einem kleinen Gebäude. "Hast du eigentlich schon eine Verabredung für den Schulball?", fragt er.

"Achja... Der Schulball... Den hatte ich ja total vergessen mit dem Training.. Nein, hab ich nicht, aber ich gehe nicht mit meinem besten Freund.", grinse ich und stupse ihm in die Seite.

"Ich hab auch nicht für mich gefragt... Weißt du ob Alice schon eine Verabredung hat?", fragt er etwas zögerlich.

"Äh... Nein, ich glaube nicht."

Als Antwort lächelt er bloß und zieht mich einen kleinen Waldweg entlang.
Nach einigen Minuten erkenne ich allmählich ein Lagerfeuer und Umrisse.
Ich sehe Dan fragend an, doch er führt mich bloß näher heran.

"Hier ist sie, Alpha."

"Gut, gut.", meint der ältere Mann, der mich vorhin schon befragt hatte. "Erzähl mal, was du schon so über Werwölfe weißt."

"Ich... Äh...", setzte ich an. "Ich weiß nur Sachen aus Filmen. Also alles nicht wirklich wahr... Auch wenn ich wünschte, dass es anders ist."

"Also...", fängt der Alpha an zu erzählen. "Werwölfe sind weit verbreitet. Ist dir nicht aufgefallen, dass wir alle fließend deutsch sprechen?"

"Doch, aber mir wurde eine total absurde Erklärung aufgetischt.."

"Wir wurden aus Deutschland vertrieben. Dort gab es ein anderes Rudel. Wir lebten in Frieden mit Ihnen, bis unser Junioralpha einen Fehler machte."

Alle drehten die Köpfe und als ich ihren Blicken folgte, sah ich Luca. Luca. Werwolf... Luca... Nun passte alles zusammen. Luca ist stark, seine Wunden heilen unmenschlich schnell, genau wie die von Tom, der neben ihm saß.

"Er hat dem Junioralpha des anderen Rudels die Freundin ausgespannt.", meint Tom.

"So war das nicht...", setzt Luca an, wird jedoch sofort unterbrochen.

"Ist ja auch egal! Jedenfalls mussten wir Deutschland verlassen.", setzt der Alpha fort. "Du hast bestimmt Fragen-"

"Ja! Wie verwandelt ihr euch? Tut das weh? Kann man Werwolf werden? Könnt ihr euch verwandeln wann ihr wo-"

"Mach mal 'nen Punkt! Wir können dir alles erklären.", faucht mich ein Mädchen  an.

"Du?", fauche ich zurück.

"Dachtest du, dass es bloß meinen Bruder getroffen hat?!", nun wandert mein Blick zwischen Avery und Tom hin und her.

"Na dann... Zu dir?", meint Dan.

"Mhh... Gerne. Aber Mike ist da..."

"Wir gehen einfach in dein Zimmer.", grinst Dan und greift nach seinem Handy.

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Plötzlich reißt jemand die Tür auf und reißt mich somit aus meinem Traum. Der ältere Mann tritt hinein und schneidet meine Fesseln los. Er packt meinen Arm und zerrt mich aus dem Raum. Geblendet von dem grellen Licht, versuche ich irgendetwas erkennen zu können. Wald. Überall Wald.
Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich fange an Menschen zu erkennen. Ich blinzle mehrere Male hintereinander und erkenne nun die Menschen, als meine Freunde. Dan, Mason und Tom stehen vor mir.

"Jenny... Wir.. Du..", stottert Dan.

"Du darfst von uns nicht wissen und somit löschen wir deine Erinnerungen.", beendet Tom den Satz. Mein Gehirn fängt an langsam zu realisieren, was das heißt. Schnell Bäume ich mich auf und kämpfe gegen den älteren Mann, der meinen Schlägen und Tritten ohne Mühe stand hält.

"Jenny...", fängt Dan an.

"Nein!", schreie ich. "Ich habe mein Leben lang von euch geträumt! Ich habe an eure Existenz geglaubt!"

"Jenny. Wir müssen das tun."

"Wieso?!"

"Das steht nunmal in unseren Regeln."

"Welchen Regel?", sage ich in normaler Lautstärke.

"Die Regeln eines Werwolfes sind Gesetz!", sagt Tom.

"Mein Leben geht momentan drunter und drüber! Ich habe mein Leben nie gemocht, weil ich nie so sein könnte wie ihr!", schreie ich.

"Jenny...."

"Nein!"

"Schon lustig, dass das Thema des diesjährigen Schuljahres 'Mystisch' ist.", grinst Tom mich an.

"Tom. Wir haben wichtigeres zutun.", sagt Dan.
Dan hat nicht verstanden was Tom gerade getan hat. Er hat mir eine Eselsbrücke gebaut. Der Ball. Wenn ich dahin gehe, werde ich mich vielleicht wieder erinnern.

"Warum?", frage ich.

"Warum was?", fragt Dan.

"Warum habt ihr mich nicht im Wald liegen lassen?"

"Wir wollten ja... Aber... Äh...", stottert Tom.

"Ich war dagegen. Du hattest eine Platzwunde und ich wollte dich in Sicherheit wiegen.", sagt eine mir vertraute Stimme hinter mir. Langsam drehe ich mich um und blicke in zwei grün-leuchtende Augen.

"Luca."

"Jep..", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Der Alpha tritt näher an mich heran und sieht mir in die Augen.
Schwärze....

Geheimnisse des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt