WICKED // 2

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Kurze Notiz von mir am Anfang von diesem Kapitel. Ich habe alle "Subjekte" direkt nach ihren späteren Namen im Labyrinth benannt, da James Dashner ihre richtigen Namen nie genannt hat und ich keine erfinden wollte.
Viel Spaß beim Kapitel ♡
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Mit einem Seufzer stellte ich meine Tasse Kaffe auf meinen Tisch. Mir gefiel es in dieser Abteilung zwar wesentlich besser, doch ich wusste, dass ich gleich die Tests mit Subjekt A1 durchführen musste.
Nach meiner Ankunft gestern hatte ich alle Akten und Mappen nach Subjekten sortiert, also lief ich zum Schrank, um die Mappe von A1 zu holen.
Sein Name war Albert. Er war 17 Jahre alt. Ein dunkelhäutiger Junge mit großen Augen.
Ab heute sollte mein Tag so aussehen: die Subjekte nacheinander abholen und mit A1 bis A52 Tests durchführen. Und das jeden einzelnen Tag. Es klang schon fast etwas ermüdend.
Mir fiel auf, dass ich jetzt sowas wie die Ava Paige von Department A war. Im Gegensatz zu ihr wollte ich die Jungen aber wie Menschen und nicht wie Subjekte behandeln. Wenn sie hier schon gefoltert wurden, dann konnte man ja wenigstens freundlich sein.
Ich nahm die Mappe A1 mit und fuhr ein Stockwerk nach unten. Dort befanden sich die Schlafräume der Jungs. A1 befand sich ganz am Anfang. Ich klopfte und betrat den Raum. Der Junge saß auf seinem Bett und sah mich an.
"Hallo", begrüßte ich ihn.
"Hallo", begrüßte er mich monoton.
"Ich möchte Sie bitten mich für ein paar Tests zu begleiten", sagte ich. Ich klang so seriös und das fand ich komisch. "Wissen Sie was? Das Ganze hier ist etwas unpersönlich und immerhin sind wir beide doch noch jung, also wie wäre es mit du statt Sie?"
"Einverstanden", erwiderte Albert lächelnd. "Nenn mich einfach Alby."
Wenn er nur wüsste, was ich ihm antun würde, dann würde er mich nicht mehr so anlächeln. Schon morgen würde das Lächeln verschwunden sein.
Ich wusste, dass ich mir bei diesem Job viele Feinde machte und ich hasste es. Aber es war ein guter Job und wieso hätte ich ihn ablehnen sollen? Wenn man für WICKED arbeitete, musste man Feinde in Kauf nehmen.
Ich brachte ihn zuerst in den zweiten Raum, in dem die Laufbänder standen. Ich wollte ihn nicht direkt mit dem Panikraum quälen.
"Na gut, Alby. Meine Kollegin Ashlee wird jetzt ein paar Tests mit dir durchführen, dazu musst du einfach nur laufen", erläuterte ich.
"Okay", erwiderte Alby in bester Laune. Wenn er wüsste, dass er sich in zwei Wochen an nichts von dem erinnern würde...
Während Alby lief, holte ich Subjekt A2, dann A3 und A4. Alle liefen auf den Laufbändern.
Ich holte A5 dazu, einen Jungen namens Newton, er bat mich jedoch, ihn Newt zu nennen. Er war ziemlich süß, doch auch sehr ruhig.
Nachdem alle die Laufbandtests absolviert hatten, kündigte ich denn zweiten Test an.
"Na gut, nun zum zweiten Test. Wir müssen eure Hirnaktivität messen. Hierzu sollt ihr einfach nur in diese Kästen. Es waren die Wasserkästen, die jedoch nicht gefüllt wurden. Sobald sich die Testperson darin befanden, stieg das Wasser langsam. Es sank jedoch wieder, bevor die Person ertrank.
"Ich werde nicht da rein gehen", sagte A4, Gally war sein Name.
"Hör mir zu, Gally. WICKED hat dich vor den Cranks gerettet und darauf hast du einen Vertrag unterschrieben, der besagt, dass du allen Experimenten von WICKED zusagst und als Testperson zur Verfügung stehst", sagte ich.
"Sie können mich nicht zwingen", erwiderte Gally rechthaberisch.
"Ach ja?" Ich nahm den Vertrag aus seiner Mappe. Ich reichte ihm das Blatt und deutete auf eine Stelle. "Was steht da?"
"Ich verpflichte mich, an allen Experimenten teilzunehmen und mich nicht zu widersetzen. Durch die Unterzeichnung dieses Vertrags bestätige ich, dass mein Körper zum Wohl der Menschheit untersucht wird. Ich mache mich mit der Unterzeichnung offiziell zum Eigentum von World In Catastrophe: Killzone Experiment Department", las er. "Das ist doch lächerlich."
Ich entriss ihm das Papier. "Immer das Kleingedruckte lesen, Gally."
Er schüttelte den Kopf und begab sich dann doch in den Wasserkasten. Alle 5 Jungs sahen mich durch die kleinen Glasfenster an. "Können sie uns hören?"
"Nein", sagte Brenda. Ich kannte sie schon länger und hatte sie gebeten, meine Assistentin zu sein.
"Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache", sagte ich. "Was wir hier machen, ist falsch."
"Du tust nur deinen Job", erwiderte Brenda und legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. "Was du machst, ist vielleicht nicht richtig, aber so lauten die Vorschriften und solange du sie nicht erfunden hast, tust du nichts falsches."
Ich sah zu A5, dem Jungen mit den dunkelblonden Haaren. Langsam strömte Wasser in die Kästen. Als die Subjekte merkten, dass es stieg, klopften sie gegen die Scheibe.
"Test 2, Logbuch. Erste Reaktion wie erwartet. Erste Panikanzeichen durch Klopfen an den Glasfenstern", diktierte ich, während Brenda auf dem Tablet mittippte.
A5 klopfte gegen die Scheibe und baute Blickkontakt auf. Er schrie, doch ich hörte ihn nicht. Ich musste wegsehen. Ich folterte Unschuldige.
"Logbuch. Das Wasser steht kniehoch. Verzweifelte Schreie, Ausbruchsversuche..."
Gally schmiss sich gegen die Tür, doch verletzte sich dabei die Schulter.
Das Wasser stieg immer höher und die Testpersonen fanden keinen Weg aus der Hölle, in der sie sich gerade befanden.
"Brenda, wie sollen wir das mit noch 47 weiteren Personen machen. Es gibt noch so viele andere Tests und ich drehe schon bei diesem Panikraum durch", sagte ich und wendete den Wasserkästen den Rücken zu. "Vielleicht hätte ich die Stelle nicht annehmen sollen."
"Okay, Alaska. Du verhältst dich wirklich lächerlich. Du bist die einzige Person bei WICKED, die das hier durchziehen könnte. Denkst du Ava Paige war gleich bei ihrem ersten Versuch perfekt? Du darfst nicht aufgeben, du musst das ab jetzt jeden Tag machen. Du wirst dich dran gewöhnen. Und jetzt reiß dich gefälligst zusammen!"
"Du hast Recht", erwiderte ich und atmete tief durch. "Danke, Brenda."
Ich drehte mich zu den Testpersonen um. Das Wasser trieb sie immer weiter in die Enge. Alle atmeten ein Mal tief durch, bevor das Wasser jedes Stückchen Atemluft aus dem Kasten vertrieb. Gally sah mich durch Fenster an. Sein Blick war so voller Wut. Er hasste mich so sehr. Er schrie, sodass Bläschen im Wasser aufstiegen.
"Ruf James und Cam. Sie sollen die Jungs in ihre Zimmer bringen. Ich fürchte, wenn ich es tue, werden sie mich umbringen."
Damit ging ich in mein Büro und schloss mich in meinem Badezimmer ein. Dann fing ich einfach an zu weinen. Dieser Job machte mich jetzt schon fertig und heute standen noch 47 Testpersonen für den Laufband- und Wassertest auf der Liste. Ich könnte das niemals schaffen. Ich war einfach zu schwach für den Job, jedoch musste ich durchhalten.

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