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„Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein." - Harrison Ford.
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Montag. Wie ich diesen Tag hasse. Wieso konnte ich nicht auch noch eine Woche in der neuen Wohnung verbringen, bevor ich in die neue Schule musste. Die paar Tage hätten jetzt auch kein Unterschied gemacht, aber nein. 

Leider waren meine besten Freundinnen nämlich der Ansicht, dass mir - ich zitiere - „Schule und Sozialkontakte sehr gut tun würden.".
Als ob ich das nötig hätte mit anderen Menschen zu sprechen, die mich eh nicht interessierten.
Ich rede mit Lucy und Mila und mit meinem Bruder schreibe oder Telefoniere ich täglich. Reicht doch.

Aber nein, nach einer 6-stündigen Autofahrt, zahllosen Kisten und einem Ausflug zu einem Möbelhaus, blieb mir von meinem Samstag nichts weiter. Der Sonntag verlief genauso unruhig, da wir noch Vieles wegen der neuen Wohnung klären mussten. Und natürlich ging das nicht ohne meine Anwesenheit. 

Und nun, nun stand ich vor meiner neuen Schule und wurde angeschaut als wäre ich ein neu entdecktes Weltwunder.
Wie ich es hasste. Diese Menschenmengen, die aufdringlichen Blicke und das absolut unauffällige Getuschel. Ich gab ja zu, dass meine zierliche, fast schon magere Figur mit den langen dunklen Haaren ungewöhnlich aussah, dennoch ist das kein Grund mich und meine Freundinnen anzuschauen als kämen wir vom Mond. Obwohl man sagen musste, dass Lucy als auch Mila eine eigene Klasse waren, was ihr Aussehen anging. 

Aber vielleicht hatten Mila und Lucy recht und der Neuanfang würde mir guttun.
Allerdings hasste ich neue Situationen und neue Umgebungen, da es mir viel Sicherheit nahm, die ich momentan einfach brauchte.
Ich wollte mich geborgen fühlen und aufgehoben, aber das wird hier nicht möglich sein, nicht hier, nicht zu Hause und nirgends anders auf diesem Planeten.
Ich wollte doch einfach nur mein altes Leben zurück. Mein altes Leben mit meinen Eltern, meiner Heimat und meinen Freunden. Ich brauchte Routine, einen Tagesablauf, der nicht von heute auf Morgen entstand. 
Stattdessen stehe ich jetzt jedoch in einer komplett neuen Umgebung, mit hundert neuen Leuten und nichts Vertrautem, außer meinen zwei besten Freundinnen. 

Mein Fazit zu diesen ganzen Neuanfangsgeschichten: Wäre ich doch lieber in meinem alten Zimmer, in meinem Bett geblieben und hätte weiter vor mich hinvegetiert, statt mich jetzt mit tausend neuen Dingen rumzuschlagen, die mir nicht ein bisschen das Gefühl von Ruhe vermittelten.  
Tja, aber Dank meiner - noch -  bestehenden Familie stehe ich nun hier und habe absolut Nichts, was mich an zu Hause erinnern könnte, außer meinen zwei besten Freundinnen. 

„Hör auf so böse durch die Gegend zu schauen und komm mit. Wir müssen als Erstes einmal das Sekretariat finden."
Milas ermahnende Stimme dringt zu mir durch und mein Blick wird neutraler. Auffordernd blicke ich meine zwei Freundinnen an, wodurch beide beginnen loszulaufen und das direkt auf die Hölle alias Schule zu. Schlecht sah das alte Gebäude nicht aus, dennoch bezweifelte ich, dass ich dort drinnen mehr Zeit als nötig verbringen würde. 

Immer wieder fliegen mir Wortfetzen von einzelnen Gesprächen zu, die hauptsächlich darüber handeln, was gerade aktuell ist, wer single ist und was man die Woche so plante. Manche schauten auch zu uns und hörte hier und da meinen Namen fallen. Anscheinend war ich nicht so unbekannt, wie ich es gern hätte. 
So ein Dreck, ich wollte jetzt schon lieber zurück in mein Bett, mir Netflix ansehen und nicht an Morgen denken. Leider Gottes gab es dennoch die Schulpflicht, weshalb ich den Mist jetzt einfach durchziehen musste. 
Um meiner - jetzt schon - schlechten Stimmung eins oben drauf zu setzen, marschierten Mila und Lucy direkt auf eine Gruppe von Jungen und Mädchen zu, um wahrscheinlich nach dem Weg zum Sekretariat zu fragen. Wieso konnten wir nicht einfach durch das blöde Schulhaus irren als Fremde nach dem Weg zu fragen? 

Interessiert musterte uns die Gruppe bestehend aus fünf Personen.                                                     Darunter zwei Mädchen, die im Gegensatz zu den anderen weiblichen Wesen nicht in den Tuschkasten gefallen sind und deren Kleidung nicht den einer Prostituierten ähnelten. Ein Lichtblick am Himmel der Hölle. 

"Hallo, mein Name ist Mila. Das sind Kaitlyn und Lucy. Könntet ihr uns bitte sagen, wo wir das Sekretariat finden? Wir sind neu hier." , unverfroren wie immer sprach Mila einfach wildfremde Menschen an und zeigte bei der Erwähnung von meinem Namen, als auch Lucys der Reihe nach auf uns. Ich für meinen Teil hätte darauf verzichten können. Man musste ja nicht noch unnötig Konversation führen als nötig. Aber Nein, Miss Mila Brown musste ja wieder Sozialkontakte knüpfen, wie sie es nannte. Während ich den Fremden nur kurz zunickte, war Lucy ein wenig motivierter und sprach immerhin ein kurzes "Hallo" aus.

"Hey. Mein Name ist Lui, die Dame neben mir heißt Liza und die drei Herren heißen Dylan, Mace und Mike. Freut uns euch kennenzulernen. Ich würd sagen, wir führen euch kurz zum Sekretariat, da die Schule doch sehr verwinkelt ist.", motiviert sprach dies eine der beiden Blondinen aus, die sich vom Aussehen sehr ähnelten. Sie hatten beide eine sportlich, schlanke Figur und grüne Augen. Dylan, den Lui vorstellte, hatte blonde Haare und blaue Augen und sah  aus wie ein typischer Sunnyboy. Mace hingegen besaß braune, dunkle Haare und dunkelblaue Augen. Der Letzte der Gruppe, den Lui Mike nannte, hatte ebenfalls braune Haare, besaß jedoch grüne Augen. 

Mila klatschte begeistert in die Hände, was mich aus meiner Beobachtung riss und meinen Blick schlagartig auf sie richtete. Erschrocken blickte ich zu ihr, aber verschloss meine aufkommenden Gefühle schnell wieder hinter meiner gleichgültigen Maske und folgte den Anderen, die anscheinend beschlossen hatten loszulaufen. Seit dem Tod meiner Eltern war ich ziemlich schreckhaft im Bezug auf laute Geräusche und unerwartete Berührungen. 

Während die Anderen in Gesprächen versanken, blickte ich mich um und stellte fest, dass wir anscheinend immer noch das Interessanteste in dieser Schule waren, da die Leute weiterhin mit vorgehaltener Hand tuschelten und uns mit neugierigen Blicken bedachten. Aber wer sollte es Ihnen verübeln. Immerhin tanzten wir hier mitten im Schuljahr an und ich für meinen Teil sah aus als ob ein Zug mich überfahren hätte. 

KaitlynWo Geschichten leben. Entdecke jetzt