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„They promise me the world will keep on spinning without you, but honestly, that is what worries me most." - Beau Taplin
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Tief atmete ich durch und blickte in die neugierigen Augen von Mrs. Claire.
„Es tut mir leid sie enttäuschen zu müssen, aber ich habe seit einiger Zeit nicht mehr getanzt, weshalb ich hoffe, dass es für Sie in Ordnung ist, wenn ich mich darauf vorbereiten könnte."
Vorsichtig sprach ich die Worte aus und senkte meinen Blick, da meine Mitschüler mich alle anblickten.
Ich hasste es, dass sie womöglich meine Schwäche sehen konnten, doch am meisten hasste ich mich dafür, dass mein Körper sich mit jeder Faser sträubte sich der Musik hinzugeben. Doch es ging nicht.

Nicht ohne meine Mutter, die an meiner Seite stand.

Es ging nicht ohne die Frau, die mich besser kannte als ich mich selbst, die mich ohne Worte verstand und die Stunde um Stunde mit mir im Saal stand und ihren Körper zur Musik bewegte.
Es ging nicht, denn wer würde nun mit mir nach einem anstrengenden Tag in der Küche stehen, um zu kochen und zu lachen? Wer würde, an Stelle meines Vaters, versuchen etwas heimlich zu stibitzen und sich dabei erwischen lassen?

Sie fehlten mir an allen Ecken. Ohne sie fühlte ich mich so einsam, so verloren und so klein.

„Das ist für mich in Ordnung, Kaitlyn. Bereite doch etwas vor und sag mir Bescheid, wenn du dich wohl damit fühlst."
Ruhig drang die Stimme meiner neuen Lehrerin zu mir, weshalb ich sie erstaunt anblickte. Doch in ihren Augen sah ich das Mitleid und das Verständnis für meine derzeitige Situation. Anscheinend hatte sie auch mitbekommen, dass meine Eltern nicht mehr unter den Lebenden weilten.
„Vielen Dank, ich werde mich bemühen es so schnell wie möglich zu schaffen.", die Worte kamen erstaunlich einfach über meine Lippen, obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte einen Tanzsaal für längere Zeit zu betreten. Vielleicht half der kleine Druck durch den Unterricht mich für eine längere Zeit in einen solchen Raum zu begeben und meiner sonst größten Leidenschaft nachzugehen.

„So meine Lieben wir klären jetzt noch ein paar Sachen bezüglich der Noten und des Ablaufs für das restliche Schuljahr. Danach machen wir ein paar Spiele und dann seid ihr auch schon für Heute entlassen."
Motiviert sprach die Brünette die Worte aus und fing dann mit ihren Erläuterungen an.
Zwischendurch wurden noch ein paar Fragen beantwortet. Mace, der nach wie vor neben mir saß, hörte Aufmerksam zu, während Liza und Mike sich leise über etwas unterhielten.

Anscheinend war Mrs. Claire eine relativ entspannte und gelassene Lehrkraft, die es billigte, wenn man leise miteinander sprach und sie nicht in ihrer Erklärung störte.  Die Mädchen, die fünf Plätze weiter saßen wurden nämlich bei ihrem lauten Gespräch ermahnt, was ich nur allzu gut fand. Denn ihr Gerede über die angeblich begehrtesten Jungen der Schule und anstehenden Einkaufstouren hatte mich wenig begeistert. Wie konnte man nur den ganzen Tag über ein und das Selbe sprechen und das immer und immer wieder? Wurde das nicht mit der Zeit langweilig?

„Kaitlyn, alles okay?", tief tönte die Stimme von Mace und unterbrach mich bei meinen zugegebenermaßen sinnlosen Überlegungen. „Ja, alles Bestens. Wieso fragst du?", mein Blick fokussierte sich auf meinen Gesprächspartner, der zugegebenermaßen nicht schlecht aussah mit seiner trainierten Statur. „Du wirktest abwesend. Wir können jetzt selbst entscheiden, was wir die restliche Zeit machen wollen und Mike hat vorgeschlagen Volleyball zu spielen. Hast du Lust?", ruhig betrachteten mich die dunklen Seelenspiegel von Mace.
Peinlich berührt senkte ich meinen Blick und nickte leicht, um ihm meine Zustimmung zu geben. Dennoch zuckte ich wieder etwas zusammen als er sachte seine Hand auf meinen Rücken legte, um mich anscheinend zum Aufstehen zu bewegen. Darauf sprach er mich, zu meinem Glück, nicht an. Langsam folgten wir den Anderen, die sich für Volleyball entschieden hatten und verließen die Halle. Anscheinend befand sich draußen ebenso ein Feld zum Spielen, was hoffentlich nicht erst noch aufgebaut werden musste.

„Das Feld befindet sich hinter der Schule, zusammen mit einem Footballplatz und einem Bereich für die Baseballspieler. Die Schwimmhalle ist im Neubau im Keller, falls du mal das Bedürfnis haben solltest, dich in das Reich der Synchronschwimmer zu begeben.", anscheinend hatte Mace meinen nachdenklichen Blick gesehen, weshalb er mir eine kurze Beschreibung lieferte. Kurz nickte ich ihm zu, um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden hatte und richtete danach meinen Blick wieder nach vorn, wo man den großen Sportplatz schon erkennen konnte. Na immerhin hatten meine beiden Freundinnen eine Schule rausgesucht, die meiner Alten wenigstens in den Angeboten glich, die es für die Schüler gab.

Angekommen auf dem Volleyballplatz fingen wir an uns in Teams zu organisieren und spielten zwei, drei Runden. Trotz dessen, dass es eigentlich relativ ruhig zu ging, merkte ich, wie mein Körper immer weniger Kraft hatte. Zwischendurch tanzten schwarze Punkte in meinem Sichtfeld, die ich aber erfolgreich ignorieren konnte.
Ich schmunzelte vor mich hin, weil mir Milas wütende Miene vor meinem inneren Auge erschien. Wüsste sie, dass ich hier trotz leichtem Schwindel und steigender Anstrengung, weiter spielte, könnte ich mir eine Standpauke bezüglich meiner körperlichen Verfassung und meiner Gesundheit anhören. Dass es fahrlässig von mir sei so weiter zu machen wie bisher, dass ich endlich wieder anfangen sollte zu leben und mich nicht so zurück ziehen sollte.
Doch sie stellte sich das so leicht vor. Mila und Lucy sagen mir, dass die Welt sich weiter dreht, auch ohne meine Eltern, es tue zwar weh, aber es gehe weiter. Doch genau das ist, was mich am meisten frustriert. Wie kann meine Welt sich weiter drehen, ohne die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben? Wie sollte ich Sorglos weiter machen, ohne die Personen, die mich aufgezogen und gelehrt haben, was gut und böse ist, was falsch und richtig. Ohne Sie fühlt es sich Falsch an mein Leben weiterzuführen wie bisher. 

KaitlynWo Geschichten leben. Entdecke jetzt