Als wir in der Küche waren, saß Emil schon am Tisch und Anna freute sich mich zu sehen, denn sie hatte sich schon gewundert wo ich war. „Sie hat sich ein bisschen mein Zimmer angesehen." Mit einem: „Aha.", gab sich Anna mit Johannes Antwort zufrieden. Wir setzten uns an den Tisch und aßen ein wenig. Emil heiterte die Stimmung etwas auf, da ich kein Ton von mir gab und wahrscheinlich keiner von beiden sich traute mich anzusprechen. Anna saß mir gegenüber und musterte mich mehrmals, um dann mit Johannes, der neben mir saß, einige Blicke auszutauschen. Irgendwann hielt ich das nicht mehr aus und fragte: „Wissen meine Eltern eigentlich das ich hier bin?" Ich hätte mich für die Frage selbst ohrfeigen können. Natürlich müssen sie es wissen, ist doch selbstverständlich. Jedoch gab mir Anna mit einem Lächeln eine Antwort. „Ja ich habe sie gestern angerufen, als Johannes dich gebracht hat." Ich nickte und spürte wie angespannt Johannes auf einmal war. Nach einigen Minuten fragte er dann: „Wieso lagst du überhaupt in dieser Hängematte und warst nicht zu Hause?", man merkte wie unsicher er war und wie er jedes Wort tausendmal überdacht hatte. Er bekam trotzdem einen bösen Blick von Anna zugeworfen. Ich verstand ihn ja, aber es ging nicht, ich konnte es ihm nicht erklären. Nachdem ich also allen meinen Mut fasste, versuchte ich ihm zu erklären: „Weißt du...ich...ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht...Es wird der Tag kommen an dem...also was ich sagen will ist...jedenfalls...mach dir keine Vorwürfe wegen mir...ich weiß...dass es nicht einfach ist zu verstehen, aber...ich kann es dir nun einmal nicht sagen." Ich weiß nicht ob ich dir jemals sagen kann. Er nickte bloß und ich sah wieder diese Traurigkeit. Dieselbe Traurigkeit, die ich gespürt habe, als ich weggelaufen bin. Doch diesmal war ein was anders. Er akzeptierte meine Aussage. „Ich denke ich geh dann mal nach Hause. Meine Eltern warten sicher schon." Anna nickte mitfühlend und ich sah ihr an, dass es in Ordnung ist, wenn ich jetzt gehe. Wir verabschiedeten uns mit einem 'Tschüss' und ich lief los. Bevor ich um die Ecke bog, zu unserem Haus, blickte ich noch einmal zurück und sah durch das Küchenfenster, wie Johannes von Anna umarmt wurde und ihm eine Träne nach der Anderen über die Wange lief. Wie konnte ich einen Menschen mit nur so wenig Worten, so sehr verletzen? Wieso diesen Menschen? Womit hat er das verdient? Er ist so ehrlich und gutmütig, wie kann ich ihm das antun? Zuhause wurde ich überrascht, denn alle dachten ich hätte freiwillig bei Anna und Johannes übernachtet. Das ich draußen war und das mich Johannes gefunden hatte wussten sie auch nicht. Anna hatte mich in Schutz genommen. Wie konnte ich so einer netten und freundlichen Familie gegenüber, so herzlos sein? Diese Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Ich frage mich, wie lange ich, und auch Anna und vor allem Johannes das noch aushalten können. Zudem ist in ein paar Wochen Weihnachten. So ein Weihnachtsfest will ich nicht.
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Angst vor den eigenen Träumen
FanfictionMaxi hat durch einen Umzug die Chance ihres Lebens bekommen, doch sie will diese nicht nutzen und hat Angst vor den Konsequenzen. Ob sie ihre Träume noch verwirklichen kann oder einen Ausweg aus der Situation findet, erfahrt ihr in der Geschichte. V...