Kapitel 5 / Teil 2

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Der Tag war gekommen. Ich saß gerade im Bus, als Mia, meine inzwischen beste Freundin, völlig aus der Puste von der Seite kam und sagte: „Maxiiiii!!!!!!!! Ich weiß wer heute zur Vertretungsstunde kommt!!" Ich wollte sie gerade bitte, mir es nicht zu erzählen, denn sonst würde ich entweder total erleichtert oder total panisch werden, doch dann platzte es schon aus ihr heraus: „Deine Lieblingsband, Revolverheld" sie war die Einzige, der ich erzählt hatte, dass ich diese Band liebe, ausgenommen von der Sache mit Johannes natürlich. Ich sah sie geschockt an. Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Ruhig bleiben und tief durchatmen. Und am wichtigsten: Nicht weinen! „Du freust dich ja gar nicht. Stimmt was nicht?", riss es mich aus meinen Gedanken. Oh sie wusste überhaupt nicht, was nicht stimmte. Es stimmte alles nicht. Mein Leben stimmt nicht. „Doch, doch. Mir geht's heute nur nicht so gut, aber das wird schon.", antwortete ich ihr und zwang mir ein Lächeln auf. Im Klassenraum setzte ich mich auf meinen Platz und sah auf den Tisch vor mir. Immer wieder bekam ich Zitteranfälle, die zum Glück niemand bemerkte. Ich konnte nun nicht einmal meine Eltern anrufen, damit sie mich abholen. Die Klingel ertönte und der Lehrer klappte die Tafel auf. In ihr stand in riesengroßen Druckbuchstaben 'Eine Stunde mit REVOLVERHELD'. Man hörte ein paar strenge Atemzüge und anscheinend war ich nicht die Einzige, die Fan war, aber jedenfalls die Einzige, der gerade kotzübel wurde und die am liebsten in einen Vulkan springen würde, als hier zu sitzen. Dann ging er zur Tür und bevor er sie öffnete, flüsterte er noch: „Viel Spaß!" Übrigens muss ich sagen, dass ich genau neben der Tür saß. Aber nur, weil das der einzige Platz war, der noch frei war, als ich hierherkam. Alle schauten gebannt zur Tür und damit es nicht so auffiel, starrte ich direkt auf die Wand daneben, doch mein Versuch scheiterte. Sie kamen alle vier nacheinander hineinspaziert und lächelten wie Honigkuchen. Erst Niels, dann Jakob, danach Kris und zum Schluss Johannes. Als sich unsere Blicke trafen, verschwand sein Lächeln für einen kurzen Augenblick. Es war das gleiche Gesicht, das ich heute Morgen gemacht habe, als Mia mir davon erzählte, wer denn nun heute kommt. Er muss genau dasselbe gefühlt haben. Doch Johannes konnte es natürlich viel besser hinter einem Lächeln verstecken als ich. Er hatte natürlich die Erfahrung und Übung hinter sich, die er zum Beispiel in der Öffentlichkeit braucht. Ich musste mich echt zusammenreißen, dass ich nicht gleich losheule. Natürlich fragte ich mich auch, ob die Jungs davon wussten was zwischen mir und Johannes herrscht. Wir beide wären jetzt wohl lieber woanders. Egal wo, aber Hauptsache nicht hier.

Angst vor den eigenen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt