Kapitel 5 / Teil 3

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Kris übernahm erst einmal das Wort und die Jungs ließen sich fragen stellen, weil einige Mädels es einfach nicht lassen konnten. Alle Fragen, wirklich alle, hätte ich selber beantworten können. Es kam sogar allen Ernstes die Frage: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen? In diesem Moment hätte ich diesem strohdummen Mädchen eine Bratpfanne über den Kopf ziehen können. Jetzt denkt ihr euch vielleicht, na gut, aber was, wenn sie es wirklich nicht weiß? Warum hätte sie dann ihre CDs mitgebracht und ihr Fan-T-Shirt angezogen? Jeder, aber auch wirklich jeder, der Fan ist, weiß warum sie so heißen und wie sehr die Jungs diese Frage hassen! Mal davon abgesehen, wusste eigentlich niemand bis heute Morgen, wer zu uns kommt. Normaler Weise könnte ich mich schlapp lachen über solche dummen Leute, die diese Frage stellen, aber heute war mir so gar nicht nach Lachen zu mute. Nach einer Weile, die sie einfach nur redeten, Johannes sich jedoch weiter still verhielt und ich mich immer wieder beruhigen musste, meinte doch Niels: „Genug gelabbert! Lasst uns doch etwas singen, das hier ist immer noch eine Musikstunde." Mir wurde schlecht und ich bekam auf einmal Kopfschmerzen. Die Jungs allerdings gingen zielsicher in die hinterste Ecke des Raumes, um ihre Gitarren zu holen, die ich nicht einmal bemerkt hatte. Sie gingen gerade wieder nach vorne, vor die Tafel, als mir schwindelig wurde und ich beschloss, dass ich hier wegmuss. Das bedeutet ernsthaft hier weg, egal was meine Eltern sagen. Ich fragte den Lehrer, ob ich mal aufs Klo kann. Er allerdings, fragte mich ob es mir denn gut geht, aber ich durfte natürlich auf die Toilette. Als ich aufstand und zur Tür ging, begann alles vor mir, sich zu bewegen und verschwamm. Ich packte die Türklinke, blinzelte mit den Augen mit der Hoffnung wieder klar sehen zu können, doch es half nichts. Das Gefühl in meinen Armen und Beinen ließ nach und ich spürte wie ich mit jeder Sekunde immer schwächer wurde. Ich lehnte mich an die Tür, weil ich mich allein nicht mehr halten konnte. Der Lehrer sagte immermal meinen Namen, doch ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Der Kampf gegen meinen Körper sorgte nur dafür, dass mein Herz immer schneller raste. Was war nur los mit mir? Panik brach in mir aus und ich begann schneller zu atmen. Mir wurde klar, dass ich jetzt Hilfe bräuchte, aber der Einzige, der mir nun helfen konnte, war Johannes. Doch ich wollte das alles hier gar nicht. Ich merkte wie mein rechtes Bein langsam nachgab und ich hatte zu große Angst vor dem was gerade eben passierte, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als mich an den Einzigen zu wenden, der vielleicht wusste was mit mir los ist. Die Tränen, die ich die ganze Zeit über zurückgehalten hatte, kullerten nun meine Wange herunter und ich war am Ende meiner Kräfte angelangt. Alles war verschwommen und ich suchte im Raum nach dem Umriss von Johannes. „Johannes...", flüsterte ich mit zitteriger leiser Stimme, die von Angst geprägt war. Ich blickte ihn so gut es ging hilflos und verzweifelnd an. Nach einer halben Sekunde spürte ich wie alle Gesichter auf mir ruhten und jeder im Raum sich wunderte was denn jetzt überhaupt passiert. In diesem Moment war mir alles egal. Und wenn es die ganze Welt erfahren sollte, dass ich ihn persönlich kannte. Johannes wiederum, wusste 100%ig was Sachte war und verstand meine dringende Bitte, sprintete los, doch er war nicht schnell genug. Ich verlor meinen Orientierungssinn, war zu schwach um mich weiter auf den Füßen zu halten...und kippte um. Direkt in die Arme von Johannes. Er versuchte mich wieder zu sich zu holen. Vergebens. Meine Augen schlossen sich und ich hatte keinerlei Kontrolle mehr über meinen Körper. Ist mein Leben vorbei? Ist mein Leben hier und jetzt vorbei? Nachdem ich umgefallen war, nichts mehr. Keine Stimmen, kein piepen und kein summen. Kein Licht, kein Gefühl mehr. Nichts. Einfach nichts. Nur noch eine schwarze Leere.

Angst vor den eigenen TräumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt