"Ich weiß wo du wohnst."

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Vielleicht hatte Mark recht und es war alles nur Einbildung. Vielleicht waren es wirklich nur ein paar Gläser zu viel, am gestrigen Abend. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken darüber machen.

Ich wandte meinen müden Blick zur Seite. Mark schien noch immer tief und fest zu schlafen. Er seufzte, wälzte sich und legte seinen rechten Arm unbemerkt auf meine Hüfte. Etwas verblüfft sah ich ihn regungslos an, konnte jedoch wenige Sekunden später mir das Lächeln nicht mehr verkneifen.
Ich rieb mir die Augen und streckte mich. "Huh...", seufzte ich. "Schon wach?", hörte ich ihn murmeln. Erschrocken blieb ich mit gestreckten Armen liegen und sah ihn verblüfft an. "Ich hab gedacht du schläfst..." Er seufzte, nachdem er sich gestreckt hatte. Halb verschlafen warf er sein Bein und seinen vergipsten Arm über mich und kuschelte sich an mich ran. "Fühlt sich das gut an, mal auszuschlafen und neben dir aufwachen zu können.", sagte er lächelnd. Ich, noch immer in der gestreckten Liegepose, lachte schüchtern und ließ meine Arme dann sanft auf seine Schulter fallen. Ohne etwas zu sagen, sahen wir uns glücklich in die Augen.

"Weißt du...", unterbrach Mark nach wenigen Minuten die Stille. Ich sah ihn neugierig mit großen Augen an. "Irgendwie hat dieser gebrochene Arm doch etwas Gutes an sich.", sagte er grinsend. "Eine Woche mal Ruhe vom Training, von Fernsehrauftritten und Fans. Eine Woche nur du und ich." Ich wälzte mich mit einem Ruck auf den Bauch und legte sanft meine Hände auf seine Wangen. Sie waren ganz warm. "Naja nicht ganz.", flüsterte ich ihm zu und lächelte sekkierend. Fragend wandte Mark seinen Blick nicht mehr von mir weg. Unsere Lippen kamen sich näher, ich spürte seinen warmen Atem und doch sah er mir noch immer direkt in die Augen. Ich grinste wie ein kleines Mädchen, welche gerade die neueste Barbie Puppe zum Geburtstag bekommen hätte. "Ich muss in die Uni." Kaum hatte ich meinen Satz ausgesprochen, gab ich ihm einen flüchtigen Kuss und sprang dann buchstäblich aus dem Bett.

Wenig später saßen wir gemütlich vor dem Fernseher, aßen unser Frühstück und tranken Tee. "Ich muss jetzt dann mal losgehen.", meinte ich seufzend, als ich auf die Uhr sah. Mark gab keine Antwort. "Du überlegst doch nicht, ebenfalls in die Uni zu gehen." "Wieso nicht?", fragte Mark. "Babo, du solltest dich ausruhen. Genieße lieber die Stille, oder willst du, dass wieder ein komplettes Chaos auf dem Campus herscht?" "Als ob...", meinte er überzeugt. "Bleib du daheim, ich hab sowieso nur 5 Stunden. Bin schneller zurück, als du Pfefferminzkaugummieinwickelpapier sagen kannst." "Pff...Pfefferminzkaugummi....", Mark wurde still. "Sag ich doch." Ich lächelte ihn glücklich an, beugte mich zu ihm nach vor und legte meine Arme sanft auf seine Schultern. Ich sah ihn eine Weile ohne Worte an, denn ich wollte einfach nur diesen kurzen, aber doch wunderbaren Moment genießen. Das laute Gelächter des Publikums in der TV Show geriet immer mehr in den Hintergrund. Ich ignorierte alle jeglichen Geräusche um uns herum. Das Ticken der Uhr, das Rascheln der Äste, die durch das geöffnete Fenster zu hören waren, das Klirren des Windspiels, welches auf dem Balkon hing und das Grummeln des Reiskochers. Es war ein wunderschöner, aber kurzer Moment. Denn kaum hatte ich mich in seinen dunkelbraunen Augen verloren, schwirrte mir die Erinnerung durch den Kopf, dass ich ja nicht zu spät zur Uni komme. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dich zu haben." Er lächelte mich an und korrigierte mich: "-wieder zu haben." Nach einem flüchtigen, aber zärtlichen Kuss, verabschiedete ich mich und verließ daraufhin die Wohnung.

Abgesehen davon, dass Mark bei mir war, begann mein Tag ja doch so wie jeder andere. Ich machte mich auf den Weg zur Uni, konnte jedoch wieder nicht an dem Donutladen vorbeigehen, ohne mindestens einen zu kaufen. Die Betonung liegt auf >>mindestens<<.

"Ich frag mich ja immer und immer wieder, wo sich bei dir das ganze ungesunde Zeugs anlegt.", hörte ich Sophie von hinten fragen, als ich um die Ecke ging. Etwas überrascht und mit einem Donut im Mund, drehte ich mich zu ihr um. "Ich beneide dich, du kannst essen was du willst und trotzdem bleibst du ein Strich in der Landschaft.", seufzte sie etwas beleidigt schmunzelnd. Ich kaute den Donut so schnell ich konnte, wischte mir die Schokolade vom Mund und meinte: "Sei froh, dass du Kurven hast. Männer stehen auf Kurven." "Tzzz sagt die, die einen Freund hat." Sophie rollte ihre Augen, konnte jedoch das Kichern nicht verkneifen. "Du wirst deinen Mann auch noch finden." Sie lachte und nickte nur unglaubwürdig. "Na klar, in einem schwarzen Anzug und in einem Audi R8." Ich schüttelte frustriert den Kopf. Plötzlich verstummte sie und sah mich nachdenklich und doch überrascht an. Keine Ahnung was in ihrem Kopf vorging, aber ich wusste, dass sie schon wieder irgendetwas im Sinn hatte. Man konnte es ihr ansehen. "Sag schon du Genie, an welcher tollen Idee tüfftelst du wieder?" Sie grinste über beide Backen. "Mark ist ja dein Freund...", murmelte sie. "Eh...ja?" So langsam schaukelte sie wie ein kleines Kind hin und her und schmunzelte weiter: "Und Mark gehört ja zu Got7..." "Oh Gott Sophie...", unterbrach ich sie, weil ich mir schon denken konnte, was sie wieder vorhatte. Sie sprang sofort auf und presste ihre Hände zusammen. "Ach bitteeeeee, bitteeee....stell mich doch mal JB vor...Bitteeeee", flehte sie mich regelrecht an. "Aber..." "Ach komm schon Lini...", unterbrach sie mich mitten im Satz. "Du weißt wie sehr ich JB liebe...", sagte sie mit einem Schmollmund und Knopfaugen. Ich seufzte hoffnungslos. Das Mädchen spielte mit ihren langen, mittlerweile in pastelrosa gefärbten Haaren und hatte ihre Unterlippe so weit über die Oberlippe rausgeschoben, das hätte man sehen müssen. "Willst du, dass ich es Mark sage?", fragte Sophie sekkierend und mit einem Grinser, der einem schon regelrecht Angst machte. "Was meinst du?" Sie zuckte kichernd mit ihren Augenbrauen und stupste mich leicht mit ihrem Ellenbogen. "Na...", sie machte eine kurze Pause. "Bevor du Got7 überhaupt kanntest, hast du gesagt, dass du aus dieser Gruppe Youngjae ganz süß findest." Sie konnte ihr leises, fiese Kichern nicht mehr zurückhalten und gackerte schon wie ein verrücktes Huhn. "Aber...", versuchte ich erneut etwas zu sagen, dennoch kam sie mir wieder zuvor. "Leugnen hilft nicht, ich weiß es noch ganz genau. Es war der 21. Februar 20.." "Ist schon gut...", seufzte ich. "Ich versuche es..." "Yaaaaaaaaaas, du bist die beste Lini.", rief sie vor Freude auf und erdrückte mich fast. "-Und trotzdem werde ich es nicht vergessen, dass du eigentlich Youngjae ganz  süß gefunden hast." Peinlich ließ ich meinen Blick auf den Boden wandern. "Er...er....ist nunmal.... ein....guter...talentierte Sänger.", stotterte ich. Sie klopfte mir mit einem festen Ruck auf den Rücken und legte ihren Arm auf meine Schulter. "Aber Mark ist deine wahre Liebe, du liebst ihn wirklich, ich weiß." Sophie lächelte mich glücklich an. "Das kann ich dir ansehen." Mit diesen letzten Satz, umarmte sie mich noch flüchtig und ging dann in Richtung Klassenraum, in den sie ihren ersten Kurs hatte.

Himmel und Hölle (Got7 Mark FF - Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt