Unbekannter Bekannter

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Wir hatten eigentlich nicht viel Zeit, um zu frühstücken, da die Jungs kurz darauf in das JYP Gebäude mussten. Es stand ein Team Meeting mit dem Manager und deren CEO für das nächste Comeback an und danach auch noch das Tanztraining. Da es für Außenstehende nicht erlaubt war, bei diesem Meeting dabei zu sein, überedete ich Mark, mich in deren Wohnung zu lassen. Ich wollte niemanden zur Last fallen und ich wollte auch Mark und die Jungs nicht unnötig stören. Widerwillig nickte Mark schlussendlich und erlaubte mir, in der Wohnung zu bleiben, auch wenn er am liebsten mich überall mitgenommen hätte.
Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss bevor er die Wohnungstüre aufmachte, um zu gehen. „Du kannst aber später zum Tanztraining kommen.", meinte er hoffnungsvoll. „Mach dir nicht so viele Sorgen und konzentriere dich lieber auf das Comeback, ja?" Er nickte mit einen etwas traurigem Lächeln. „Und jetzt geh, die anderen warten schon auf dich." Mark seufzte, gab mir erneut einen Kuss, welcher sich jedoch so liebevoll und vetraut anfühlte und verließ dann die Wohnung. Wie ein Wunder vergaß ich meine Ängstlichkeit und fühlte mich mehr als geborgen.

Da ich nicht viel zu tun hatte und es auch ziemlich langweilig wurde, beschloss ich die Wohnung etwas sauber zu machen. Ich war gerade dabei, den Wohnzimmerboden zu kehren, als ich ausversehen ein kleines Plüschtier von der Fensterbank mit meinem Ellenbogen berührte und es daraufhin hinunterfiel. „Ach...", seufzte ich und hob es wieder auf. Ich legte es auf seinen rechtmäßigen Platz zurück und obwohl ich nicht aus dem Fenster blickte, sah ich eine Gestalt auf der anderen Straßenseite von meinem Augenwinkel aus, die direkt hoch in die Wohnung starrte. Erschrocken wandte ich meinen Blick nach draußen und sah nur noch kurz den Rücken und dann den Schatten dieser Gestalt hinter der Ecke des gegenüberliegenden Gebäude verschwinden.
Ich erstarrte vor Schreck und konnte kaum noch einen einzigen Muskel bewegen. Ich spürte, wie sich eine beängstigende Kälte in mir ausbreitete. „Das...", stotterte ich leise vor mich hin, während meine weit geöffneten Augen noch immer auf die Stelle gerichtet war, bei der ich diese eine Person gesehen habe. Zumindest sah diese Gestalt genauso aus, wie jemanden, den ich kannte. Jemand, der mir sehr bekannt vorkam.
Ich konnte es jedoch nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben. „Vielleicht...", sagte ich in meinen Gedanken zu mir selbst. „Vielleicht habe ich diese Person nur verwechselt....ich hab sie ja nicht richtig gesehen...", redete ich mir hoffnungsvoll ein und trotzdem ließ mich das Gefühl nicht los, dass meine Vermutung nicht ganz so falsch sein konnte.

Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich saß mit angewinkelten Beinen auf dem Bett. Musik spielte im Hintergrund. Ich war voll und ganz in meinen Gedanken versunken und fragte mich dann, ob ich diesen Vorfall Mark erzählen sollte. „Lieber nicht, sonst macht er sich noch mehr Sorgen. Außerdem steht das Comeback bald an.", sagte ich zu mir selbst.

Eine Weile verging und ich saß noch immer auf dem Bett bis plötzlich ein Geräusch vom Flur ertönte. Jemand war hereingekommen. Ich sprang hastig auf, und obwohl ich etwas ängstlich war, öffnete ich vorsichtig die Zimmertür, um zu sehen, ob jemand da war. „Oh hey, da bist du ja. Dachte schon, du wärst verschwunden." In diesem Moment zuckte ich vor Schreck zusammen. „Jaebum? Was machst du hier? Musst du nicht beim Meeting sein?", fragte ich äußerst verblüfft, als ich ihn in der Wohnung umher wandern sah. „Hm, ja das Meeting ist schon zu Ende und wir haben jetzt eigentlich Tanztraining, aber ich hab ein paar Sachen vergessen und bin deshalb noch schnell vorbeigekommen.", meinte er gelassen und kramte im Wäschekorb herum. „Ach da ist es ja." Jaebum stand von der Hocke auf und zog ein kleines graues Handtuch mit seinen Initalien darauf gestickt heraus. Er drehte sich zu mir um und lächelte. Doch sein Lächeln verzog sich sofort wieder, als er mich genauer ansah. „Ist was passiert?", fragte er verblüfft. „Uh...", stotterte ich. „Nein...nicht wirklich." Er runzelte die Stirn. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er warf mir diesen unüberzeugten Blick zu. „Das glaub ich dir nicht. Du bist ja ganz blass und wirkst total abwesend." Ich brachte ein kleines Lächeln über meine Lippen. „Bin ich wirklich so einfach durchschaubar?", fragte ich ihn seufzend. Er schüttelte lächelnd den Kopf, legte seinen Arm um meine Schultern und sagte aufmunternd: „Nein, keine Angst, das bist du nicht. Aber ich bin ganz gut darin, die Gefühle von jemanden zu erkennen und zu verstehen." „Mhm...ja das bist du.", murmelte ich nur leise vor mich hin. Jaebum schlug vor, mich mit zum Training zu nehmen und ihm während der Fahrt zu erzählen, was passiert war. Er packte seine Trainingstasche fertig ein und dann fuhren wir auch schon los.

„Also, schieß los." Ich seufzte. „Naja wie soll ich sagen..." Ich überlegte kurz. „Ich glaube jemand beobachtet mich.", beichtete ich ihm meine Sorge. Völlig überrascht sah er mich an. „Wieso glaubst du das?", fragte er. „Ich hab jemanden auf der anderen Straßenseite gesehen...und...keine Ahnung...ich hatte das Gefühl, dass diese Person direkt in die Wohnung gestarrt hat." Kaum fing ich an, von diesem Vorfall zu reden, breitete sich erneut eine unangenehme, beunruhigende Kälte in mir aus. Meine Fingerspitzen kühlten binnen Sekunden ab und meine Hand wurde eiskalt. Ich presste sie zu Fäusten zusammen und drückte sie fest gegen meine Oberschenkel. Mein Körper sank ein und ich zog mich immer mehr und mehr zusammen. Das war schon irgendwie eine automatische Reaktion von mir, sobald ich Angst hatte. Ich machte mich klein und hatte das Gefühl, einfach nicht da sein zu wollen. Diese Gewonheit des Kleinmachens und des Zusammenziehen hatte ich mir seit dem Beginn der unzähligen Drohungen der Sasaeng Fans angeeignet. Obwohl ich meine größte Schwäche eigentlich nie jemanden zeigen wollte, konnte ich es dieses Mal einfach nicht verhindern. Zu Groß war die Angst und der Schock, je mehr ich über diesen Vorfall nachdachte.
„Hey mach dir keine Sorgen. Vielleicht war das nur wieder eine dieser Sasaeng Fans. Ich werde es der Security und unserem Manager gleich melden und dann brauchst du wirklich keine Angst mehr haben. Bei uns bist du sicher.", versuchte Jaebum mich aufzuheitern. Ich gab ihm nur ein kleines aber eher verängstigtes Lächeln und nickte daraufhin. „Aber sag Mark bitte nichts davon. Er würde sich sonst nur mehr Sorgen machen und das braucht er momentan wirklich nicht. Ich will, dass er sich voll und ganz auf das Comeback konzentriert." Mit einem Lächeln fuhr Jaebum mit den Spitzen seines Zeigefingers und dem Daumen zusammengepresst über sein Lippen. So, als ob er einen Reisverschluss zuziehen würde.

Auch wenn er nur meinte, es könnte ein Sasaeng gewesen sein, war ich mir irgendwie sicher, dass es nicht so war. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwas sagte mir, dass ich diese Person auf jeden Fall kannte. Sehr gut sogar.

POV Unbekannt

Es war ziemlich kalt. Fünf Grad Celsius um genau zu sein. Eingepackt in einer dicken Jacke machte ich mich zurück auf den Weg zum Treffpunkt. Es war ein kleines Café in einer öden Gasse mitten in Gangnam. Man würde sie glatt zwischen den ganzen Hochhäusern und den Luxusgeschäften übersehen, wenn man nicht wüsste, dass es dort den besten Kaffee aller Zeiten gäbe.
Ich vergrub meine Nase unter meinem Schal, da es eisigkalt war und ging im schnellen Tempo durch die Fußgängerzone, bis ich endlich dort angelangt war, wo mich schon jemand erwartete.
Ich öffnete die Tür zum Café und setzte mich unauffallend der Person gegenüber. „Hast du dir schon etwas bestellt?", fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf. „Geht auf mich, als zusätzliche Belohnung.", flüsterte ich ihr zwinkernd zu. Nachdem wir beide unseren Latte Macchiato und Cappuccino bekamen schwiegen wir uns nur unbekümmert an. Sie starrte aus dem Fenster und seufzte. „Na gut. Hier hast du es." Ich holte einen Umschlag aus meiner Jackentasche und schob ihr diesen unauffällig zu. „Deine Informationen waren richtig und wahr." „Sagte ich doch." Sie nahm den Umschlag und steckte es schnell in ihre Tasche. „Falls du noch etwas brauchst, kannst du dich jederzeit melden. Sofern du im Gegenzug auch etwas für mich hast.", meinte sie selbstbewusst. Ich grinste und konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen. „Geld spielt bei mir keine Rolle, glaub mir."

POV ENDE

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 17, 2019 ⏰

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Himmel und Hölle (Got7 Mark FF - Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt