Kapitel 2

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Irgendwann in der Nacht wurde ich von Shirins wimmern wach. Sie hatte sich an mich gepresst und versuchte leise ins Kissen zu weinen. Überfordert blieb ich still liegen, aber Shirin zitterte immer mehr. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihre Hüfte. Sofort hielt sie die Luft an und versuchte ihre Tränen zu verbergen. Ich spürte wie sie versuchte krampfhaft ihren Körper unter Kontrolle zu bekommen. Jegliche Versuche ihrerseits scheiterten. Erneut spürte ich, wie sie ihren Körper verkrampfte, um nicht laut aufzuschluchzen. "Hey...Shirin...was ist denn los?" Flüsterte ich fast ohne Ton.
Sie presste sich noch näher an mich. "N-Nichts" flüsterte sie kläglich. Ich säufste auf und fuhr ihr mit den Fingern durch die Haare. "Es ist ok zu fallen. Es ist ok zu weinen. Lass es raus" redete ich behutsam auf sie ein. Sie schüttelte den Kopf und hielt erneut die Luft an, nur um kurz darauf komplett in Tränen auszubrechen. Ihr Körper bebte und ich legte meinen Arme fest um sie. Ich wollte ihr das Gefühl des Haltes geben aber sie war so in Panik, dass ich sie kaum festhalten konnte. Ihr Herzschlag war ungesund schnell und ihr Atem ging hektisch und ungleichmäßig. "Shirin...bitte beruhige dich" schrie ich schon fast. Ich hatte Angst um sie. Diese Panik in ihren Augen steckte mich an.
Plötzlich sprang Shirin auf und rannte ins Badezimme. Kurz darauf hörte ich, wie sie sich übergab. Mein Herz zog sich zusammen. Das war bei ihr eine Reaktion auf zu viel Stress. Schnell lief ich ihr nach und setze mich neben sie auf den Boden. Vorsichtig hielt ich ihre Haare nach hinten während sie erneut würgte. "Schhhhht" versuchte ich sie zu beruhigen. Erschöpft ließ sie sich in meine Arme sinken und begann erneut so stark zu weinen, dass es mir im Herzen weh tat.
Irgendwann später klingelte ihr Handy, nachdem sie es aus ihrer Tasche gezogen hatte, ließ sie es panisch fallen. Bevor sie mich hindern konnte schnappte ich mir ihr Handy und schaute wer sie anrief.
||Chris||
Blinkte es mir entgegen. Ich zog die Luft ein. Mir fiel es wie schuppen von den Augen. Ich spürte Wut und Panik in mir aufsteigen. "Shirin...zieh sofort deinen Pulli aus" sagte ich mit bebeneder Stimme. Sie schüttelte den Kopf. "SOFORT" schrie ich bestimmt und spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Tränen der Angst.
Langsam setze Shirin sich in Bewegung und zog ihren Pulli aus. Bei dem Anblick ihres Rücken blieb mir Augenblick die Luft weg.
Alles voller blauer Flecken und dunkler Blutergüsse. "H-Hat er dir das angetan? D-Du hattest d-doch gesagt er hätte aufgehört" flüsterte ich mit Tränen erstickter Stimme. "Er...hatte aufgehört...aber dann....dann...war er wieder betrunken und hat die Kontrolle über sich verloren" flüsterte Shirin kraftlos. Sofort nahm ich sie wieder in den Arm. Spürte ihren Herzschlag und ihren Atmen an meinem Hals. Ich drückte sie an mich ,als könnte ich dadurch alles böse von ihr abhalten.
Shirin begann erneut zu weinen und kurz darauf saßen wir beide weinend in unserem Badezimmer auf dem Boden.
Wir beide hatten Angst. Wir beide zitterten. Sie vor Angst und ich vor Wut. Wir beide waren mit den Nerven am Ende. Aber wir hatten uns. Wir waren zusammen. Zusammen ist man weniger allein.

#shirinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt