Kapitel 6

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*Shirins Sicht*
Sie sah mich an. Diese Wärme in ihren Augen. Diese sanften Gesichtszüge. Diese zarten Lippen.
Melina mochte es nicht, wenn Blicke lange auf ihr ruhten, doch meine Blicke erlaubte sie. Auch, wenn ein leichtes Rosa in ihr Gesicht stieg, blieb sie ruhig.
Sie ließ mich jeden Millimeter ihres Gesichtes begutachten.
Ich mochte sie.
Ich mochte sie viel mehr, als ich es eigentlich von Frauen kannte.
Ich war es nicht gewohnt, dass eine Frau mir so den Kopf verdrehte. Ich wusste nicht, wie ich mit meinen plötzlichen und ungewohnten Gefühlen umgehen sollte.
Es war wie eine Welle, die über mich einbrach und mir den Atmen raubte.
Ich war eine wirklich emotionale Frau, die sich ausschließlich von ihren Gefühlen leiten ließ, aber ausnahmsweise wollte ich nicht auf diese hören.
Diese Zeichen, die mein Herz mir gab, wollte und konnte ich wahrscheinlich nicht akzeptieren. Es war zu neu. Es war zu anders. Es war zu ungeordnet, zu ungewollt, zu ungeplant. Es war zu plötzlich und vorallem war es zu stark.
Erneut schaute ich Melina direkt in die Augen, als würde ich da eine Antwort finden. Als würde sie mir diese Entscheidung abnehmen oder zumindest sagen, zwischen was ich entscheiden sollte.
Aber nein, ich blickte in verunsicherte, zurückhaltene Augen. Da war nichts mehr von der Stärke, Kraft oder Entschlossenheit, die ansonsten immer in ihren Augen glänzten.
Die starke Melina Sophie, die mich immer gefangen hatte, die immer für mich aufgestanden war, die meine Tränen immer getrocknet hatte, hatte Angst.
"Es...es tut mir leid" flüsterte ich leise und drehte mich um. Mit zitterten Beinen lief ich in Richtung Studio Tür. Vielleicht hoffte ich, dass sie mir folgte.
Vielleicht hoffte ich, dass ihre Stimme meinen Namen sagen würde.
Vielleicht hoffte ich, dass sie mich zurückzog und mich küsste.
Doch sie tat nichts
. Ich öffnete die Tür und verließ das Studio.
Jetzt stand ich hier auf der Straße, als ob nichts passiert wäre. Als ob alles wie immer wäre.
Aber das war es nicht. Ich hatte den Geschmack ihres Lippenstifts im Mund und spürte fast noch ihre Hände, die sie auf meine Hüften gelegt hatte und bei diesem Gedanken wurde mir warm ums Herz. Noch nie hatte ich eine Berührung so genossen.
Und ich hatte den Ausdruck ihrer Augen nicht vergessen. Diese Trauer, diesen Schmerz und diese Angst.
Ich hatte Chaos in meinem Kopf und Chaos in meinem Herzen und ein leichtes Zittern, welches sich über meinen ganzen Köper erstreckte.

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