*Melinas Sicht*
"Ey Shirin. Warte doch mal" rief ich der Blonden hinterher. Sie drehte sich jedoch nichtmal um sondern rannte blindlings in ihr Zimmer. Kurz darauf hörte ich sie leise weinen. Zwischendurch hielt sie die Luft an. Sie war immer die starke. Die, die keine Schwäche zeigen wollte. Die Vorstellung wie sie ihren Kopf ins Kissen drückte um nicht laut zu schluchzen zerriss mir das Herz. Was war denn aus der lustigen Shirin geworden? Was war passiert? Seit Wochen kam sie spät oder gar nicht nach Hause. Sie nahm kaum noch Nahrung zu sich. Wir hatten seit Tagen kein vernünftiges Gespräch mehr geführt. Jegliche Fragen meinerseits blockte sie komplett ab. Nichtmal mal mehr in den Arm nehmen konnte ich sie.
Sie hatte eine hohe Mauer um sich aufgestellt. Ich war nicht mehr in der Lage dahinter zu blicken.
Ich hatte den Auslöser für diese Schutzmauer nicht bemerkt. Irgendwas hatte ich verpasst. Übersehen, nicht wahrgenommen. Etwas ganz entscheidens war mir nicht aufgefallen.
Irgendwann, irgendwie war etwas kaputt gegangen. Irgendwas machte Shirin fertig, belastete sie. Ich war nicht mehr im Stande sie zu halten. Leise schlich ich mich zu ihrer Tür. Ich vernahm ganz leise ein schluchzen. "Shirin?" Flüsterte ich leise. Sofort herschte Stille auf der anderen Seite der Tür. "Darf....ich zu dir?" Fragte ich weiter. Keine Reaktion. Ich holte tief Luft, drückte die Klinke runter und betrat ihr Zimmer.
Ihr Anblick versetze mir einen Schock. Blass, dünn, rote Augen, verflossene Maskara. Sie schaute mich nur kraftlos aus ihren trüben Augen an. Langsam ging ich auf sie zu und ließ mich zaghaft neben sie aufs Bett sinken. Schüchtern streichelte ich ihren Rücken und sofort zuckte sie zusammen. Mehr Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie begann zu beben.
Plötzlich spürte auch ich Tränen auf meinen Wangen. Shirin so zu sehen tat unendlich weh. Diese Kämpferin am Boden, zu erschöpft um sich zu erheben war ein schmerzhafter Anblick.
Langsam legte Shirin ihren Kopf auf meinem Schoß und ich spürte ihren hektischen Atem. Erneut berührte ich ihren Rücken. Sie hielt die Luft an, blieb aber liegen. Erleichtert streichelte ich sie weiter. Gleichmäßig und sanft über ihren Rücken. Ihr atmen wurde ruhiger und das beben verschwand genau wie meine Nervosität. Endlich war dieses Shirina Gefühl wieder da. Dieses Gefühl der Vertrautheit. "Willst du mir sagen was los ist?" Ergriff ich nach Minuten des Schweigens wieder das Wort.
Sie schüttelte hektisch den Kopf und presste sich fest an mich. Fast als hätte sie Angst gleich wieder alleine zu sein. "Schon ok. Ich bleib die Nacht lang bei dir" versicherte ich ihr und setze das Streicheln fort.
Gleichmäßig. Auf und Ab.
Stundenlang
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#shirina
ספרות חובביםNichts ist so perfekt, wie es scheint. Shirin hat sich verändert und als Melina hinter ihr Geheimnis kommt, entwickeln sich Gefühle, die vielleicht alles zerstören.