1 ~ Erster Tag und andere Katastrophen

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Piper

Cornflake weckte mich, indem sie mit ihren Pfoten auf meinen Bauch trat und ein Grummeln von sich gab. Noch im Halbschlaf kraulte ich ihre Ohren, um die Katze ruhig zu stellen. Also, ich versuchte zumindest, sie an den Ohren zu kraulen. 

"Pipes?", hörte ich meine Mitbewohnerin Thalia fragen. "Was genau machst du da?"

"Hm?", machte ich wenig intelligent.

"Warum streichelst du Cornflakes Kinn?"

Verwirrt öffnete ich meine Augen und sah in die blaugrünen Augen von Cornflake, die mich mit einem What-the-Fuck-Blick ansah, von meinem Bett sprang und es sich dann demonstrativ auf meiner Fensterbank gemütlich machte.

"Es ist doch toll, am Kinn gekrault zu werden. Mal was anderes als immer nur die Ohren", murmelte ich nur. 


Zehn Minuten später saß ich mit Thals am Tisch und stopfte Toast mit Nutella in mich hinein. Die Stimmung war nicht gerade die beste. Es war unser erster Unitag seit den großen Ferien und ich hatte wenig Motivation. Aber ich meine, wer hatte das schon?

Thalia rührte lustlos in ihrem Kaffee herum und seufzte. "Ich hoffe so, dass dieses Semester lustiger wird." 

"Hmpf", machte ich nur wenig überzeugt. "Hoffen wir es. Ich geh jetzt jedenfalls ins Bad."


Fertig angezogen verabschiedeten Thals und ich uns von Cornflake (die ihre Aufmerksamkeit mehr dem gefüllten Futternapf schenkte als uns beiden) und stiegen dann in meinen Wagen. Thals schien schon wieder zu schlafen und meckerte so zum Glück auch nicht über die Musik. Ja, One Direction war typisch Mädchen, aber mir gefiel ihre Musik eben und so schlecht sahen sie auch wieder nicht aus. (Wenn man mal von Harrys Haaren und seinem Style absah. Für mich, eine angehende Modedesignerin, war das eine wandelnde Katastrophe.)

Während meine Laune durch den Stau der New Yorker Straße zum Erdmittelpunkt sank, erreichte ich endlich den Parkplatz unserer Uni. Nachdem ich auch endlich mal einen Parkplatz gefunden hatte, weckte ich meine Freundin mit einem ziemlich unsanften Stoß in die Rippen. Leise Flüche vor sich hin murmelnd ließ sie meine Autotür zufallen und hängte sich ihre schwarze Tasche um. "Ich hasse diesen Tag jetzt schon", seufzte sie und lief dann neben mir her. Ich konnte meiner Freundin nur zustimmen. Auch wenn wir heute unsere anderen Freunde wieder sehen würden, der erste Schul- oder Unitag war immer der schlimmste. Fast so schlimm wie Montage allgemein.

"Morgen Ladies", rief eine männliche Stimme. Ich brauchte meinen Kopf nicht umzudrehen, um zu erkennen, dass es Leo Valdez, mein fester Freund, war. Thalia verdrehte nur die Augen, bevor Leo uns erreichte und jedem von uns einen Arm um die Schulter legte. Mir drückte er noch einen Kuss auf die Wange und plötzlich war dieser Morgen gar nicht mehr so schlimm. Mit Leo war eben alles einfacher.

Thals seufzte und schüttelte Leos Arm ab. "Ich lass euch dann mal knutschen." Damit lief sie davon. "Immernoch so garstig gegenüber Pärchen wie vor den Ferien", grinste Leo und ich kicherte nur leise. Irgendwie mutierte ich in seiner Gegenwart zu einem dieser 0815-Mädchen. Ich kicherte sonst nie und ich glaube, ich sollte mir das abgewöhnen.

"Wie war die Karibik?", fragte ich ihn. 

"Toll", meinte Leo mit einem begeisterten Funkeln in den Augen. "Auch wenn sie mit dir besser gewesen wäre."

"Awww", machte ich und pikte ihm in die Wange. "Dafür hast du mich jetzt ja wieder."

"Glaubst du, Thals rastet arg aus, wenn ich heute mit euch komme?", grinste er mich nur an. 

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