9 ~ Mr und Mrs Perfect

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Christian und Sophie Grace (aka Zeus und Hera). 

Thalia

Annabeths Worte beschäftigten mich den ganzen Tag lang. Auch nachdem wir uns verabschiedet hatten und ich in Pipers und meiner Wohnung war. Ich hatte keine Angst, schon gar nicht vor Luke. Ich wollte lediglich sicherstellen, dass ich den Leuten Informationen über mich gab, wann ich es für richtig hielt.

Piper hatte mir einen Zettel geschrieben, dass sie und Leo erst heute Abend spät kommen würden. Cornflake miaute und ich kraulte sie gedankenverloren. "Dir ist auch langweilig, hm?", fragte ich sie. Sie rieb ihren Kopf an meinem Knöchel und sah mich mit ihren faszinierend türkis-grünen Augen an.

Ich warf mich auf die Couch und machte den Fernseher ein. Cornflake folgte mir und machte es sich auf meinem Bauch gemütlich. Ich zappte zwischen den Kanälen hin und her, konnte mich aber nicht konzentrieren. Schließlich blieb ich bei einem Horrorfilm stehen. Als der zu Ende war, beschloss ich duschen zu gehen. Ich hatte eh nichts mehr zu tun und um siebzehn Uhr wollte ich nicht unbedingt schlafen gehen.

Als ich aus dem Bad kam, klingelte es. "Ich komme gleich!", schrie ich und zog mir schnell etwas an, ehe ich zur Tür ging und aufmachte. Jason stand mit einer Tüte Lebensmitteln vor mir. "Zieh dir was ordentliches an, wir kochen jetzt", sagte er.

"Was?" Verwirrt sah ich ihn an. Er hasste Kochen.

"Ja, wir kochen", sagte Jason. "Schau mich nicht so an, ich stehe nicht oder Drogen oder bin betrunken."

Er schob sich in meine Wohnung und räumte das Zeug aus. Ich leistete seinem Befehl folge und fragte ihn dann, was wir kochen würden. Er lachte. "Dachtest du ernsthaft, ich würde freiwillig kochen? Außerdem kann ich dir bei deiner Lasagne nicht helfen, du kriegst die eh immer gut hin." Er setzte sich auf den Tisch.

"Hey, geh da runter, da will ich später noch essen, ohne denken zu müssen, dass du in den Tisch gefurzt hast!"

Er grinste. "Ich hab dich auch lieb, Schwesterchen."

"Warum bist du überhaupt hier?", fragte ich.

"Ach", sagte er und pflanzte sich auf den Stuhl. "Sophie hat angerufen und meinte, dass sie für ein Familienessen in zwei Stunden in deine WG kommen wollen. Das war vor einer halben Stunde. Und ganz der brave Bruder, der ich nun mal bin, bin ich vorbeigekommen und habe es dir ausgerichtet."

"Sophie? Du meinst das Biest von Stiefmutter?"

"Ja. Wie auch immer du sie nennen willst", lachte er leise.


Als ich die Lasagne in den Ofen schob, hatte ich noch genug Zeit, um mich zu richten. Eine schwarze Jeans und ein schwarzes Top mit einer rot karierten Bluse, die ich als Jacke gebraucht, musste reichen. Dann schminkte ich mich noch und gesellte mich wieder zu Jason. Fünf Minuten später klingelte es auch schon.

Dad und Sophie sahen wie immer perfekt aus. Sie trug ein edles Etui-Kleid, hohe Schuhe und er einen Anzug. Und sofort kam ich mir underdressed vor. 

Sie taktierte mich mit ihrem Blick und zupfte unzufrieden an meinem Oberteil herum. "Gewöhn dir an, dich wie eine Dame zu kleiden und zu benehmen", nörgelte sie.

Innerlich verdrehte ich die Augen, äußerlich behielt ich mein Pokerface. "Wie auch immer, kommt doch rein", sagte Jason schnell. 


Das Essen war der Horror. Sophie meckerte an allem herum, während Dad und Jason sich leise unterhielten. Worüber konnte ich nicht verstehen, denn meine Stiefmutter verwickelte mich immer wieder in Gespräche, in denen sie eigentlich nur an mir herummeckerte. 

Als sie wieder weg waren, räumten Jason und ich auf. Er drehte Musik auf und stellte die Reste der Lasagne in den Kühlschrank. 

"Worüber habt ihr geredet?", fragte ich ihn.

"Er hat sich wieder über mein Studium beschwert", sagte er. "Nichts Neues. Bei dir?"

"Das Biest war nur am Meckern, aber das war klar", meinte ich. 

Er schnaubte. "Ganz Mrs Perfect."

Es kehrte Ruhe ein, ich räumte den Geschirrspüler ein und Jason reinigte einige Sachen von Hand. 

Bis mir wieder die Frage von heute Morgen einfiel. "Was ist eigentlich zwischen Piper und dir?"

Bildete ich es mir nur ein, oder versteifte er sich?

"Was soll zwischen uns sein?", fragte er betont desinteressiert.

"Ihr benehmt euch wie zwei Kleinkinder, die sich gestritten haben."

"Tun wir das? Ich hab mit ihr halt nicht viel zu tun", antwortete er und trocknete eine Schüssel ab. Ich sah deutlich, dass er log, er tippte nämlich mit einem Fuß nervös auf und ab.

"Und jetzt nochmal die Wahrheit, bitte." Ich schaltete die Maschine ein. 

"Meine Fresse, es ist die Wahrheit!"

"Wow, warum so gereizt heute? War doch nur eine Aufforderung, mich nicht anzulügen."

Er knallte die letzte Schüssel auf die Theke. "Versteh doch endlich, dass ich nicht immer alles sage! Jeder braucht Geheimnisse! Akzeptier, dass ich meine habe und du sie nicht erfahren wirst! Gott, mit deinem Kontrollwahn regst du mich echt auf!"

"Ich hab keinen Kontroll-", wollte ich protestieren, aber Jason schnitt mir das Wort ab.

"Doch, hast du! Verdammt, du bist so versteift darauf, dass alles nach deiner Schnauze läuft, dass du ganz vergisst, dass es Dinge gibt, die sich nicht kontrollieren lassen!"

"Bisher hat es gut funktioniert, ich will nicht noch mehr kaputt gehen", fauchte ich ihn an. "Außerdem ist es mein Leben, was interessiert dich das?"

Jason sah mich wütend an. "Du bist meine Schwester und ich sehe dich fast jeden Tag. Außerdem bist du schon durch deinen Kontrollzwang kaputt. Verbring mehr Zeit mit Luke, er will dir helfen. Akzeptier Leute, die dir helfen wollen und mach dich nicht noch kaputter als du eh schon bist. Und jetzt tschüss, ich hoffe, du denkst über meine Worte nach."

Er schmiss das Geschirrhandtuch auf den Tisch und ließ mich allein in der Küche zurück. 


Sein Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Ich lag in meinem Bett und grübelte über mein Leben nach. Annabeth und Jason hatten mir an einem Tag zweimal zu verstehen gegeben, dass ich einen Kontrollzwang hatte und ich mehr Zeit mit Luke verbringen sollte. Warum ausgerechnet Luke und nicht... Irgendwer anderes? Luke war mir ehrlich gesagt verdammt unheimlich und stellte eine potentielle Gefahr für mich dar. Ich sollte ihn meiden, aber warum sagten mir dann alle, ich solle genau das Gegenteil tun?

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1019 Wörter, ja gut, ich versuch das nächste länger zu machen. Das wird wieder von Piper sein, schließlich geht es hier ja um Jason und Piper ^^

Das nächste Kapitel kommt am Wochenende :)

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