-Effie's Sicht:
Was ist los bloß los mit mir? Immer wieder sehe ich sein Gesicht, denke an seine strahlenden blauen Augen und seinen sportlich gebauten Körper mit diesem niedlichen Bierbauch. Nicht mal sein permanenter Gestank nach Alkohol stört mich mehr. „Hör sofort auf damit, Effie!" verdammt nochmal das ist Haymitch. Er ist wiederwertig, unfreundlich, alkoholabhängig und stinkt. Aber es ist auch Haymitch, der so tapfer in den Hungerspielen war, so besorgt um Katniss und Peeta. Haymitch mit den blonden Haaren bei denen ich immer daran denken muss wie gut er doch aussähe, wenn... „Schluss jetzt! Denk nicht mehr daran. Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit". „Woran sollst du nicht mehr denken?" Ich reiße den Kopf herum. Hatte ich etwa laut geredet? Dann sah ich in seine Augen und wollte schon wieder erleichtert aufseufzen, bis mir klar wird das er das hören könnte. Ich muss endlich anfangen zu verstehen, dass das ganze Geschehen hier nicht nur auf dem Fernseher verfolge. Nein, Haymitch steht wirklich vor mir. Oh mein Gott, er steht wirklich vor mir! Mein Herz fängt an Purzelbäume zuschlagen. Was? Wieso? Nein, das durfte es nicht! Es soll sofort damit aufhören! Hör auf! Irgendwie ist es sehr viel einfacher auf Bildschirmen den Krieg zu verfolgen und seinen Schwarm anzuhimmeln. „Effie, ich habe dich was gefragt" „Was denn?" Er zieht skeptisch seine Augenbrauen hoch und mustert mich. „Womit du aufhören willst daran zu denken?" Stimmt das hatte er mich gefragt.
Oh Gott ich bin ja fast so schlimm, wie die Frauen die hinter Finick her starren. Aber so will ich auf keinen Fall sein, deshalb reise ich mich kurz zusammen und antworte spitz und herablassend: „Das geht dich gar nichts an!" Was nein nicht spitz und herablassend das wollte ich nicht. Habe ich ihn damit verletzt? Doch Haymitch scheint nicht sonderlich berührt, ganz im Gegenteil, er fängt an zu grinsen und frägt spöttisch: „Oder sollte ich lieber fragen an WEN du immer denken musst?" Ohne ein weiteres Wort, zwinkert er mir zu und verlässt gut gelaunt den Raum. Mit offenem Mund starre ich ihm hinterher. Hatte er das gerade eben wirklich gesagt? Ahnt er etwas von meinen Gefühlen? Nein! Da gibt es auch nichts zu ahnen. Denn da sind keine Gefühle. Ich will nicht das da irgendetwas ist und doch waren da immer wieder diese Anzeichen. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, da ist etwas zwischen mir und Haymitch, nicht direkt liebe, aber doch eine Bindung und es gab auch immer wieder Zeichen, dass er genauso empfand wie ich. Verstohlene Blicke die sich auf den Gängen treffen, Blicke die einem Jahr für Jahr sagen: „Ist okay. Ich weiß wie du dich fühlst. Für mich ist es genauso schwer immer wieder dabei zuzusehen." Sie stützen mich. Ein unauffälliges streifen der Hände gefolgt von einem leichten druck der halt gab und zum Ausdruck brachte: „Sei tapfer, ich bin da. Wir stehen das gemeinsam durch." Seufzend lege ich die halbfertig genähten Kleider beiseite. Das wird heute nichts mehr. Ich lege sie ordentlich zusammen und in das Regalbrett zu den anderen nicht fertigen Stücken. In letzter Zeit wünsche ich mir immer mehr, dass mindestens das ein Teil des Vorbereitungsteams überlebt hätte. Ich meine was heißt überlebt, nicht dass sie mir egal gewesen wären, aber wenn sie nicht rechtzeitig aus dem Kapitol entkommen sind, ist es unwahrscheinlich, dass man sie verschont hat.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was alles mit ihnen getan wird, bis man endlich so gnädig sein wird sie zu erlösen. Aber hier gibt es so viel zu tun, man hat mir Kopien von Cinnas Notizblock gegeben.
Darin sind so viele Ideen, so viele unglaublich schöne, perfekte, praktische und bewundernswerte Kleider das man Jahre damit zubringen könnte alles anzufertigen und dennoch würde keines der Stücke so aussehen wie wenn Cinna sie selbst gemacht hätte es würde der Glanz und der Schwung fehlen. Die Liebe und doch Aggression und Macht, die nur er in seiner Arbeit wiederspiegeln konnte. Bei dem Gedanken an Cinna fängt mein Herz an zustechen und ich spüre wie mir Tränen über die Wange laufen. Er war mir von allen Stylisten der liebste gewesen.
Ja, mehr als das, ich hatte ihn gemocht, sehr sogar. Cinna war nicht einer von denen gewesen, die nur auf die Beförderung warteten, nein er wollte Distrikt 12 zugeteilt werden, obwohl er bei seinem Talent wohl auch die Garderobe für Snow gestalten hätte können.
Es werden immer mehr Tränen die über meine Wange laufen. Ich habe erst Tage später von seinem Tod erfahren und ein paar Tage später was genau geschah. Doch wenn ich jetzt so darüber nachdachte, war sein Tot sogar gnädiger als der manch anderer.
Sie hatten ihn gefoltert und gezwungen Informationen über die Rebellen preiszugeben. Vermutlich wäre mit mir das Gleiche passiert, hätte Haymitch mich nicht rechtzeitig rausgeholt. Aber ich hätte nichts gewusst, hätte keine Antwort geben können. Inzwischen schäme ich mich schon fast dafür. All die Jahre habe ich tatenlos zugesehen, habe geschehen lassen, obwohl ich wusste das es falsch ist.
Ich habe nicht einen Finger gerührt und die Ausrede ich hätte umgebracht werden können zählt nicht mehr. Das hat mir das alles klar gemacht. All die Opfer die gebracht wurden. Ich war einfach nur zu feige, mich zu währen. Hatte Angst meinen Wohlstand abzugeben.
Cinna war das nicht, er hat alles für Gerechtigkeit getan, am Ende sogar sein Leben. Schon muss ich noch stärker weinen, denn auf einmal wurde mir klar, dass ich immer noch nicht besser bin, ich habe Angst, Angst davor was passieren würde wenn ich mich den Mächtigeren wiedersetze, mein ganzes Leben lang, tue ich immer das was mir befohlen wird, einzig und allein um meine Haut zu retten. Ich bin ein Monster!
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Hayffie
FanfictionHaymitch und Effie sind in Distrikt 13, während Katniss und die anderen ins Kapitol einmarschieren, müssen die beiden lernen ihr Leben neu zu sortieren und mit ihren Fehlern zurecht zukommen. Aber dann kommen Sie Coin auf die Schliche und entwickeln...