Der zweite Tag

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Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich hatte schlecht geschlafen. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich mir Sorgen um Dad machte. Er verhielt sich komisch und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas anderes war als die Geschäftsreise.

Verschlafen stand ich auf und ging duschen. Danach zog ich mir eine Jeans und ein Shirt an auf dem ein Bild von Mickey Maus war.

Mir doch egal, was die Großstadtkids davon hielten. Ich fand Disney cool.

Nachdem ich die Küche heruntergetappst war, machte ich mir einen Kaffee um wenigstens ein bisschen wacher zu werden.

Dad würde in ca. einer Stunde mit dem Zug losfahren. Zum Glück überließ er mir das Auto. Dann konnte ich morgens damit zur Schule fahren, solange Dad nicht da war.

Es rumpelte im Stockwerk über mir und als ich in den Flur ging, sah ich, dass Dad gerade seinen Koffer die Treppe hinunter schleppte.

Ich hatte immernoch meine Kaffeetasse in der Hand und machte auch keine Anstalten, Dad mit seinem Gepäck zu helfen. Ich nahm ihm übel, dass er mich für zwei Wochen allein ließ.

,,Helena, kannst du mir auch einen Kaffee machen?" fragte er und ging wieder die Treppe hoch.

Ich rührte mich nicht von der Stelle und zog eine Augenbraue hoch. War ich etwa seine Sekretärin?

Als hätte er meine Gedanken gehört, drehte er sich auf der Hälfte der Treppe nochmal um.
,,Helena, bitte" sagte er nachdrücklich.

Ich stöhnte genervt, ging in die Küche und brühte Dad einen frischen Kaffee auf. Dann holte ich mein Handy raus. Ich hatte eine neue Nachricht von Tamara.

Sie hatte mir gestern Nachmittag nach ihre Nummer gegeben, bevor ich nach Hause gelatscht war.

Ich öffnete die Nachricht.
Hey Heli! Treffen wir uns vor der Schule? Will dir paar Leute vorstellen.

Okay, schrieb ich ihr zurück. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und prüfte, ob der Kaffee schon fertig war. Die Anzeige blinkte grün, also nahm ich die Tasse aus der Maschine und ging damit wieder auf den Flur.

Irgendwo hier musste sich Dad ja rumtreiben. Aus einem Nebenzimmer hörte ich seine Stimme. Eigentlich sollte das sein Arbeitszimmer werden, aber noch war es eher spärlich eingerichtet.

Ich öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinein. Dad stand am Fenster und telefonierte.

Ich wollte gerade den Mund aufmachen und ihm sagen, dass sein Kaffee fertig war, doch ich hielt inne.

,,...nein, nein ich komme pünktlich ... okay ... ja, bereiten sie es vor ..."

Vorbereiten? Das war doch eine Weiterbildung, was meinte er mit vorbereiten?

Eine längere Pause entstand, in der Dad immer wieder zustimmend brummte. Dann verabschiedete er sich und legte auf.

Ich klopfte schnell und extra laut an die Tür und ging dann in den Raum.
Dad zuckte zusammen.

,,Hier Dad, dein Kaffee" sagte ich und drückte ihm die Tasse in die Hand.
Er schaute nachdenklich auf das Getränk und murmelte ein ,,Danke".

Ich verließ das Arbeitszimmer und packte meine Schulsachen in eine Tasche. Danach ging ich wieder hinunter und verabschiedete mich von Dad. Er hatte sich ein Taxi gerufen und ich hatte das Gefühl, dass er so schnell wie möglich von zuhause weg wollte.

,,Pass auf dich auf und mach keinen Unsinn während ich weg bin" sagte er und umarmte mich einmal. Dann nahm er seinen Koffer, verstaute ihn im Taxi und setzte sich hinein.

Ich winkte ihm solange hinterher bis das Taxi um eine Ecke bog und nicht mehr zu sehen war.

Okay, jetzt hatte ich für zwei Wochen ein riesiges, fast leeres Haus ganz für mich allein. Das wird lustig.

Ich setzte mich in das Auto meines Dads und fuhr zur Schule. Zum Glück lag die Schule ziemlich zentral, ansonsten hätte ich sie nicht so schnell gefunden.

Kaum war ich ausgestiegen, wurde ich auch schon von Tam begrüßt, die mich zu einer Gruppe Jugendlicher zog.

,,Also das ist Helena, die Neue von der ich euch schon erzählt habe" sagte Tam strahlend. Ich frage mich wirklich, ob ihre Mundwinkel an der Stelle festgewachsen waren.

,,Und das sind Chris, Emily und Ethan" stellte Tam ihre Freunde vor.
Emily umarmte mich sofort freudig. Sie hatte blonde, lange Haare und strahlte genauso wie Tam.

Die beiden Jungs nickten mir freundlich zu. Chris hatte dunkelblonde Haare und extrem helle, blaue Augen, während Ethan schwarze Haare und dunkelblaue Augen hatte.

Mir kamen alle drei sofort sympathisch vor.
,,Kommst du auch zu Jaspers Party am Samstag?" fragte mich Emily.
,,Ähm...." Ich sah zu Tam. ,,Ich war noch nie auf einer Party" sagte ich peinlich berührt.

Tam lachte.
,,Kein Problem! Wir können zusammen hingehen" meinte sie.
Ich lächelte erleichtert.

Emily und Chris verabschiedeten sich, weil sie zum Sportunterricht mussten und ich ging mit Tam und Ethan zum Matheunterricht.

Der Vormittag verlief ziemlich langweilig und die Lehrer wollten offensichtlich einen Einschlaf-Wettbewerb veranstalten.

In der Mittagspause ging ich dann mit Tam in die Schulkantine. Oder ich wollte zumindest mit ihr in die Kantine gehen, denn auf der Hälfte des Weges hörte ich jemanden ,,Psycho" rufen.

Oh, bitte nicht! Ich wollte ihn eigentlich ignorieren, aber Jacob kam uns hinterher und hielt mich am Arm fest.

,,Hey Psycho, wie hast du dir das vorgestellt?" sagte er sauer.
,,Was?" fragte ich und schüttelte seine Hand ab.

,,Dein Vater ist nicht zuhause. Wie soll ich das denn jetzt mit der Versicherung klären?" Er funkelte mich zornig an. Ich starrte überrascht zurück. Woher wusste er denn das mit meinem Vater? Das hatte ich heute morgen nur Tam erzählt und sie würde garantiert nicht mit Jacob Stone darüber reden. Die beiden waren ja nichteinmal miteinander befreundet.

,,Was weiß ich" fauchte ich. ,,In zwei Wochen ist er wieder zurück, dann kannst du das klären"

Er kniff die Augen zusammen.
,,Zwei Wochen?! Und in der Zeit bekomme ich keine Entschädigung?!"
,,Was für eine Entschädigung erwartest du denn?" fragte ich verunsichert.

Jetzt lächelte er. Und ich bekam Angst. Ich hatte Jacob Stone noch nie lächeln sehen und er machte auch keinen besonders freundlichen Eindruck dabei.

,,Glaub mir Psycho, ich denke mir was aus" Seine Augen schienen zu leuchten während er das sagte. Wie konnte jemand so hellgrüne Augen haben?

Offensichtlich hielt er unser Gespräch für beendet, denn er drehte sich um und verschwand im nächsten Gang.
Ich seufzte.

,,Lass uns was essen gehen" sagte Tam und hakte sich lächelnd bei mir ein. Als sie mein bedrücktes Gesicht sah, kicherte sie leise.

,,Ach Heli, mach dir nichts draus. Jacob versucht dich nur einzuschüchtern"
,,Und warum starrt er mich dann immer so an als würde er mich am liebsten umbringen?" fragte ich sie.
Tam lachte.

,,So ist er eben. Mach dir keine Gedanken drüber. Jace kriegt sich schon wieder ein" meinte sie.

Ich nickte nur und zusammen betraten wir die Kantine um mit Chris, Emily und Ethan zu essen.


Hey liebe Leser!
Hier bin ich wieder. Sorry das es so lange gedauert hat. Das nächste Kapi kommt garantiert schneller. Wenn ihr irgendwelche Fehler findet, könnt ihr mich wie immer informieren. Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß.
Viele Grüße
Eure Melody

Kiss Me Badboy #Brilliants2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt