Starr sah sie aus dem Fenster und kaute an ihrem Bleistift. Der Dozent erklärte in der Zwischenzeit welches literarische Wunder Kafka und wie unendlich schrecklich seine Kindheit doch gewesen war. Wahrlich eine Tragödie. Sie horchte nicht weiter hin.
Sie studierte deutsche und englische Literatur nur aus dem einen Grund, dass ihre Eltern Schriftsteller waren und für sie dieselbe Zukunft geplant hatten. Zunächst solle sie sich aber etwas aufbauen, mit dem sie später leben könnte, sollte das mit dem Schriftstellersein doch nicht klappen. Ihr Mädchen sollte doch in der Lage sein für sich zu sorgen.
Doch was ihre Tochter wirklich wollte wussten sie nicht. Sie hatten nie gefragt was sie tatsächlich machen wollte. Niemand hatte sie das jemals gefragt, weil alle dachten es wäre ihr Traum so zu werden wie ihre Eltern. Sie dachten sie wäre glücklich, aber das war alles nur Schein. Gute Mine zum bösen Spiel, würde man es nennen.
Sie hasste Texte. Sie hasste Kafka. Sie hasste das Schreiben. Aber vor allem hasste sie sich selbst.
Dafür, dass sie nie ihren Mund aufgemacht hatte.
Dafür, dass sie immer das tat, was von ihr verlangt wurde.
Dafür, dass sie eine einfache Marionette ihrer Familie war.
Und dafür, dass sie zwar ein eigenes Leben hatte, aber in diesem nur eine einstudierte Rolle spielte.
Für die Studenten, die mit ihr in diesem Saal saßen, sah es so aus, als würde sie träumen und ganz in ihrer eigenen Welt versinken. Niemand machte sich Gedanken. Warum auch, denn eigentlich tat sie genau das...versinken - es waren deren Worte gewesen. Aber sie träumte nicht, so wie die das meinten. Sie dachte nicht darüber nach, was ihr Schwarm über sie dachte oder wie sie ihn am besten um den Finger wickeln könnte. Sie dachte auch nicht an ihren baldigen Urlaub und träumte davon, wie der heiße Sand ihre Füße umschmeicheln würde. Nein, ihre Träume waren düster und vielleicht würden sie von Außenstehenden als Alpträume betitelt. Für sie waren ihre Träume Hoffnung. Die Hoffnung aus ihrem vorbestimmten Leben auszubrechen und die unsichtbaren Mauern zu durchbrechen, die sie einengten bis sie keine Luft mehr zu bekommen schien, wo ihre Schreie sich selbst erstickten.
Sie wollte nicht mehr und sie kannte den Ausweg.
Ein kleiner Sprung
Eine ewige Sekunde
Erschrockenes Aufkeuchen
Das Geräusch eines aufprallenden Körpers
Herzzerreißende Schreie
Eine Leiche
Ein Begräbnis
Tränen
Ruhe
Ewige Ruhe.
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Kurzgeschichten
DiversosWie der Titel schon sagt, werde ich hier ein paar Geschichten hochladen. Mal sehen, wie ich das hinbekomme.