Verlobung im Krieg

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"Komm jetzt Katy!", ruft meine Mum genervt und ich schlüpfe in meine Sandalen.
Heute Abend geht es zu meinen Verwandten, den Evans, weil deren Tochter Petunia ihre Verlobung groß feiert. Und auch wenn unsere Mütter nur Cousinen sind, sind wir recht herzlich eingeladen. Oh, ich vergaß. Wir verbringen ja so viel Zeit mit Petunia in den Ferien, da sie sich mit mir ja sooo toll unterhalten kann und wir in ihren Augen richtig dicke Freundinnen sind. Aber mit ihrer Schwester Lily haben wir fast gar nichts zu tun. Naja, nur ich weiß, dass sie ebenfalls eine Hexe ist und Hogwarts besucht. Oder besucht hat. Denn ihr letztes Jahr hat sie letzten Monat mit Bravour abgeschlossen (es spricht sich vieles in der Schule herum).
"Katy!", ruft meine Mum noch einmal genervt und ich stecke meinen Stab Augenrollend in meine Handtasche. Schnell sehe ich mich noch einmal seufzend im Spiegel an, total unzufrieden mit dem, was mir meine Mum aufgezwungen hat, und laufe dann Missmutig ins Wohnzimmer.
"Ich bin ja da.", sage ich leicht gereizt und meine Mum verdreht ebenfalls die Augen.
"Na endlich. Wir müssen.", sagt sie und atmet einmal tief durch.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach unten zum Auto, wobei ich meine Mum etwas neidisch ansehe. SIE sieht fantastisch aus mit ihrem einfachem, dunkelblauem Cocktailkleid, den schwarzen Stilettos, dem dezenten Make Up und den schwarzen, zu einem Dutt zusammen gesteckten Haaren, die einen krassen Kontrast zu ihren eisblauen Augen bilden. Ich jedoch habe ein luftiges, weißes Sommerkleid an, welches villeicht gut aussehen würde, wenn ich eine größere Körbchengröße haben würde und da ich das eben nicht habe, sieht das Kleid aus, als ob es ein Kleinkind tragen würde. Dazu noch ein dicker, brauner Gürtel um die Hüfte und die braunen Sandalen. Meine pechschwarzen Haare, die ich von meiner Mum geerbt habe, trage ich in einen Zopf, und meine dunklen, braunen Augen habe ich nur mit etwas Mascara schminken dürfen. Und meine Brille ist da nicht gerade ein großer Helfer zum Altersgerechtem Aussehen. Die dunklen Augen habe ich von meinem Dad, ein Muggel wie meine komplette Familie, der mich und meine Mum aber verlassen hat, als er erfuhr, dass ich eine Hexe bin. Das kam mit meinem Hogwarts Brief zu meinem elftem Geburtstag und seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen.
"Kannst du villeicht nicht gucken wie ein trotziges Kleinkind?", fragt meine Mum und startet den Wagen.
"Du weißt genau, dass ich Kleider hasse, zwingst mich aber, eins zu tragen.", erwidere ich und sie seufzt.
"Aber wir fahren zu Petunias Verlobungsfeier und dort kannst du eben nicht in verwaschenen Jeans und ein labberigem T-Shirt aufkreuzen."
"Aber so sehe ich wie ein Kleinkind aus.", beschwere ich mich und meine Mum lächelt mich an.
"Das kommt noch, keine Sorge.", sagt sie lächelnd und ich sehe Augenrollend aus dem Fenster.
Doch das schweigen ist schnell gebrochen, als unser Lieblingssong im Radio ertönt und wir lautstark mitsingen. Als wir ankommen ist unsere Laune echt gut und wir werden von Vernons (fülligen) Eltern aufgenommen und ins Zelt, welches neben dem Haus aufgebaut ist, geleitet. Dort werden wir von einer breiten Masse empfangen und von so ziemlich jedem begrüßt, wobei einer von Vernons schleimigen Cousins an mir kleben bleibt und Petunia mich aus der misslichen Lage befreit (ich bin kurz davor gewesen, ihn vor den geschätzt hundert Gästen anzubrüllen).
"Danke Tuni.", sage ich erleichtert und drücke ihr rechts und links einen Kuss auf.
Ihre blonden Haare hat sie sich kunstvoll hochstecken lassen, sie trägt ein zartrosanes Kleid und hellbraune Sandaletten, welche ihre schon langen Beine noch mehr strecken. Und ich komme mir neben ihr wie eine dreijährige vor ...
"Kein Problem, Katy. Ich bin überglücklich, dich zu sehen. Erzähl, wie waren deine Ferien?"
Wir reden lange und ausgiebig über die Ferien und ihr Lieblingsthema, Jungs. Auch wenn es mich leicht nervt strahle ich dennoch so gut es geht und lasse mich von ihr herum führen. Na ja, bis ihr Verlobter, welcher wahrscheinlich mehr Masse als seine Eltern hat, uns einholt und ich das vergnügen habe, von seinem blonden Schnauzer Küsschen rechts und links zu bekommen.
"Petunia Schätzchen, ich würde dich gerne jemandem vorstellen.", sagt Vernon und Petunia lächelt mich entschuldigend an.
"Bis später dann.", sage ich und Petunia wirft mir einen Luftkuss zu.
Dann ist sie auch mit Vernon in der Masse verschwunden und ich mache mich seufzend auf dem Weg, um ein bekanntes Gesicht zu treffen. Unterwegs schnappe ich mir noch ein Glas Champagner und erblicke irgendwann feuerrote Haare. Sofort nehme ich kurs darauf, um hoffentlich Lily zu erwischen, und siehe da, dieses eine Mal habe ich Glück.
"Hey.", sage ich lächelnd und Lily sieht mich kurz erstaunt an.
"Uhm, hey. Lily Evans. Schwester der Verlobten.", sagt sie freundlich und ich nehme ihre Hand an.
"Katy Pierce. Wir sind Cousinen zweiten Grades."
Sie runzelt die Stirn.
"Bist du die, mit der Petunia so oft unterwegs ist?" Ich nicke. "Sie erzählt mir immer, du wärst eine ihrer Freundinnen.", erklärt sie mir lächelnd und ich muss auch grinsen.
"Irgendwie muss ich Kontakt mit meiner Verwandschaft halten.", erwidere ich grinsend und wir unterhalten uns angeregt.
Und ich bin echt erstaunt über die Ex Schulsprecherin, wie locker sie eigentlich drauf ist und wie leicht es mir fällt, mich mit ihr zu Unterhalten. Nur bei Tunis und Vernons Rede unterbrechen wir kurz, um zuzuhören, wobei Lily anscheinend nicht sehr gut auf ihre Schwester zu sprechen ist, verständlicherweise. Petunia hat jedes Mal allergisch darauf reagiert, wenn ihre Schwester zur Sprache kam und angefangen, sich über sie zu beschweren. In manchen Punkten kann ich sie verstehen, in anderen wieder nicht. Und natürlich habe ich durch die ganzen Andeutungen, von wegen Lily ist freiwillig auf einem Internat und lässt sie mit ihren Eltern alleine, verstanden, dass es darum geht, dass Lily eine Hexe ist und Tuni eben nicht.
"Na Ladys.", sagt eine mir leider bekannte Stimme und Vernons Cousin, Louis, stellt sich vor mich und Lily. Ich rümpfe meine Nase und Lily sieht ihn verwirrt an.
"Zisch ab, Dursley.", zische ich scharf doch er macht keine Anstalten, sich von un zu entfernen.
"Ach Katy, wir wissen beide, dass du mir nicht wiederstehen kannst.", sagt er und wackelt mit seinen Augenbrauen. Während ich kurz davor bin, mich zu übergeben und ihm eine zu scheuern unterdrückt Lily ein Kichern.
"Ich warne dich, Dursley. Noch eine perverse, schleimige Aktion wie vorhin und ich werde nicht davor zurück schrecken, dir eine zu verpassen und den ganzen Laden hier zusammen zu schreien. Hast du verstanden?!", drohe ich ihm und funkel ihn so dunkel an, dass er tatsächlich einen Schritt zurück tritt.
"Okay okay, und du Beauty?", fragt er nun Lily und diese stellt sich etwas gerade hin.
"Tut mir leid, ich bin schon vergeben.", erwidert sie selbstbewusst doch er lässt seinen Blick über ihren ganzen Körper streifen.
"Dein Freund ist doch nicht hier und ein bisschen Spaß schadet doch auch nicht."
Lily erschaudert und die Wut in mir wird nur noch stärker.
"Ich sagte, du sollst abzischen.", drohe ich nun lauter und sein Blick richtet sich wieder auf mich.
"Du solltest auf eine drohende Frau hören, sonst kann es echt glimpflich ausgehen.", höre ich eine mir unbekannte, männliche Stimme und wir drehen uns gleichzeitig zu James Potter, den festen Freund von Lily. Sie strahlt sofort übers ganze Gesicht und küsst ihn. Neben James tritt Black und mein Blick verfinstert sich nur noch mehr.
"Jetzt mach ne Fliege.", sagt Black zu Louis und dieser flieht sofort.
"Uhm, James, Sirius. Das ist Katy Pierce, meine Cousine zweiten Grades. Katy, das ist James Potter, mein fester Freund, und das ist Sirius Black, James bester Freund und Herzensbrecher. Also halte dich lieber von ihm fern.", stellt sie uns vor und die beiden schütteln meine Hand, wobei es mich bei Black schüttelt.
Letztes Jahr hat Black meine beste Freundin fallen lassen und sie hat beinahe Wochenlang getrauert, während er schon am selben Abend eine neue auf seinem Schoß hatte. Ich meine, er war ihr erster Freund und obwohl sie wusste, wie er ist, hat sie sich auf ihn eingelassen und ihr Herz wurde gebrochen.
"Wir müssten mit dir reden Evans. Neuer Anschlag aufs Ministerium.", flüstert James Lily zu, aber ich verstehe jedes Wort. Entschuldigend lächelt Lily mich an.
"Wir sehen uns gleich wieder, ja?", fragt sie und ich nicke.
"Klar, bis später.", erwidere ich und folge ihnen dann unauffällig, als sie los sind.
Im Haus verschwinden sie in einem Zimmer und schließen von innen ab. Ich versuche zu lauschen doch ich höre keinen Ton. Schnell sehe ich mich nach irgendwelchen anderen Gästen im Gang um und zücke meinen Stab, als niemand zu sehen ist. Da ich ungesagte Zauber glücklicherweise kann öffne ich die Tür mit einem simplen Alohomora und trete ohne vorherige Ankündigung ins Zimmer. Die drei sehen mich verwirrt an und unterbrechen ihr Gespräch.
"Hast du nicht abgeschlossen, Prongs?", fragt Sirius, während ich die Tür wieder verschließe.
"Doch, habe ich. Du hast es ja selbst gesehen.", verteidigt sich James und Lily tritt zu mir.
"Katy, könntest du bitte raus gehen? Wir haben was zu besprechen.", bittet sie mich freundlich doch ich drehe meinen Stab zwischen den Fingern und halte ihn ihr vor die Nase. Geschockt sieht sie mich an und auch die beiden Jungs sehen mich leicht verwirrt an. Zufrieden stecke ich den Stab wieder in meine Tasche und stemme meine Hände in die Hüfte.
"Also, was ist jetzt im Ministerium passiert?", frage ich, doch Lily scheint noch etwas geschockt.
"Du bist auch eine Hexe?", fragt sie perplex und ich nicke.
"Wir haben das anscheinend beide von Urgroßvater geerbt."
"Und du bist auch auf Hogwarts?", fragt James und ich nicke.
"Ja, bin ich. Ich trete gleich mein letztes Jahr an, bin in Hufflepuff und weiß auch, dass du und Lily beide Schulsprecher wart. Das ist jetzt aber auch nur Nebensache. Was zur Hölle ist diesmal im Ministerium passiert?", dränge ich und Black scheint sich als erster zu fassen, während Lily noch grinsend 'Wenn Petunia das erfährt' murmelt.
"Du bist schon volljährig?", fragt er mich und ich nicke.
"Gut. Also, das Ministerium wurde vor knapp zwei Stunden angegriffen und es wurden sieben Todesser identifiziert, aber keiner von ihnen geschnappt. Da waren Dolohov, Greyback, drei Lestranges, Malfoy und Yaxley. Sie sind geflohen, haben fünf Ministeriumsarbeiter getötet und unzählige verletzt. Sie sind alle im Mungos. Keine zwei Minuten später hat man eine tote Muggelfamilie gefunden, Eltern und drei Kinder. Das älteste elf und das jüngste drei Jahre alt.", erzählt er und Lily und ich sehen ihn geschockt an.
"Und wie können wir helfen?", fragt Lily drängend und James legt einen Arm um sie.
"Gar nicht. Wir waren gerade dort und Mad-Eye hat uns zu dir geschickt, um dir bescheid zu sagen."
"Und warum wurde ich nicht vorher informiert?! Ich hätte helfen können!", ruft sie sauer und ist den Tränen nah. James packt sie bei den Schultern und redet ruhig auf sie ein, während ich versuche, meine Gänsehaut weg zu bekommen.
"Und es wurde echt niemand gefasst?", frage ich vor mich hin und Black reagiert auf mich.
"Niemand. Von Tag zu Tag wird es schlimmer und wir können so gut wie nichts unternehmen.", sagt er und ich erschaudere. Der Krieg wird immer schlimmer und das macht mir höllische Angst.
"Aber gibt es denn niemanden außerhalb des Ministeriums, der gegen die Todesser und du weißt-schon-wen vorgeht? Haben die alle wirklich so viel Schiss?", frage ich sauer und Sirius blickt unsicher in dem Raum hin und her. Schließlich seufzt er anscheinend nach einem Kampf mit sich selbst und fixiert mich mit einem erstnem Blick aus seinen sturmgrauen Augen.
"Katy, wann bist du volljährig geworden?", fragt er ernst und ich sehe ich verwundert an.
"Am 22. Mai."
"Okay, du hörst mir jetzt genau zu. Es gibt eine Organisation, die sich der Orden des Phönix nennt und gezielt gegen Voldemort -" Ich zucke unwillkürlich zusammen. "- und seine Anhänger vorgeht. Lily, James und ich sind ebenfalls Teil dieses Ordens und kämpfen. Da du schon volljährig bist und gegen diesen Terror etwas bewirken möchtest und kämpfen willst, dann trete mit ein. Willst du nicht auch, dass diese Schreckensherrschaft vorbei geht?", erklärt er mir und ich höre ihm mit geweiteten Augen zu. Zuerst verarbeite ich alles in meinem Gehirn und denke scharf nach. Schließlich nicke ich, weil ich helfen und etwas gegen ihn tun will.
"Ich trete ein."
Die nächsten Jahre sind die schwersten in meinem ganzen Leben. Ich bin dem Orden noch am selben Abend beigetreten und habe mein letztes Jahr auf Hogwarts geschmissen. Meine Mum war außer sich und ich konnte ihr nicht erzählen, weswegen ich die Schule geschmissen habe, um im Ministerium zu arbeiten. Doch unser Kontakt baute sich so langsam auf. Als Teil des Ordens setzte ich jeden Tag aufs neue mein Leben und das meiner Angehörigen aufs Spiel, bekam mit, wie Lilys Eltern starben, wie Petunia sich nach ihrer Hochzeit von mir und Lily abwandte, wie die Leute um mich herum nacheinander ermordet wurden, wie meine Mum umgebracht worden ist und aber auch, und das ist eines der seltenen glücklichen Momente gewesen, wie Kinder auf die Welt kamen, allen voran Mollys Kinder.
In einem Jahr kamen Neville Longbottom, Ronald Bilius Weasley und Harry James Potter auf die Welt und schenkten dieser grausamen Welt etwas Licht. Doch dieses wurde im darauffolgendem Jahr wieder ausgelöscht, als James und Lily getötet und Alice und Frank Longbottom bis zum ende ihres Verstands gefoltert worden sind. Sirius wurde festgenommen, weil er angeblich Peter Pettigrew und dreizehn weitere Muggel umgebracht haben soll, und nach Azkaban verfrachtet.
Nach Voldemorts Sturz habe ich in Hogwarts gearbeitet, um von dort wenigstens Harry, Ron, Neville und die anderen, mir bekannten Kinder, aufwachsen sehen zu können und irgendwie auch zu beschützen. Und natürlich habe ich alles mitbekommen, was um Harry geschah, Sirius Ausbruch aus Azkaban mitbekommen und mit ihm dann im Grimmauldplatz gemeinsam gelebt. Dafür habe ich sogar meinen Job in Hogwarts gekündigt.
Und in der Nacht, als Sirius starb, wurde ich ebenfalls im Ministerium getötet. Ich sollte nie erleben, wie die Macht Voldemorts wieder anschwillt, wie Harry sich todesmutig auf die Suche nach den Horkruxen macht, wie Neville mit den anderen mehr oder weniger Erfolgreich Widerstand in Hogwarts gegen Snape und die Carrow Geschwister betreibt, wie es zur Schlacht in Hogwarts kommt und wie sie alle gemeinsam Voldemort endgültig besiegen. Doch ich wache von oben gemeinsam mit meinen Freunden, die auf Petunias Verlobungsfeier erst zu meinen Freunden wurden, und bin endlich ausnahmslos glücklich.

Wörter: 2398

[Harry Potter] One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt