Kapitel 2

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*Dreaming is believing, it's okay not to be okay. - Who you are von Jessie J*

Obwohl wir noch gar nicht im Traningsraum waren, konnten wir die Musik schon deutlich hören. Die Tür vibrierte förmlich durch den Bass und gerade wurde "Wake me up" von Avicii feat. Aloe Blacc gespielt. Lou sprang in ihren Nikes die Treppe herunter geladen und drückte die Tür auf. Der Blick, der sich uns bot, war Atem beraubend. Ungefähr 40 Mädchen trainierten in dem hell erleuchteten Raum mit den unterschiedlichsten Geräten. Rechts von uns gab es größtenteils Laufbänder und Stepper, sowie Boxsäcke, an denen man seine Wut und Aggressionen rauslassen und sich für unsere nächtlichen Übergriffe vorbereiten konnte. An den Wänden prangten Spiegel und in der Mitte des Raumes machte gerade eine Gruppe Kickboxen. Als wir dort durchgingen, um zu dem Swimmingpool, der sich links von uns erstreckte, hätten wir beinahe einem unabsichtlichen Fausthieb mitbekommen. "Passt doch auf!", rief Lou, die vor mir herlief. Unbeeindruckt machten sie weiter mit ihren Übungen, ohne auf uns Rücksicht zu nehmen. Schnell duckte ich mich, als mir ein Bein gefährlich nahe kam.  

Der Swimmingpool wurde von unten von blauen Neonröhren erleuchtet und war heute sogar leer. "Hey Lou! Wir haben ja echt Glück! Keiner, der uns stör-" "Seit ihr zwei also auch endlich mal da? Ihr seid 20 Minuten zu spät!", rief plötzlich eine Stimme. Wir drehten uns gleichzeitig um. Hannah. Sie hatte ihre langen, blonden Haare nach hinten gebunden und ein paar Strähnen klebten ihr an der vom Sport schweißnassen Stirn. Obwohl sie gerade ihre Hände entrüstet in ihre Seiten gestemmt hatte, strahlte sie Ruhe und Eleganz aus. Als sie unsere entschuldigenden Blicke sah, wurde ihre Miene weicher. "Kommt mit, wir haben Besprechung." Mit einer Handbewegung foderte sie uns auf, ihr zu folgen. Als wir hinter ihr herliefen, zog ich Lou zur Seite. "Wieso hast du gesagt, dass wir erst um 1 unten sein müssen?", zischte ich. Ich war noch nie zu spät gekommen. Ich wollte Hannah einfach nicht verärgern, wir hatten ihr so viel zu verdanken. Lou verdrehte nur die Augen und zuckte mit den Schultern. "Es ist doch sowieso total schwachsinnig, um die Uhrzeit zu trainieren! Wer ist den jetzt noch fit?" Hinter dem vorderen, großen Traningsraum befanden sich noch weitere, kleinere Gänge, die in alle möglichen Zimmer führten. Es gab hier unten Konferenzräume, aber auch Plätze, an denen man ein Einzeltraining absolvieren konnte. Dort war auch die Krankenstation mit hauseigener Ärztin. Insgesamt sah alles echt gruselig aus, die roten Backsteinwände erinnerten an Katakomben und mittelalterliche Facke prangten an den Mauern. Freitags, also heute, hatten wir immer vor unserem Work-out Besprechung, die in einem der Konferenzräume stattfand.  

Mit einem ermunternden Blick schob uns Hannah in das Zimmer und schloss hinter ihr die Tür. Als wir eintraten verebbte das Gemurmel augenblicklich. Jeder sah uns an, als ob wir jemanden umgebracht hätten. Was gar nicht mal so unwahrscheinlich sein konnte. Mit betretenen Gesichtern setzten wir uns auf zwei Stühle ganz hinten. Alle 50 Mädchen waren je nach Bezirk in 5 Gruppen eingeteilt worden. Lou und ich waren mit 8 andere für die Viertel Southwark, Lewisham und Greenwich zuständig. Jede Gruppe hatte an verschiedenen Tagen Besprechung, in der man die "Wochenerfolge" untereinander austauschen sollte und Pläne gemacht wurden. Mit grazilen Schritten erreichte nun auch Hannah ihren Platz ganz vorne. Neben ihrem Stuhl standen noch zwei weitere, auf denen Chelsea und Melissa saßen. Man konnte es sich ungefähr so vorstellen, dass Hannah unsere Chefin war und die zwei ihre Vertreterinnen. Chelsea hatte lange, schwarze Haare, die sie mit einer Hand nach hinten warf und stechend blaue Augen, die gelangweilt ihre Fingernägel begutachtete. Ihr Teint war sehr hell und ein geschwungener Lidstrich zierte ihre Augenlider. Ihre Lippen hatten die Farbe von getrocknetem Blut. Sie sah aus wie eine ägyptische Schönheit, weshalb Lou und ich sie insgeheim 'Cleopatra' nannten. Melissa dagegen hatte eine schön gebräunte Haut und trug ihre braune Lockenmähne am liebsten offen. Im Gegensatz zu Chelsea, die fast nur schwarz trug, bevorzugte sie bunte Klamotten, die manchmal so grell waren, dass das Anschauen wehtat. Ihre braunen Augen waren voller Wärme und Freude, die allerdings ihre Farbe ins tiefschwarze ändern konnten, sobald sie Ungerechtigkeit oder einen Mann sah. Hannah hat mal angedeutet, dass sie wohl die schlimmste Vergangenheit mit ihrem Freund und keiner bisher ihre Geschichte übertroffen hatte. Melissa selbst verlor darüber kein Wort. Mit einem herzlichen Lächeln zwinkerte sie mir zu. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich sie angestarrt hatte.  

"Ich hoffe, ihr habt eine gute Entschuldigung, wenn ihr schon zu spät kommt", murrte Chelsea gleichgültig und ließ ihre Nägel dabei nicht aus den Augen. Hannah zog die Augenbrauen hoch und warf ihr einen drohenden Blick zu. "Was?", zischte sie. Lou rümpfte entrüstet die Nase. "Ja, Chelsea, zufälligerweise haben wir das", erwiderte sie ruhig, wobei sie 'Chelsea' wie ein Schimpfwort betonte. "Jacky hat ihren sogar zum Weinen gebracht und das hat dann ein bisschen länger gedauert. Ich meine, hallo? Zum Weinen...", prustete sie los. Unbehaglich sah ich in die Runde. Keiner sonst lachte, nur Melissa konnte sich ihr Grinsen kaum verkneifen. "Lou!", flüsterte ich und stieß ihr in die Rippen. Hannah klatschte in ihre Hände, um die Aufmerksamkeit zurück zu bekommen.  

"Also gut. Heute fällt das normalerweise folgende Training aus, weil wir etwas..." Sie wurde von Lou's Gekreische und meinem Abklatschen mit ihr unterbrochen. "Sorry", murmelten wir beide gleichzeitig, mussten aber sofort wieder grinsen. Bei uns war das Work-out, dass wir immer Freitagnachts machen mussten, extem verhasst. Gott sei Dank war es der einzige Trainingstermin in der Woche, der nach Mitternacht war. "...etwas wichtiges besprechen muss.", fuhr Hannah fort. "Es geht um ein Event, genauergesagt ein Festival, dass mitten in London stattfinden wird. Es werden pro Tag 10.000 Besucher erwartet und es geht 2 Wochen lang. Also genug Zeit, für uns, zuzuschnappen. Jeden Tag werden alle 50 Mädchen dort sein, die Auswahl ist riesig. Ihr könnt euch eure Männer selbst aussuchen. Was ihr dann mit ihnen anstellt, ist euch überlassen." Mit einem Grinsen wanderte sie vor uns auf und ab. "Wir werden allerdings nicht so regelmäßig und häufig zuschlagen, das wäre zu auffällig. Bis auf den letzten Tag, da könnt ihr euch so viele holen, wie ihr wollt." Bei dem letzten Satz wurde ihr Grinsen breiter und Chelsea fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Also gibt es eine neue Spielregel für euch. Ihr könnt dir beiden Wochen flirte, euch immer wieder mit demselben treffen und ihm dann am letzten Tag das Herz brechen. Und vielleicht noch etwas anderes?", lächelte sie. "Ich werde das alles noch mit Chelsea und Melissa genaustens organisieren und dann werden wir wieder eine Besprechung haben. Das Festival beginnt in zwei Tagen, also am Montag. Sonntag habt ihr wie immer frei." Fragend sah sie Melissa an. "Hab' ich irgendwas vergessen?" Melissa schüttelte den Kopf. "Dann wäre ja alles geklärt. Frühstück ist morgen um halb neun." Ich erhob mich und folgte Lou und den anderen nach draußen."Ach ja", grinste Hannah als wir an ihr vorbeikamen. "Kommt nicht wieder zu spät." Mit einem Zwinkern verschwand sie aus der Tür.

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London's darkest secret - Zayn Malik FanfictionWhere stories live. Discover now