Kapitel 7

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* Was würde das Kind, das du früher einmal warst, über den Menschen, der du jetzt bist, denken? -Unknown *

Es heißt, nachts als Mädchen alleine in dunklen Gassen einer Großstadt unterwegs zu sein, wäre gefährlich. Nachts kämen alle finsteren Gestalten aus ihren Verstecken und hielten Ausschau nach weiblichen Opfern. Es heißt, alleine sollte man nicht rausgehen, solange man nicht lebensmüde war. Es heißt, alleine als Mädchen hätte man keine Chance, zu entkommen. Ich aber kann euch sagen, alleine als Mann nachts unterwegs zu sein, ist tausendmal gefährlicher.

Der Durchgang zwischen zwei Gebäuden, in dem ich mich befand, war voller Müll und zerbrochenes Glas lag weit verstreut auf dem kalten Beton. Der Vollmond schwebte über mir und warf ein schwaches, weißes Licht auf die Gasse. Ich presste meinen Körper gegen die Backsteinmauer hinter mir und atmete so flach wie möglich. Meine Fingerspitzen krallten sich in den Stein und ich versuchte mein wild schlagendes Herz zu beruhigen. Ich beobachtete den Jungen, wie er eine Glasflasche aus dem Weg kickte und langsam in den Durchgang einbog. Seine Snapback hatte er nach hinten gedreht und zog ab und zu an einem Joint. Mit den dunkelblonden Haaren und dem gut trainierten Körper passte er genau in mein Beuteschema. Mit schlurfenden Schritten ging er an mir vorbei, ohne von mir Notiz zu nehmen. Ich stieß mich von der Wand ab und stellte mich in die Mitte der Gasse. Mein Blick war auf seinen Rücken gerichtet und hinter mir fuhr ein vereinzeltes Auto an dem Durchgang vorbei.

„Hey“, sagte ich mit fester Stimme. Augenblicklich drehte er sich um und hob fragend eine Augenbraue. „Ehm..hi?“, antwortete er überrascht. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und lächelte ihn bitter-süß an. Ich überlegte gerade, wie ich den Überraschungseffekt ausnutzen konnte, als sich zwei starke Arme von hinten um meine Hüften legten.

Mich durchfuhr es eiskalt und mein Herz raste. Erinnerungen an heute früh wurden wie ein Film vor meinem inneren Auge abgespult. Pass auf, Mädchen.  In Zukunft solltest du vielleicht diejenige sein, die Angst haben sollte, angegriffen zu werden, hatte Jeremy gesagt. Ich ließ meinen Ellbogen nach hinten fahren und rammte ihn in das Gesicht desjenigen hinter mir. Das alles geschah in Sekundenbruchteilen, dennoch fühlte es sich für mich an, als ob ich schon viel zu lange gezögert hatte. Jeremys Leute würden mich fertig machen.

„Auu, shit“, fluchte die Stimme hinter mir und ich erstarrte mit erhobener Faust. Sie kam mir so bekannt vor. Ich drehte mich in Zeitlupe herum, nicht sicher was ich erwarten sollte, zu sehen. Aber darauf war ich sicher nicht vorbereitet.

Zayn lag auf dem Boden und hielt sich mit der Hand die Nase, aus der Blut quoll. Ich stürzte zu ihm und kniete mich vor ihn. „Oh gott, scheiße! Tut mir leid! Ich dachte du wärst wer anders!“ Ich beugte mich über ihn und sah mir seine Verletzungen genauer an. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie der andere Junge einfach weiterging und in der Dunkelheit verschwand. Ich richtete meinen Blick wieder auf Zayn, der jetzt seine Hände von seinem Gesicht genommen hatte und mich schief anlächelte. „Mit so einer stürmischen Begrüßung hatte ich jetzt nicht gerechnet“, lachte er. Er setze sich auf und ich riss einen Stofffetzen von meinem Ärmel und drückte ihn unter seine Nase, um die Blutung zu stillen. Ich registrierte seinen Blick, der auf mich gerichtet war, aber ich starrte weiter auf seine Nase und wischte das Blut weg.

„Das sieht echt übel aus. Du solltest ins Krankenhaus“, sagte ich und versuchte weiterhin seinen Blick zu ignorieren. „Tut mir echt leid.“ Meine Hand ruhte immer noch an seiner Verletzung und er legte die seine auf meine. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken und ich war kurz davor, sie zurückzuziehen. Aber irgendetwas ließ mich zögern. Es fühlte sich so…gut an.

Seine rehbraunen Augen blieben auf mich gerichtet und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und sah nach oben. Ich hatte diese wunderschönen braunen Augen vermisst, dass musste ich wohl oder übel zugeben. Sie gaben mir wie schon letztes Mal diese ungewohnte Sicherheit, dass alles gut werden würde. Und ich glaubte ihm immer mehr, je länger ich sie ansah.

London's darkest secret - Zayn Malik FanfictionWhere stories live. Discover now