11. Kapitel

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"Sollten die Mädels nicht schon längst wieder zurück sein?" fragte Bill kauend und schaute seinen Bruder an. "Sind schon ne ganze Weile weg."

Dass er mit seinem Satz eine Wunde Stelle bei seinem Zwilling und auch bei Georg traf, war ihm gar nicht gleich bewusst.

"Eigentlich schon", murmelte Georg und schaute auf seine Handyuhr.

Und auch Tom zuckte nur mit den Schultern. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, dass es ihn innerlich fast zerriss. Irgendwas war hier komisch. Schon viel zu lange waren Julia und Caro weg. Sie wollten doch eigentlich nur kurz zum Auto, um ihre Sachen zu holen. Ihm war schon klar, dass die beiden auch sicherlich jede Menge Gesprächsbedarf hatten, so nach dieser Nacht. Aber inzwischen sollte das doch längst über die Bühne gegangen sein. Also wo zum Teufel waren sie?

"Die kommen nicht wieder", gab Gustav überflüssigerweise von sich. Denn das war genau das, was alle befürchtet hatten.

"Ich fänd's schade", grinste Bill seinen Bruder an, was ihm sofort einen mürrischen Blick einbrachte. "Ja ist ja schon gut...", er hob entschuldigend die Hände in die Höhe. "Ich bin ja schon ruhig."

"Ey Alter, was geht denn mit dir ab?" fragte nun auch Gustav, der die kleine Geschwisterzankerei belustigt beobachtete. "Tom du bist doch sonst nie so gewesen. Sonst hast du doch deine Groupies auch nie schnell genug vom Hals haben können."

"Ja und?! Das war vor Jahren! Ach fickt euch doch!" Tom ließ sein Marmeladenbrötchen fallen und erhob sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stiefelte er wütend in sein Zimmer nebenan. Nur sein Hund folgte ihm. Mit einem lauten Knall, schlug die Türe hinter den beiden zu.

"Uuups...da ist heute aber jemand arg empfindlich", kicherte Bill ehe er einen Schluck Kaffee nahm.

"Sag mal, kann es sein, dass es ihn voll erwischt hat?" fragte Gustav ungläubig und schaute abwechselnd von Georg zu Bill. Georg schaute nur verlegen zu Boden.

"Dich etwa auch?!?", fragte er dann, als er den scheuen Blick von dem Bassisten sah. "Sag mal, was ist denn mit euch passiert? Imagewandel oder wie?"

"Sieht wohl ganz danach aus", lachte Bill.

"Sag mir lieber mal, was du damit zu tun hast", nuschelte Georg und hob den Blick um Bill anzuschauen. "Was hast du mit der ganzen Sache zu tun?"

Bill wusste genau, was Georg nun von ihm wissen wollte. Schließlich hat er ihn zusammen mit Julia im Bett gesehen.

"Na was wohl? Ich hab sie gefickt." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ist ja nicht das erste Mal, dass Tom und ich uns eine teilen. Aber ich glaub dieses Mal, ist irgendwas anders", sagte er nachdenklich. Denn er spürte genau, dass Tom verändert war. Sehr sogar. "Aber die kann sich Tom eh abschminken. Sie hat nämlich schon einen Sohn. Und sicherlich auch einen Mann an ihrer Seite."

"Echt jetzt?" fragte Georg verblüfft. "Sie hat ein Kind?"

"Ja hat sie. Ich habs mitbekommen, als sie Tom davon erzählt hat. Und ich glaub kaum, dass sich Tom ein Balg ans Bein binden will."

"Puhhh", stöhnte Gustav. "Dann ist es vielleicht ganz gut, dass die Beiden gegangen sind. Das sorgt doch nur für Ärger."

Georg fand es wirklich schade, dass die Freundinnen scheinbar einfach so das Weite gesucht haben. Caro hatte ihm zwar erzählt, dass sie einen Freund hatte und somit in festen Händen war, aber er hätte es schön gefunden, sich nochmal ordentlich zu verabschieden. Und eben nicht so, wie von irgendwelchen dahergelaufenen Groupies. Diese Schiene waren er und Tom nämlich früher gefahren. Aber jetzt fand er es recht derb und wollte eben einen sauberen Strich unter die Nacht ziehen.

Verwirrtes Herz (Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt