Die zweite Rose

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Ich war wie angewurzelt. Ok, den Stich hätte ich mir auch im Schlaf IRGENDWIE zugezogen haben können, aber die Blüte... Ich hatte weder Rosen in meinem Zimmer, noch in der Wohnung. Und die Blüte war auch noch frisch. So, als wäre sie vor Kurzem abgetrennt worden. Ich saß da und konnte mich nicht mehr bewegen. Was, wenn das doch kein Klartraum war und ich mir die roten Augen doch nicht eingebildet hatte...
06:09 Uhr: Schlummer-Alarm.
Ok, jetzt muss ich echt aufstehen, sonst verpasse ich noch den Bus!
Beim Anziehen und auf dem Weg zur Bushaltestelle konnte ich nicht aufhören daran zu denken. Wie konnte das geschehen?!
Selbst bei der Arbeit konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. (Ach übrigens: Ich bin im Pflegeheim tätig. In der Tagespflege, um genau zu sein.)
Ich traute mich nicht es jemanden zu erzählen; aus Angst, man würde mich für verrückt halten. Aber ganz ehrlich: ICH selbst war kurz davor, mich für verrückt zu erklären!
16:00 Uhr: Feierabend.
Bis ich mich umgezogen hatte, war es schon 16:15 Uhr. Ich entschied mich 15 Minuten auf den Bus zu warten, statt ca. 40 Minuten zu laufen. Die frische Luft hätte mir gut getan, aber es war mir etwas zu kalt.
Zuhause angekommen schaute ich erstmal auf mein Bett, wo ich heute morgen die Blüte gelassen hatte. Sie war immer noch da. Ok, also hatte ich mir das doch nicht eingebildet.
Ich setzte mich erstmal aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Ich war allein zuhause. Mein Bruder war wahrscheinlich noch auf dem Nachhauseweg.
Wie konnte das sein?! Wer war dieser ,,Alex" (wenn er überhaupt so hieß)? Wie kam die Blüte in meinem Bett?
Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Mein Bro schmiss mein Schulranzen in die Ecke und kam zu mir ins Wohnzimmer.
Etwa zwei Stunden später, also gegen 19:00 Uhr klingelte es an der Tür.
Mein Bruder und ich guckten uns verwirrt an. Meine Mutter sollte erst in einer Stunde kommen und außerdem hat sie ein Schlüssel. Die Post kommt um diese Uhrzeit nicht mehr.
Ich nahm den Hörer ab.
,,Hallo?"
Doch nichts war zu hören.
Erst dachte ich an ein Klingelstreich, doch dann öffnete ich doch die Tür.
,,Alex" stand davor!
Mit einer Rose in der Hand!
,,Hey", sagte er lächelnd.
,,Hey", antwortete ich etwas verwirrt.
,,Wie geht's?", fragte er.
,,Gut und selbst?"
,,Auch." 
,,Ehm.. Woher weist du eigentlich, wo ich wohne?", wollte ich etwas verwirrt wissen.
,,Ich bin dir letztes Mal noch unauffällig hinterher gelaufen, um sicher zu gehen, dass dir nichts mehr passiert.", er lächelte immer noch.
,,Achsooo, also nicht nur ein Retter, sondern auch noch ein Spanner! Aber hey: Danke!"
Wir lachten und er überreichte mir die Rose.
,,Kein Problem! Die ist für dich! Das ist die zweite!", sagte er freundlich.
Ich war kurz verwirrt über den letzten Satz, dachte aber, dass ich mich verhört hätte.
,,Möchtest du reinkommen?", fragte ich.
,,Nein, nein, ich muss gehen. Bis dann!", er lief auch schon die Treppe runter.
Vor der Eingangstür drehte er sich noch ein Mal um und sagte zwinkernd: ,,Aber stich dich diesmal nicht!"
Und schon war er weg.
Ich stand da und starrte zur Tür hinunter.
Sein Ernst?!?!?!
Was geht hier ab?!
Ok, jetzt war ich mit den Nerven am Ende!
Ich schloss langsam die Tür und lief langsam und geschockt Richtung meinem Zimmer.
Mein Bruder fragte: ,,Wer war das?"
,,Der Nachbar. Der hat gefragt, ob wir ein Päckchen für ihn bekommen haben.", sagte ich kalt wie ein Roboter.
Ich setzte mich auf mein Bett und starrte in die Luft.
Ok, jetzt war ich mir 100% sicher: HIER STIMMT ETWAS NICHT!

Der UnbekannteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt