Kapitel 3

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Es war 16 Uhr Nachmittag und meine Mama fuhr mich mit dem Auto zu meiner Therapeutin. Ich weinte und mir liefen immer mehr Tränen über die Wangen. Ich wollte nicht schwach sein. Ich bin ein starkes Mädchen, sagte ich mir immer wieder. Doch ich wusste es besser. Ich war genauso hilflos wie ein Stock im Sturm.
Ich war meinen Gedanken und Gefühle ausgeliefert und hatte sie nicht mehr unter kontrolle.
Ich ging schwach die Treppen zu ihr hoch während meine Mama mich etwas stützte.
Sie klingelte und meine Therapeutin machte auf.
Ich versuchte stark zu bleiben. Aber immer wieder brach ich in schluchzen aus.
Meine Mama ging mit meiner Therapeutin in ein anderes Zimmer und ich blieb, ganz allein auf mich gestellt, dort sitzen.

Ich konnte nur undeutlich verstehen worüber sie redeten. Mittlerweile hatte ich mich wieder etwas beruhigt. Aber aufstehen konnte ich noch nicht. Dafür war ich zu schwach.
Ich lauschte also von dem Sofa, auf dem ich saß.
Ich verstand flüchtig ein paar Wörter.
"Psychosomatische Anstalt", "braucht sie" und etwas wie "sterben".
Ich bekam Panik.
Ich konnte nicht in eine Anstalt.
Ich bin doch kein Psycho! Ich bin normal. Ich achte nur ein wenig auf mehr als andere auf meine Figur. Und ich meine... manche hätten es echt nötig...
Als meine Therapeutin mit meiner Mama wieder kam, beendete ich meine Gedankenreise und sah sie erwartend an.
" Worüber habt ihr geradet?" Fragte ich unsicher.
Meine Mama sah mich besorgt an und meine Therapeutin tat es ihr gleich.
"Hallo? Jetzt sagt schon!" Forderte ich nun verunsichert auf.
"Also...", setzte meine Mama zögernd an.
"Also was?" Sagte ich, mit einem langsam genervten Unterton. "Jetzt sagt mir doch, verdammte scheiße, was los ist!"
Langsam werde ich echt wütend.
"Dein Mutter und ich denken," setzte meine Therapeutin sachlich an:
"Wir denken, dass eine Psychosomatische Klinik vielleicht das beste für dich ist."
"IHR WOLLT MICH INS IRRENHAUS STECKEN?!"
Schrie ich völlig entsetzt.
"DAS KÖNNT IHR NICHT MACHEN! ICH BIN DOCH EIN VERDAMMTER PSYCHO!"
"Beruhigt dich erstmal." Versuchte meine Mutter mich vergeblich zu beschwichtigen. Doch ich war so außer Atem und aufgebracht, dass ich im Leben nicht daran gedacht hätte runter zu kommen.
"NEIN! WISST IHR WAS?! DAS KÖNNT IHR VERGESSEN! KEINE EINTAUSEND PFERDE BEKOMMEN MICH IN SO EIN KOMISCHES PSYCHOHEIM FÜR IRRE LEUTE..."

"Das sind ausgebildete Fachkräfte die auf Fälle wie dich spezialisiert sind. Die können dir helfen, Ira." Unterbrach mich jetzt die Psychobraut.
"Auf Fälle wie mich?!" Sagte ich mit so abwertend es unterton, dass nichtmal
jemand mit Alexithymie (Gefühlsblindheit) zu doof wäre, dass nicht wahrzunehmen.
"Niemand bekommt mich in die Klapse! NIEMAND!" schie ich und rannte aus dem Gebäude.

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❌ TRIGGER WARNING ❌

Be thin until you dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt