Kapitel 4

34 6 3
                                    

'Endlich treffe ich dich wieder.'
Mit diesem Gedanken wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und ging langsam und lächelnd auf ihn zu. Der Kleine sah mich kommen und bellte daraufhin laut. Das hat Ken natürlich bemerkt, als er den Welpen immernoch sanft streichelte und drehte sich dann zu mir um. Er war überrascht, was mir verriet, dass er mich überhaupt nicht erwartet hatte und schaute mich von unten bis oben an. Sein Blick war eiskalt, als würde er sagen wollen "Verschwinde!"

"Hallo", fing ich an, "Du scheinst Hunde ja sehr zu mögen stimmst?", sagte ich leicht nervös und lächelte dabei. Er guckte mich immernoch ausdruckslos an, dann wendete er sich wieder dem Welpen zu und hielt seine Hand vor seinem Maul. Der Kleine hat nämlich die ganze Zeit über gebellt und mit dieser Bewegung wollte Ken wohl sagen, dass er aufhören soll. Dann stand er auf und sagte mit einem tiefen Unterton zu mir: "Ja das tue ich. Wer bist du eigentlich?" Seine Worte sorgten dafür, dass meine Brust schmerzte, denn das würde heißen, dass er sich nicht an mich erinnern konnte. Doch ich ließ mir nichts anmerken. "Mein Name ist Hanami und wir gehen in die gleiche Klasse.",antwortete ich ihm und versuchte dabei ganz normal zu klingen. "Kann sein, ich achte nicht so besonders auf Menschen in meiner Umgebung."
Mit diesen Worten hatte ich das Gefühl, auch wenn ich vor ihm stand, dass zwischen uns eine fette Mauer war, die er selbst errichtet hatte. Nein! Er hat eine riesige Mauer um sich herum errichtet und somit sich von allen distanziert.
"Äh also, wieso war der Kleine denn so stark verletzt und warum hat er so immens geblutet?", so machte ich weiter und gab nicht auf, denn ich wollte unbedingt ein Gespräch mit ihm anfangen. Glücklicherweise antwortete er mir, auch wenn ich bemerkt habe, dass er keine Lust hatte sich mit mir zu unterhalten. "Es waren Kinder, die immer hier im Park spielten. Sie quälten den Kleinen, bewarfen ihn mit Steinen und taten noch andere grauenhafte Sachen mit ihm. Deshalb hat er auch große Angst vor Menschen.", sagte er geknickt und setzte ein schmerzerfülltes Gesicht auf. Obwohl ich seine Stimme deutlich hören konnte, klang sie doch so fern. Als wollte er Niemanden an sich heranlassen und jedem aus dem Weg gehen. "Das ist ja entsetzlich! Dennoch kümmerst du dich so rührend um ihn. Ich wusste, dass du nicht so ein abscheulicher Schlägertyp bist, der kein Herz hat und jeden um sich herum verprügelt.", meinte ich fest davon überzeugt.
Als ich ihn dann ansah, guckte er sehr gekränkt, dass hat mich überrascht und deshalb hab ich mich gefragt, ob ich irgendetwas Falsches gesagt hätte.

Plötzlich drehte er sich um, nahm seine Einkaufstüte und ging weg. "Warte!", rief ich ihn spontan hinterher. 'W-warum geht er? Dabei wollte ich noch mit ihm über Die Sache reden und mich bedanken.'
"Bitte warte doch, habe ich was Falsches gesagt? Wenn es so ist, dann entschuldige ich mich." In dem Moment blieb er kurz stehen und drehte sein Kopf zu mir um, sodass ich nur die eine Seite seines Gesichts sehen konnte. Sein Blick, der mich angeschaut hat, war pechschwarzer als die dunkelste Nacht.
"Tu nicht so, als würdest du mich gut kennen, du weiß nichts von mir! Außerdem bin ich nicht so ein Mensch, wie du von mir denkst.", sagte er mit einem sehr zornigen, aber auch traurigen Gesichtsausdruck. Nachdem er das gesagt hatte, ging er weiter. Diese kalten Worte zerrissen mir das Herz und dieser düsterer Blick lässt meinen ganzen Körper erschaudern.

Ich spürte wie mein gesamter Körper zitterte. Ich konnte mich nicht vom Fleck bewegen, denn ich war wie erstarrt. "Warum hast du das gesagt? Wieso sahst du so traurig aus, als wärst du tief im Inneren verletzt. Welche Qual musstest du erleiden, weshalb du dich so abgegrenzt hast? Was habe ich getan, was dich so wütend gemacht hat? Hast du gewusst, dass ich dich die ganze Zeit über vermisst habe und mich tierisch gefreut habe, dich endlich wieder zusehen." Tausende Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, ohne einen Ausgang zu finden...

Nach einer langen Weile merkte ich, wie spät es eigentlich wurde. 'Oh Schreck! Ich bin heute doch für's Abendessen zuständig!' Ich machte mich sofort auf dem Heimweg, bis der kleine Welpe mich aufhielt. Es sah so aus, als würde mir der Kleine vertrauen und wollte nicht, dass ich gehe, was mich zutiefst freute. So ging ich auf die Knie und streichelte ihn zärtlich. "Keine Sorge mein Kleiner, ich komme dich bald wieder besuchen, ok? Ich werde dafür sorgen, dass dich keiner mehr verletzt, ich schwör's dir!" Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von ihm und ging schnell heim. Auf dem Weg habe ich gradlinig nur an Eins gedacht:
'Ich werde schon dafür sorgen, dass du wieder fröhlich wirst wie früher, Ken!' und hielt währenddessen meine Halskette, die mir sehr viel bedeutete, außerordentlich fest.

~My Past Our Future~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt