Kapitel 5

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Zwei Wochen vergingen und ich habe kein einziges Mal ein Wort mit Ken gewechselt. Im Moment scheint auch Keiner aus der Klasse sich mit ihm angefreundet zu haben. Manche hatten Angst vor ihm, andere wiederum konnten ihn kaum ausstehen. Gestern hat sich unser Klassensprecher sogar getraut den ersten Schritt zu wagen und ihn angesprochen, weil er unsere Arbeitshefte einsammeln musste. Jedoch gab ihm Ken keine große Beachtung, so überreichte er sein Heft ohne was zu sagen und schaute ihn mit einem selenlosen Blick an. 'Ich fragte mich, warum er so reagiert hatte und ob es dafür einen plausiblen Grund gab. Generell würde ich so gern wissen, warum er sich von den anderen so enorm abgrenzt.' Den gesamten Tag verbrachte ich nur damit mir unerklärbare Fragen zu stellen und über viele Dinge nachzudenken.

Während der Mittagspause habe ich Minako dabei geholfen, den Stapel voller Papiere vom Schülerrat ins Lehrerzimmer zu bringen. Sie ist halt eine Person, die oft um Hilfe gebeten wird und einfach nicht Nein sagen kann, weshalb ich ihr zur Hand gehen wollte. "Hast du es ihm eigentlich schon erzählt?", fragte sie mich plötzlich aus heiterem Himmel. "Nein habe ich nicht, aber ich werde es ihm schon sagen, verlass dich drauf.", sagte ich überzeugt und formte meine rechte Hand zu einer Faust und hielt es in die Lüfte.
"Du überraschst mich doch wirklich immer wieder aufs Neue. Ich bewundere wirklich deinen Optimismus Hanami.", beichte mir Minako unerwartet. "Hör schon auf damit, das stimmt doch gar nicht. Du musst echt immer übertreiben." Mir war es irgendwie peinlich und unangenehm, nachdem sie das zu mir sagte. "Hehe, da ist jemand aber verlegen.", kicherte sie, "Wirst du heute wieder den kleinen Welpen besuchen?"  "Ja, sowie ich es jeden Tag auch tue^^", beantwortete ich die Frage freudestrahlend. Ich habe Minako nämlich alles erzählt, was an meinem ersten Schultag passiert ist. Sowohl die ausdruckslose Unterhaltung zwischen mir und Ken, als auch seine Reaktion zu dem, was ich ihm gesagt hatte. Natürlich habe ich ihr auch von dem kleinen, süßen, aber auch scheuen Welpen erzählt.
"Heute kannst du wieder nicht mitkommen oder?", fragte ich sie enttäuscht. Ich sah an ihrem veränderten Gesichtsausdruck, dass es ihr sehr leid tat. "Ja heute kann ich leider nicht, denn wir haben nämlich wieder eine Probe und sie ist unglaublich wichtig. Tut mir leid.", meinte sie etwas bedrückt. "Mach dir keinen Kopf. So schlimm ist es nicht, im Gegenteil! Das ist doch großartig! Es freut mich zu sehen, wie viel Spaß du im Musik-Club hast. Ich bin mir sicher, dass alle Mitglieder von deinem Talent beeindruckt sind, immerhin kannst du fantastisch Klavier spielen!", versuchte ich die unangenehme Stimmung wieder zu erfrischen. "Ich danke dir Hanami, das ist unheimlich lieb von dir. Ich werde mein Bestes geben." "Ja genau! Diese Einstellung wollte ich von dir se-"
"ACHTUNG! PASS AUF! VOR DIR IST DIE TREPPE!!", warnte mich Minako plötzlich. Doch leider war es schon zu spät, ich kippte um und verlor mein Gleichgewicht, daraufhin fiel ich die Treppe hinunter. Die ganzen Papiere, die ich trug, ließ ich fallen, sodass sie alle auf dem Boden lagen. Für mich fühlte sich dieser Moment wie Zeitlupe an. Meine Umgebung blieb stehen, alle, die in der Nähe waren, guckten mich entweder geschockt an oder waren bereit mir zu helfen.

Ängstlich wartete ich auf den Aufprall. Als ich aber nach einer Weile noch immer keinen Schmerz spürte und es eigenartiger Weise still war, öffnete ich langsam meine Augen, die ich während des Sturzes geschlossen hatte. Der Anblick ließ mich erstarren. Ich sah Ken direkt vor mir, der mich besorgt angeguckt hatte. Er trug mich in der Prinzessin-Position, wo sein rechter Arm meine Beine festhielten und der andere Arm meinen Oberkörper. Wir waren uns zu nahe, er war mir zu nahe, viel zu nahe! Ich wurde demzufolge knallrot, schlimmer als bei einer Tomate. 'Hat er mich etwa gerettet? Wieso? Und warum sieht er mich so sorgenvoll an? Oh nein! W-warum schlägt mein Herz so gewaltig?Hoffentlich hört er es nicht rasen.' In diesem Augenblick verschwand für mich meine komplette Umgebung, es war mir so egal, wie uns die Anderen angeglotzt oder über was sie da getuschelt haben.
"Hast du dich irgendwo verletzt?", fragte mich Ken auf einmal besorgt. Seine Stimme klang diesmal freundlich und sanft, nicht so kalt und abweisend wie sonst. "N-nein, alles in Ordnung.", stotterte ich etwas und weichte seinem Blick aus.
"HANAMII!!!", hörte ich Minako rufen, die oben auf der Treppe stand und runter sprinte. "Hast du dir wehgetan?! Ist alles in Ordnung!??!" Ich sah, wie ihre Tränen ihr hochkamen.  Anschließend ließ mich Ken wieder runter und Minako stürzte auf mich zu und umarmte mich mit einem kummervollem Gesicht. "Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe. Das wird nicht wieder vorkommen, ich versprech's.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Ein Glück, dass dir nichts Schlimmes passiert ist.", schluchzte sie und klang dennoch erleichtert.
Nach einpaar Minuten ging es ihr auch schon wieder besser und wir haben die Blätter eingesammelt, die die ganze Zeit auf dem Boden verstreut waren. Wann Ken gegangen ist, habe ich nicht bemerkt, dabei wollte ich mich noch unbedingt bei ihm bedanken.

*Nach der Schule*

Ich machte mich unbekümmert auf dem Weg zum Park um den Kleinen wieder zu besuchen. Einpaar Plätzchen und Hundekekse habe ich auch schon eingekauft, immerhin mag er sie sehr. Als ich dann ankam, konnte ich ihn vorerst nicht sehen, da er sich immer an der gleichen Stelle versteckt und auf mich gewartet hatte. 'Er ist bestimmt wieder hinter dem Baum' Ich schlich mich also langsam und leise an. "Wuuaaahh!!", versuchte ich schadenfreudig ihn zu erschrecken, doch der Kleine war nicht da. Das hat mich etwas gewundert, also habe ich eine Weile auf ihn gewartet, doch er kam nicht. Langsam fing ich an mir Sorgen zu machen, so beschloss ich mich nach ihn zu suchen. Einige Minuten später fand ich ihn immernoch nicht, obwohl ich den ganzen Park nach ihm abgesucht habe. Plötzlich hörte ich eine Glasflasche zerbrechen, was mich überaus schockierte. Lautes Gelächter kam aus der Richtung, es waren tiefe Männerstimmen. Irgendwie wurde mir ganz mulmig zumute. Ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl bei der Sache, deshalb ging ich in die Richtung, von wo es kam. Was mich dort erwartet hatte, war schlimmer als ich es mir je erträumen könnte. Fünf große, aggressive und starkaussehende Männer ärgerten den Kleinen fürchterlich. Ich sah nur wiederwillig zu, wie er leiden musste und die ganze Zeit nach einem Fluchtweg gesucht hatte. Doch die angsteinflößenden Männer ließen ihn nicht gehen. Sie traten weiter auf ihn zu und schlugen seinen schwächlichen Körper gewalttätig mit einem harten Schläger. Ich konnte mir das nicht mehr mitansehen, dieser Anblick war grausam und schrecklich. So groß war mein Wille dahin zu rennen, um sie zu stoppen und ihm zu helfen. Meine ganze Wut ballte sich in mir zusammen, sodass es dafür sorgte, dass meine Hände schwitzten. Doch ich konnte mich nicht bewegen, denn mein Körper ließ es nicht zu. Ich hatte Angst, zu große Angst. 'Was kann ein zierliches Mädchen wie ich schon ausrichten. Allein schaffe ich es niemals gegen fünf Männer. Aber ich muss ihm doch zu Hilfe kommen!' Dann merkte ich, dass ich am ganzem Leib zitterte.
"WAAUUuuuuhhh...", sein leidener Schrei zog mich aus meiner Starre heraus. "HaHa! Du blöder Köter, was jammerst du so dämlich!?!", hörte ich einer von den Rowdys sagen. "Ey komm schon, ich will auch mal dran kommen!"  "Ja man isso! Echt unfair, dass du ihn so oft schlagen darfst. Ich will ihn auch bluten lassen ahahaha"
Je mehr ich ihr Gerede anhörte, desto zorniger wurde ich. Selbst wenn ich total verängstigt war und mich kaum bewegen konnte, so nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und rannte zu ihnen, weil ich es mir nicht mehr mitansehen konnte. "Hey! Lasst ihn in Ruhe! Ihr sollt sofort damit aufhören!", schrie ich sie an. "Hm? Hey wer ist das?", wunderte sich einer von denen? "Kein Plan, aber ich weiß jetzt schon, dass sie uns nichts Gutes zu sagen hat.

Anschließend blieb ich vor ihnen stehen, äußerlich versuchte ich die Ruhe zu bewahren, doch innerlich war ich eher von Angst erfüllt. "Schämt ihr euch denn gar nicht? Ihr geht zu fünft auf einen kleinen Welpen zu und habt noch Spaß dabei ihn zu verletzen!", kam es laut von mir. Plötzlich griff eine große, kräftige Hand mein Hals und erdrückte es. Ich konnte schwer atmen. "Ziemlich lautes Mundwerk für so'n Zwerg wie dich!" Jeder von ihnen hat mich in dem Moment abscheulich angeguckt, ihre Blicke durchbohrten mich.
*keucht keucht* 'Ich krie-ge k-keine L-luft mehr. Bitte, hilft mir doch jemand, ich habe Angst...' "Ahhhh!!! Du blödes Stück Dreck! Verpiss dich!!" Ich sah wie der Kleine verzweifelt versucht mir zu, indem er ins Bein desjenigen pisst, der mich gerade erdrückt. Doch die Anderen schleuderten ihn weg, sodass er dabei noch mehr Blut verlor und schlugen ihn bewusstlos. "N-nein! *keucht* H-h-hört auf... Ich fle-he euch an...", ich spürte den Drang meine Tränen rauszulassen, aber ich konnte nicht! "Na, jetzt bist du wohl nicht mehr so vorlaut du Miststück! Anstatt dich um diesen Köter zu sorgen, hättest du lieber abhauen sollen!" Mit diesen abartigen Worten schleuderte er mich weg, sodass ich heftig auf den Boden fiel. Dann kamen auch schon die restlichen vier Rowdys dazu und sie fingen an mich brutal zu treten, genauso wie bei dem Kleinen.
"Verreck die hässliche Nutte! Deine Visage will niemand sehen! Bist jetzt nicht mehr so tapf was?"
Mir wurde schwarz vor Augen und ich begann langsam mein Bewusstsein zu verlieren.
"He! Wer zum Teufel bist du?!", waren die letzten Worte, die ich noch mitbekam. Dann sah ich verschwommen eine weitere Person kommen, bevor ich endgültig bewusstlos wurde....

Danke an die, die das ganze Kapitel gelesen haben^^
Ich weiß, dass es etwas zu lang geworden ist
Wenn ihr nicht so lange Kaps wollt, dann sagt es mir, damit ich für das nächste Mal Bescheid weiß
Ansonsten würde ich mich auf ein Feedback freuen ( ^ω^ ) und wir sehen uns beim nächsten Kap :D

~My Past Our Future~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt